Zitate
Wir setzen Informationen dagegen ...
"Sich selbst zu verändern,
glaubwürdig zu werden, Menschen zu überzeugen und den verschiedensten
Formen von Ausbeutung und Terror entgegenzuwirken, das mag in manchen Augenblicken
ungeheuer schwer erscheinen. Und dennoch gibt es dazu keine Alternative."(Rudi Dutschke)
Das Denken der Zukunft muß Kriege unmöglich machen.(Albert Einstein)
"Ich weiß nicht, welche Waffen im nächsten Krieg zur Anwendung kommen, wohl aber, welche im übernächsten: Pfeil und Bogen."(Albert Einstein)
"Wenn einer mit Vergnügen
zu einer Musik in Reih und Glied marschieren kann, dann hat er sein großes
Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon
völlig genügen würde."(Albert Einstein)
x"Frieden ist nicht alles,
aber alles ist nichts ohne Frieden." - Willy BRANDT (zit. vom ehemaligen
YU-Botschafter Horst GRABERT auf dem JuSo-Bundeskongreß in Leipzig,
7.5.99)
"Wir haben heute die Möglichkeit,
ausgehend von 50 Jahren Frieden in Europa unsere Völker und Staaten
in freundschaftlicher Nachbarschaft immer enger zu verzahnen. Dies ist
der Auftrag, den wir von unseren Vätern und Müttern, die zwei
schreckliche Kriege auf diesem Kontinent erleben mußten, übernommen
haben." - Gerhard SCHRÖDER in seiner Regierungserklärung vom
26.3.99
"Wer Menschheit sagt, will
betrügen." - Carl SCHMITT (zit. in der ZEIT v. 29.4.99)
"Heute nehmen die Serben
einen zweiten Anlauf zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Beide, Serben
und Albaner, sollten dies als eine Chance zur friedlichen Lösung der
Kosovo-Frage begreifen." - Außenminister Klaus KINKEL in der WELT
vom 10.3.97
"Die Massenvertreibungen
haben erst vor drei Wochen begonnen" - Kirsten WIENBERG, Medica mondiale
(ARD-Frühstücksfernsehen, 16.4.99, 7:25)
"Nach Beginn der Bombardements
begann das Chaos." - Natasa KANDIC, serb. Menschenrechtlerin, in der SZ v. 3.5.99
"Der Nato-Angriff hat, wie
ein rollender Schneeball, die humanitäre Katastrophe ausgelöst
und vergrößert" - Régis DEBRAY, franz. Philosoph und
Schriftsteller, in der WELT v. 17.5.99
"Treiben Sie uns nicht zu
militärischen Aktionen, sonst gibt es einen europäischen Krieg,
vielleicht sogar einen Weltkrieg." - Präsident Boris JELZIN
"Rußland ist verpflichtet,
Jugoslawien mit allen Mitteln zu unterstützen." - Gennadi SJUGANOW
(Moskau, 1.5.99)
"Ein jeder Politiker, der
da versucht, den Jugoslawen in den Rücken zu fallen, hat keine politische
Zukunft in Rußland mehr." - Igor MAXIMYTSCHEW v. Moskauer Europa-Institut,
ZDF 6.5.99
"Man kann niemals Frieden
schaffen mit Waffen. Nur mit Verhandlungen und Gesprächen können
Konflikte gelöst werden. Die Nato ist im Unrecht." - Erika RIEMANN-NOLTENIUS,
u.a. Vorsitzende des Fördervereins der Virginia-Woolf-Frauenuniversität
"Even for the world's only
superpower, the ends don't always justify the means." - Jimmy CARTER in
der New York Times v. 27.5.99
"Der Verrat hat Konjunktur
in diesen Tagen" - Jörg LAU (DIE ZEIT, 22.4.99)
"Glauben Sie, es geht im
Kosovo um Menschenrechte?" - Plakatinschrift bei Montagsdemonstration in
Leipzig (=> WELT, 12.5.99)
"Das erste, was im Krieg
stirbt, ist die Wahrheit." - Angelika BEER, Verteidigungsexpertin der Grünen,
im ZDF-Morgenmagazin v. 5.5.99, 8:19
"Die Macht der Nato kennt
keine Grenzen. Es wird das Grab Jugoslawiens und das Grab des Friedens
in Europa sein, es wird eine totale Katastrophe." - Armando COSSUTA (72)
im Gespräch mit Slobodan MILOSEVIC
"Selbst ein gemäßigter
serbischer Politiker an der Stelle von Milosevic hätte diesen Text
niemals unterzeichnet." - Hermann SCHEER, SPD (zit. in taz 6.4.99; vgl.
