Subject:
Chossudovskys Artikel über NATO-Terrorherrschaft,
Teil III (deutsch) (fwd)
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Date: Wed, 25 Aug 1999 18:30:36 +0200
From: Klaus von Raussendorff <raussendorff@home.ivm.de>
To: Raussendorff Klaus von <raussendorff@home.ivm.de>
Subject: Chossudovskys Artikel über NATO-Terrorherrschaft, Teil III (deutsch)
IM KOSOVO HAT DIE NATO EINE HERRSCHAFT DES TERRORS ERRICHTET
Von Michel Chossudovsky
Deutsche Email-Fassung in drei Teilen in der Übersetzung von Rainer Rupp
Teil I: Massaker von Zivilisten im Kosovo
Teil II Von der Krajina zum Kosovo: Umrisse für die Zukunft
Teil III Nach dem Ende des Konflikts
Die Tagesordnung der NATO für das Kosovo
(Fußnoten jeweils am Ende der einzelnen Teile)
Der Artikel wurde am 31. Juli 1999 der Unabhängigen
Untersuchungskommission zur Erforschung der U.S.-/NATO-Kriegsverbrechen
gegen das jugoslawische Volk, International Aktion Center, New York vorgelegt.
Teil III : Nach dem Ende des
Konflikts - Die Tagesordnung der NATO für das Kosovo
DIE NATO-TAGESORDNUNG FÜR DAS NACHKRIEGSKOSOVO
Sowohl das Massaker in der Medak-Tasche
als auch die "Operation Sturm" in Kroatien stehen in direkter Zusammenhang
mit der sich entwickelnden Sicherheitslage im Kosovo und den Massaker und
ethnischen Säuberungen durch UCK-Truppen. Wenn auch die Umstände
in Kroatien ganz anders waren, so gehören doch einige von denen, die
direkt an der Planung der beiden Operationen der kroatische Armee beteiligt
waren, zu den derzeitigen Schlüsselfiguren im Kosovo. Außerdem
steht die US-Söldnerfirma MPRI, die 1995 mit der kroatischen Armee
zusammenarbeitete, mit der UCK unter Vertrag. Zur Ernennung von Brigadegeneral
Agim Ceku als UCK-Stabschef gab der NATO-Sprecher Jamie Shea in einer Presseanweisung
im Mai nur beiläufig einen nichtssagenden Kommentar ab: "Wie
Sie wissen habe ich wiederholt betont, daß die NATO keine direkten
Kontakte mit der UCK hat. Wen die zu ihren Führern ernennen,
das ist ganz und gar deren ureigene Angelegenheit. Ich habe dazu
keinen weiteren Kommentar." (45)
Obwohl die Beweise das Gegenteil bestätigten, behauptete die NATO,
"keine direkten Kontakte mit der UCK" zu haben. Tatsächlich
konnte sich der UCK-Terrorismus mit der stillschweigenden Zustimmung der
NATO im Nachkriegskosovo etablieren. Die Unterstützung der UCK
ist reichlich dokumentiert. Verschiedene Berichte belegen, daß
bereits seit Mitte der 90er Jahre die UCK geheime Hilfe und Ausbildung
von der CIA und dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) bekommen hat.
Außerdem bestand die Zusammenarbeit der UCK mit den Söldnern
von MPRI schon vor der NATO-Bombardierung. (46)
Und die Hilfe beim Aufbau der UCK-Kräfte war schon lange Teil der
NATO-Planung. Bereits Mitte 1998 war die Militärallianz der
NATO von der bisherigen geheimen Unterstützung der UCK zu offenen
Hilfeleistungen übergegangen. Wen störte es schon, daß
dadurch verschiedene Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats in krasser Weise
verletzt wurden. Die Resolution UNSCR Nr. 1160 vom 31 März 1998 verurteilte
z.B. aufs schärfte "alle Terrorakte durch die UCK oder irgendeine
andere Gruppe oder Einzelperson und jegliche externe Unterstützung
für terroristische Aktivitäten im Kosovo, einschließlich
deren Finanzierung, Versorgung mit Waffen und deren Training".
