Sprengstoffanschlag:

Verletzte sind überwiegend Juden

Rechtsradikaler Hintergrund möglich - Täter unbekannt

Düsseldorf - Einen Tag nach dem Bombenanschlag von Düsseldorf schließen die Ermittler einen rechtsradikalen Hintergrund nicht aus. Die meisten Opfer des hinterhältigen Sprengstoffattentats sind jüdischen Glaubens. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Freitag allerdings keine heiße Spur. Motiv und Täter waren noch unbekannt. Inzwischen seien alle Opfer außer Lebensgefahr.

Anklicken zum Vergrößern
Die Splitter flogen in einen Umkreis von 100 Metern. Beamte des Bundeskriminalamtes suchen am Freitag nach der Explosion einer Bombe am Vortag nach Spuren.

Die Gruppe der neun Verletzten kam gerade vom Deutschunterricht aus einer Sprachschule. Da sie die Stelle täglich zur gleichen Zeit passierten, sei ein gezieltes Attentat denkbar. Allerdings könnten die Kontingentflüchtlinge aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion auch zufällig in den Splitterhagel der Detonation gelaufen sein, hieß es. Die Ärzte hätten das Bein einer 26-jährigen Frau aus Hilden wieder annähen können, die im fünften Monat schwanger war. Die Splitter hatten das Ungeborene im Mutterleib getötet. Auch ihr 28-jähriger Mann schwebte nach der Tat mit schweren Bauchwunden in Lebensgefahr. Die Beamten konnten am Freitag erst eine Verletzte vernehmen.

Spurensuche

Anklicken zum Vergrößern
Polizeikräfte suchen auch die Gleisen nach Hinweisen ab.

Zum Sprengsatz gab es noch keine näheren Erkenntnisse. Bei den Verletzten handelt es sich um sechs Frauen und drei Männer im Alter von 24 bis 50 Jahren. Tatortgruppen des Landes- und des Bundeskriminalamts nahmen das Gelände am Freitag erneut unter die Lupe. Bis zu 150 Beamte waren mit der Spurensuche beschäftigt. Auch Hubschrauber wurden eingesetzt. Splitter wurden in einem Umkreis von 100 Metern entdeckt. Die Ermittler setzten 10.000 Mark Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter führen.

"Abscheulicher Anschlag"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat das Attentat als "abscheulichen Anschlag" verurteilt. Zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen wolle er sich aber nicht an Spekulationen beteiligen, ob bei der Tat ein fremdenfeindlicher oder antisemitischer Hintergrund eine Rolle gespielt habe, sagte Zentralratspräsident Paul Spiegel am Freitag. Allerdings nehme die jüdische Gemeinschaft "betrübt zur Kenntnis, dass der größte Teil der Verletzten Juden sind", sagte Spiegel. Dies stehe jedoch für ihn nicht im Vordergrund, denn "der Anschlag war ein Angriff auf Menschen, egal welcher Religion sie angehören".

mehr: Neun Menschen verletzt - Zwei schweben in Lebensgefahr 27.juli 000

 
squatted: 28.juli 000 von twh (NO PASARAN!)   orgiginalfundort: http://rhein-zeitung.de/on/00/07/28/topnews/bombneu.html