auch SZ 27.4.99)
"[...] erlauben Sie mir
zu fragen, wie kann man ein richtiges Ziel, ich wiederhole: ein richtiges
Ziel, erreichen wollen, indem man das Völkerrecht verletzt? Wo ist
das Mandat?" - Michail GORBATSCHOW in der WELT v. 11.5.99
"Auf Bedingungen wie den
völlig überzogenen Artikel 8 des Annex B zum Rambouillet-Abkommen
braucht sich indes keine Regierung einzulassen." - Prof. Christian TOMUSCHAT
in der WELT v. 14.4.99
"Wenn ich die Eskalation
des Grauens im Kosovo und die zahllosen Opfer sehe, sind für mich
die sofortige Einstellung der Bombardierung und die Aufnahme von Friedensverhandlungen
die einzige Alternative." - Umwelt-Staatssekretärin Gila ALTMANN in
BILD am Sonntag, 18.4.99
"Wenn angesichts dieses
Krieges neuerdings unsere bündnisgrünen Minister von 'innerer
Zerrissenheit' sprechen, dann ekelt mich diese Jammerei an. Denn im selben
Moment werden von ihren Bomben Menschen wirklich zerrissen - auch durch
ihre innere Zerrissenheit." - Anja RÖHL, Bündnisgrüne vom
KV Berlin-Neukölln, am 13.5.99 in Bielefeld
"Wenn es keine diplomatische
Lösung gibt, wird der ganze Kosovo frei von Albanern sein, während
die Serben ohne Ende bombardiert werden." - UN-Hochkommissarin für
Menschenrechte Mary ROBINSON, zit. in der SZ v. 3.5.99
"Noch weitere vierzig oder
sechzig Tage, und es wird keinen Kosovo mehr geben, den man noch befreien,
und keine Bevölkerung, die man noch vor Vertreibung schützen
könnte." - Ex-Pilot u. Schriftsteller Frederick FORSYTH in der SZ
v. 3.5.99
"[...] die Serben legten
großes soldatische Heldentum an den Tag sowie eine noch eindrucksvollere
Fähigkeit, Opfer zu ertragen." - Aus einem "Handbuch" für Offiziere
des britischen Truppenkontingents in Bosnien, zit. in der WELT v. 21.5.97
"Es war ein Fehler aller
Nato-Regierungen zu glauben, Milosevic werde nach drei, vier oder fünf
Tagen einlenken. Nun ist es die Verantwortung aller Nato-Mitglieder, diesen
Fehler zu korrigieren." - Jürgen TRITTIN in Washington (20.4.99; später
dementiert)
"Wer hier die Katze und
wer hier die Maus ist - die Frage muß wirklich gestellt werden; Milosevic
ist im Moment nicht in der Lage, irgendjemanden als Katze zu jagen." -
ZDF-Korrespondent Udo FRANK in Belgrad, 5.5.99, 8:41
"Leider müssen wir
hier erleben, was Mißbrauch und Umgehen des Rechts für ein Unglück
bringen kann. Und gerade das sollten die angesprochenen Konventionen verhindern."