NATO-Beamte, westliche Staatsoberhäupter und Regierungschefs, der
Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan und, nicht zu vergessen,
die Chefanklägerin des Den Haager Kriegsverbrecher Tribunals, Louise
Arbour, sie allen mußten z.B. von Brigadegeneral Agim Cekus Beteiligung
an den Planungen der verbrecherischen Operationen "Sturm" und "Verbrannte
Erde" gewußt haben. Sicherlich hätten einige Fragen gestellt
werden müssen.
Nach den Bombardements im Kosovo zeichnet sich jedoch deutlich ab, daß
die NATO ihre Aktivitäten auf dem Balkan fortführen und ausbauen
will. Militärisches Personal und UNO-Bürokraten, die vorher in
Kroatien oder Bosnien stationiert waren, wurden routinegemäß
ins Kosovo versetzt. Dabei wiederholt sich das Muster von Kroatien und
Serbien. KFOR-Kommandant Sir Michael Jackson war z.B. vorher als IFOR-Kommandant
dafür verantwortlich, die Rückkehr der aus der Krajina vertriebenen
Serben zu organisieren. (47) Und in dieser Funktion
hatte Sir Michael Jackson darauf bestanden, "daß man sich mit der
Rückkehr und Wiederansiedlung [der Krajina Serben] Zeit lassen sollte,
um Spannungen mit den Kroaten zu vermeiden". Zugleich warnte er die
rückkehrwilligen Serben vor der großen Gefahr durch Landminen.
(48) Rückblickend läßt sich feststellen,
daß es selbst unter dem Schutz der UNO nur sehr wenigen Krajina-Serben
erlaubt worden war, in ihre Heimat zurückzukehren.
Und ein Prozeß mit ähnlichem Verhaltensmuster hochrangiger NATO-Offiziere
wird nun im Kosovo sichtbar. Bemühungen der NATO zum Schutz
von Serben und Roma im Kosovo erweisen sich lediglich als Gesten, um den
Schein der Unparteilichkeit zu wahren. Aber diejenigen, die vertrieben
wurden, werden nicht ernsthaft ermuntert, unter dem Schutz der UNO in ihre
Heimat zurückzukommen. Im Nachkriegskosovo werden die "ethnischen
Säuberungen" durch die UCK von der "internationalen Gemeinschaft"
als "fait accompli" hingenommen.
Während die USA und ihre Verbündeten lauthals "Demokratie" und
"gute Regierungsstrukturen" auf dem Balkan fordern, haben sie im Kosovo
mitgeholfen, eine paramilitärische Regierung mit Verbindungen zum
Organisierten Verbrechen aufzubauen.
Das vorhersehbare Resultat dieser Entwicklung ist die völlige "Kriminalisierung"
der zivilen, staatlichen Institutionen und Einrichtungen und die Errichtung
eines Gebildes, das wohl am besten als "Mafia-Staat" bezeichnet werden
kann. Dabei haben sich die NATO und die alliierten Regierungen durch
ihre nachhaltige Unterstützung der UCK zu Komplizen gemacht, was ebenfalls
auf die de Facto "Kriminalisierung" der KFOR und des friedenserhaltenden
Apparates der UNO im Kosovo hindeutet. Die internationalen Hilfsorganisationen
und Geber-Regierungen (z.B. die Finanzhilfe des US-Kongresses, die mehrere
Resolutionen des UNO-Sicherheitrats verletzt) leisten in Bezug auf die
finanzielle Unterstützung der UCK Beihilfe zur Kriminalisierung der
staatlichen Institutionen im Kosovo. Durch die Zwischenschaltung
einer paramilitärischen Gruppe (unterstützt und finanziert durch
Washington und Bonn) trägt die NATO letztendlich die Last der Verantwortung
für die Massaker an Zivilisten und die ethnischen Säuberungen im Kosovo.
