Vom MAI zur Milleniumrunde der Welthandelsorganisation (WTO)
Wir müssen den erneuten Versuch eines
Investitionsabkommens zugunsten der transnationalen Konzerne verhindern!
Ende November 1999 wird in Seattle (USA)
der Ministerrat der WTO tagen. Nachdem unter dem Druck des weltweiten Widerstands
das Multilaterale Abkommen über Investitionen (MAI)
im Oktober 1998 scheiterte, soll nun auf dieser Tagung eine weitere Runde
der Liberalisierung der Weltwirtschaft zugunsten der transnationalen Konzerne
(TNKs) initiiert werden. Die Betreiber dieser sogenannten
"Millenniumrunde" verfolgen dabei die gleichen anti-demokratischen Ziele
wie im vorher zu Fall gebrachten MAI. Ja, sie wollen noch umfassendere
Vertragswerke verwirklichen, um die geplante Konzernherrschaft in allen
Ländern der Welt auf Dauer zu etablieren.
Die Vorgeschichte
Zwischen April 1997 und Oktober 1998 gab es eine
internationale Kampagne gegen das geplante MAI. Auch wir in Deutschland
waren daran beteiligt. Damals versuchten die TNKs und die Ideologen der
brutalen, neoliberalen Globalisierung durch ihre Handlanger in den Regierungen
im Rahmen der OECD ihre schon existierende Herrschaft auf dem Gebiet des
Welthandels auch auf das Gebiet der Investitionen auszuweiten. Wenn das
MAI Wirklichkeit geworden wäre, hätten die demokratisch gewählten
Parlamente und Regierungen der Unterzeichnerländer ihre schon heute
faktisch dürftige Macht im Bereich der gesamten Wirtschaftspolitik
eingebüßt, auch juristisch. Sie wären dem Diktat eines
umfassenden internationalen Vertragswerks unterworfen. Dies hätte
noch mehr negative Folgen auch im Bereich von Sozial- und Umweltpolitik
gehabt, als die neoliberale Politik der konservativen Regierungen schon
sowieso verursacht hat.
Der internationalen Widerstandskampagne gelang es, diesen Machtergreifungsversuch
der TNKs zu verhindern. Unter dem Druck der Kampagne entschied die französische
Regierung im Oktober 1998, sich nicht mehr an den MAI-Verhandlungen zu
beteiligen. Kurz darauf entschied die OECD, die MAI-Verhandlungen fallen
zu lassen.
Die WTO und die geplante „Millenniumrunde“
Die WTO wurde im Januar 1995 gegründet. Sie
ist der krönende Abschluß eines langen Prozesses gewesen: In
den 80er Jahren wurde in den meisten kapitalistischen Ländern - unter
der Führung der Regierungen von Ronald Reagan in den USA, Margaret
Thatcher in Großbritannien und- später auch von Helmut Kohl
in der BRD - die neoliberale Politik der radikalen Deregulierung, Privatisierung,
des Abbaus des Sozialstaates und der Umverteilung von unten nach oben eingeführt.
Diese allgemeine Politik wurde auch im Welthandel durchgesetzt. In achtjährigen
internationalen Verhandlungen - der sogenannten Uruguay-Runde des Allgemeinen
Handels- und Zollabkommens (GATT) - wurden mehrere Verträge abgeschlossen,
die die Befugnisse von gewählten Regierungen und Parlamenten im Bereich
des internationalen Handels drastisch beschneiden und den Unterzeichnerstaaten
auch Kompetenzen über weitere Bereiche der Wirtschaft (wie z.B. über
das Patentrecht und die Landwirtschaft) entziehen - zugunsten der großen
TNKs.
Die Uruguay-Runde wurde im Dezember 1994 abgeschlossen. Im Januar 1995
übernahm die WTO die Aufgabe, über die Einhaltung der GATT-Verträge
zu wachen und die weitere, unumkehrbare Deregulierung der Weltwirtschaft
zu betreiben. Sie sollte auch fünf Jahre nach ihrer Gründung
eine kritische Auswertung ihrer Arbeit und der Auswirkungen der Verträge
vornehmen. Aber bevor diese Auswertung überhaupt begonnen hat, verlangen
die großen Wirtschaftsmächte eine neue Verhandlungsrunde - über
den schon erwähnten Bereich der Investionen, über Wettbewerb
und über das öffentliche Beschaffungswesen. Durch Verträge
über die letzten zwei Bereiche wollen sie die noch bestehenden Rechte
der einzelnen gewählten Regierungen und Parlamente beseitigen, Wettbewerb
in ihren eigenen Ländern zu regulieren und bestimmte schwache oder
sonst unterstützungswürdige Wirtschaftsakteure durch Aufträge
zu unterstützen.