STAATLICHER TERROR UND DER "FREIE MARKT
Staatlicher Terror und der "freie
Markt" scheinen Hand in Hand zu gehen. Und die parallel dazu laufende
"Kriminalisierung" der staatlichen Institutionen im Kosovo verträgt
sich gut mit den ökonomischen und strategischen Zielsetzungen des
Westens auf dem Balkan. Ungeachtet der Massaker an Zivilisten hat
sich die selbsternannte UCK-Führung dazu verpflichtet, ein "sicheres
und beständiges Klima" für ausländische Investoren und internationale
Kreditinstitute zu schaffen. Der Finanzminister Adem Grobozci und
andere Repräsentanten der provisorischen Kosovo-Regierung, die zu
den verschiedenen Geberkonferenzen gekommen sind, sind alle von der UCK
in ihre Positionen gehoben worden. Dagegen waren die Mitglieder des
KDL, der Partei von Ibrahim Rugova, (von den ethnischen Kosovo-Albanern
parallel zur letzten parlamentarischen Wahl ordnungsgemäß gewählt)
nicht einmal vom Westen eingeladen worden, an dem "Stabilisierungs-Gipfeltreffen"
in Sarajevo Ende Juli 99 teilzunehmen.
"Marktwirtschaftliche Reformen" sind unter der Aufsicht der Bretton Woods
Institutionen (Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank; Anm.
RR) für das Kosovo vorgesehen. Dies geschieht weitgehend in
Anlehnung an die in Rambouillet von der NATO festgeschriebenen Strukturen.
Artikel I (Kapitel 4 a) der Rambouilletvereinbarung betont: "Die
Wirtschaft des Kosovo wird in Übereinstimmung mit den Grundregeln
des freien Marktes arbeiten". Die UCK-Regierung wird hauptsächlich
für die Durchsetzung dieser Reformen und der Absicherung der Darlehenskonditionen
verantwortlich sein.
In enger Verbindung mit der NATO hatten die Bretton Woods Institutionen
bereits die Konsequenzen einer etwaigen militärischen Intervention
und Besatzung des Kosovo analysiert; fast ein Jahr vor Kriegsbeginn:
Dabei hatte die Weltbank verschieden "Notfallsituationen" im Kosovo simuliert,
die aus den dortigen Spannungen entstehen konnten." (49)
Der geplante "Wiederaufbau" des Kosovo, der durch die Ausweitung der internationalen
Schulden finanziert werden soll, hat die Übertragunge des Rechtes
zur Ausbeutung der Bodenschätze des Kosovo an das multinationale Kapital
zum Ziel. In dieser Hinsicht hat die UCK bereits, in Erwartung ihrer
Privatisierung, die größte Kohlengrube bei Belacevac in Dobro
Selo, nordwestlich von Pristina besetzt. Seinerseits hat das Auslandskapital
den weitläufigen Grubenkomplex von Trepca fest ins Auge gefaßt,
der "der wertvollste Besitz auf dem ganzen Balkan ist, mit einem Schätzwert
von mindestens $5 Milliarden." (50) Der Trebca-Komplex
umfaßt nicht nur Kupferabbau und große Reserven von Zink,
sondern auch Kadmium, Gold und Silber. Er umfaßt einige Schmelzanlagen,
17 Metallaufbereitungs-anlagen, ein Kraftwerk und die größte
Batterienfabrik Jugoslawiens. Nordkosovo hat außerdem geschätzte
Reserven von 17 Milliarden Tonnen Steinkohle und Braunkohle.
Unmittelbar nach den Bombardierungen wurde das Management vieler Unternehmen
von Leuten übernommen, die von der UCK bestimmt wurden. Dadurch wiederum
sind die Führer der provisorischen Regierung des Kosovo (PRK) zu interessanten
Vermittlern für das multinationale Kapital geworden, denn sie sind
bereit, die Wirtschaft des Kosovo zu Schleuderpreisen an ausländische
Investoren zu verkaufen. Ganz sicher wird dem Land auch noch die
lebensgefährliche "ökonomische Therapie" des IWF aufgedrückt
werden. In deren Folge wird die regionale Wirtschaft auseinander genommen
und die Landwirtschaft dereguliert werden. Lokale Industrieunternehmen,
die bis dahin noch nicht total zerstört worden sind, werden in den
Bankrott getrieben werden.
Im Rahmen des von der Weltbank geförderten Privatisierungsprogrammes
werden die gewinnbringendsten Betriebe schließlich in die Hände
des Auslandskapitals übergehen. Die "starke ökonomische Medizin
", die (nach neoliberalem Vorbild; Anm. RR) von den ausländischen
Gläubigern der lokalen Wirtschaft verordnet wird, wird dazu beitragen,
die kriminelle Wirtschaft weiter aufzuladen, so wie das bereits in Albanien
geschehen ist
"Die Verbündeten werden mit dem Rest der internationalen Gemeinschaft
zusammen arbeiten, um beim Wiederaufbauen des Kosovo zu helfen, sobald
die Krise vorüber ist: Der Internationale Währungsfonds
und die Gruppe der sieben industrialisiertesten Länder (G-7) gehören
zu denen, die bereit sind, den Ländern der Region finanzielle Hilfe
anzubieten. Wir möchten die korrekte Koordination der Hilfe gewährleistet
sehen und den Länder helfen, auf die Auswirkungen der Krise zu reagieren.
Dies sollte mit den notwendigen strukturellen Verbesserungen in den betroffenen
Ländern Hand in Hand gehen, wobei die Länder auch auf Haushaltsunterstützung
von der Internationalen Gemeinschaft zählen können. (51)
Darüber hinaus bedeutet der sogenannte "Wiederaufbau" des Balkan durch
Auslandskapital viele Milliarden schwere Verträge für Auslandsunternehmen,
um die Infrastruktur des Kosovo auszubauen. Im Allgemeinen werden von dem
für den Balkan vorgeschlagenen "Marshall-Plan", der von der Welt-Bank
und der Europäischen Entwicklungsbank (EBRD) sowie durch einige private
Kreditinstitute finanziert werden soll, vor allem die großen westlichen
Bergbau-, Erdöl- und Bauunternehmen profitieren. Zugleich werden
die Auslandsschulden der ganzen Region bis weit ins nächste Jahrtausend
in die Höhe getrieben werden.
Und das Kosovo wird geneigt sein, diese Schuld durch die Wäsche
von schmutzigen Geldern zurückzuzahlen. Jugoslawische Banken
im Kosovo werden geschlossen werden. Das Bankensystem wird unter
der Aufsicht westlicher Finanzinstitute dereguliert werden. Drogendollars
aus dem Milliarden großen Balkandrogenhandel werden zur Finanzierung
der Auslandsschulden und der Kosten des "Wiederaufbaus" recycled werden.
Der lukrative Strom von Drogendollars stellt folglich den ausländischen
Investoren beim "Wiederaufbau" erhebliche und sichere Gewinne in Aussicht.
Außerdem sichert die Existenz des Kosovo als ein Drogenstaat die
ordnungsgemäße Rückzahlung der internationale Schulden.
Die internationalen Gläubiger sind bereit, die Herkunft des Geldes
zu ignorieren, solange die Schulden bezahlt werden. Sie haben ein
stillschweigendes Interesse an der Regierung, die die Wäsche von Drogengeldern
erleichtert.
In dieser Hinsicht gleicht das Muster der Entwicklung im Kosovo dem, das
im benachbarten Albanien beobachtet werden konnte. Seit den frühen
neunziger Jahren haben die IWF-Reformen zur totalen Verarmung der albanischen
Bevölkerung geführt und die albanische Wirtschaft in den Bankrott
gestürzt. Die Entwicklung erreichte mit dem Einsturz der betrügerischen
Finanzpyramiden 1996-97 ihren Höhepunkt. Die tödliche ökonomische
Therapie des IWF verwandelt Länder in offene Regionen. In Albanien
und, in geringerem Ausmaß, in Mazedonien, hat sie auch zum Wachstum
von illegalem Handel und zur Kriminalisierung staatlicher Institutionen
beizutragen.
Ende Teil III
Fußnoten von Teil III:
45. NATO Press Briefing, 14 May 1999.
46. For further details see Michel Chossudovsky, Kosovo `Freedom Fighters' Financed by Organized Crime, CAQ, SpringSummer 1999.
47. Jane's Defence Weekly, Vol 25, No. 7, 14 February 1996.
48. Ibid.
49. World Bank Development News, Washington, 27 April 1999.
50. New York Times, July 8, 1998, report by Chris Hedges.
51. Statement by Javier Solano, Secretary General of NATO, published in The National
Copyright by Michel Chossudovsky,
Ottawa, August 1999. All rights reserved. Permission is granted to post
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On Global Poverty and the Financial Crisis:
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