Die WTO ist eine Organisation, in der die Entwicklungsländer die Mehrheit
haben. Man könnte also meinen, da könne doch kein neuer Vertrag
zustande kommen, der nicht ihrem Interesse dient. Aber alle Entwicklungsländer
sind bei den G-7-Ländern, dem IWF und der Weltbank hoch verschuldet.
Sie sind von deren Wohlwollen abhängig, viele sogar erpressbar geworden.
Zwar lehnen einige von ihnen die Millenniumrunde ab, weil sie fürchten,
daß die vorgeschlagenen neuen Verträge sie in eine noch tiefere,
neokoloniale Abhängigkeit von einigen TNKs bringen würden. Andere
aber unterstützen den Vorschlag einer neuen Liberalisierungsrunde,
weil dort der übliche Interessensgegensatz zwischen der herrschenden
Elite und der Mehrheit des Volkes auch im Bereich des Welthandels und grenzüberschreitender
Investitionen besteht. Das ist auch der Fall in den Industrieländern
einschließlich Deutschlands und der anderen EU-Länder. Das ist
der Grund, warum die herrschenden Eliten dieser Länder diese neue
Offensive durch die EU-Kommission starteten, deren Außenhandelskomissar
selbstherrlich, ohne jedwede parlamentarische Kontrolle über die Millenniumrunde
verhandelt.
Die geplanten neuen Verträge werden zur Etablierung der weltweiten
Konzernherrschaft und zur weiteren Entdemokratisierung führen. Sie
würden der Mehrheit der Menschen schaden - auch in den Industrieländern,
auch in Deutschland. Darum gibt es in vielen WTO-Mitgliedsländern
eine große Protestbewegung gegen die geplante Millenniumrunde - in
dem reichsten Industrieland USA genauso wie in Bangladesh. Über 1100
NROs und Basisorganisationen in diesen Ländern fordern in einer gemeinsamen
Erklärung, daß keine neue Verhandlungsrunde in der WTO eröffnet
wird.Wir schließen uns ihrem Protest an, und rufen zum Widerstand
auf:
Keine Milleniumrunde in der WTO!
Schreiben Sie Protestbriefe an die
Bundesregierung und die EU-Kommission, an Ihre Abgeordneten und andere
PolitikerInnen!
Adressen:
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Scharnhorststr.
34-37, 10115 Berlin, E-Mail: 100536.2544@compuserve.com
EU: Der Kommissar für Handel, Herr Pascal Lamy, 200, rue de la loi, B-1049 Bruxelles, Belgien
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Gründen Sie Gruppen für
Diskussionen und Infoveranstaltungen!
Beteiligen Sie sich am internationalen Aktionstag
am 30. November!
Nehmen Sie Kontakt mit anderen Gruppen auf!
Netzwerk gegen Konzernherrschaft und Neoliberale Politik
Adresse ab Mitte Oktober 1999:
c/o Juergen Crummenerl, Richard-Wagner-Str.14, D-50674 Köln
Fon: 0221-2336485, Fax: 0221-2336482
E-Mail: netzwerk-gegen-neoliberalismus@gmx.net
Internet: http://come.to/netzwerk-gegen-neoliberalismus
Spendenkonto: Sonderkonto Paula Keller,Kto Nr.455803503, Postbank Köln,
BLZ 37010050
Informationsmaterial können Sie bei uns erhalten.
Wir bitten um Spenden auf obiges Konto.
ViSdP: Prof. Dr. Maria Mies
Spackparade "Gegen Umstrukturierung und Neoliberalismus"
30.11.99 ab 19:30 Uhr von Prenzlauer Berg nach Mitte
TABD - (TransAtlantic Business Dialogue)
29./30.10.99, Berlin, Aktionstage
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