- Danka WINTERFELDT, angehende Richterin aus Belgrad, im ARD-Morgenmagazin
v. 12.5.99
"Nach 53 Tagen Luftkrieg
und einer Überzahl von Fehlern kann die Nato sich nicht mehr damit
rechtfertigen, daß Hunderte von Kosovo-Albanern ihr Leben lassen
müssen, nur damit kein einziger der Nato-Piloten sterben muß."
- Kommentar in EL PAIS, zit. in der taz vom 18.5.99
"Das ist ein Krieg mit typischen
Merkmalen der Bestrafung eines Volkes." - Vuk OBRADOVIC, jugoslw. Ex-General,
in der SZ vom 7.5.99
"Wir müssen Milosevic
eine Brücke bauen, damit er aufhört." - Wolfgang THIERSE, Bundestagspräsident,
vor dem Berliner Reichstag am 19.4.99
"Es muß Schluß
sein mit Mord und Vertreibung im Kosovo, aber es muß auch Schluß
sein mit den Luftangriffen." - Manfred STOLPE, 1.5.99 (zit. in der WELT
v. 3.5.99)
"Wegdrehen und Abwenden
würde zu einer neuen Runde von Blutvergießen führen." -
Joschka FISCHER, zit. in der WELT v. 11.5.99
"Fischer ist eine der lautesten
Stimmen dafür, die Luftschläge fortzusetzen." - US-Verteidigungsminister
William COHEN, 15.4.99
"Es sollte sich kein Staat
berechtigt fühlen, das politische System eines anderen Staates zu
verändern, dort Subversion anzustiften oder sich Territorien einzuverleiben
[...]. Kriegführen ist ein unvollkommenes Instrument zur Bereinigung
humanitärer Notlagen. [...] Einer friedlichen Lösung muß
jede Chance eingeräumt werden". - Tony BLAIR im Gastkommentar der
WELT, 27.4.99
"In Zukunft wird die Behandlung
von Bürgerinnen und Bürgern den Grad der Souveränität
bestimmen, den ein Staat für sich in Anspruch nehmen kann." Ivo DAALDER,
US-Politologe [zit.in NZZ 21.4.99]
"There is no need to negotiate
with President Milosevic." - Madeleine ALBRIGHT, in Kurzwellensendung 19.4.99,
11:06
"Wir glauben, daß
Milosevic wie ein Verbrecher behandelt werden muß - keine Verhandlungen
mit ihm; man muß Serbien entnazifizieren. [...] die Serben sind heutzutage
im Kopf vergiftet - eine Gehirnwäsche. Sie leben eine Art nationalistischen
Wahn. Wir müssen sie davon befreien." - Antoine GARAPON, Chefredakteur
der linkskatholischen Kulturzeitschrift Esprit (ARD-Tagesthemen v. 6.5.99,
22:55)
"Es ist unanständig
und politisch dumm, jeden militärischen Gegner zum Hitler zu stilisieren."
- Thomas SCHMID in der WELT v. 17.5.99
"Ein ganzes Volk Juden,
Deutsche oder Serben a priori kollektiv als Verbrecher zu definieren,
ist eines Demokraten unwürdig" - Régis DEBRAY in der WELT v.
17.5.99
"Man kann nicht den Milosevic
als Vorwand nehmen, um ein Kriegsverbrechen zu begehen." - Branca JOVANOVIC,
Journalistin, im ZDF 26.4.99
"Milosevic ist nicht das,
was ich mir wünsche, aber von Clinton will ich mir auch nicht diktieren
lassen, wer in Serbien regieren soll." - eine junge Mutter in Belgrad,
zit. in der WELT v. 28.4.99
"Die Nato hat mit ihrer
Intervention vielen serbischen Intellektuellen die Wurzeln ihres Denkens
beschnitten. [...] Eine brutalere Entmündigung derjenigen, die Jugoslawien
nach Kräften in ein westliches Land verwandeln wollten, ist kaum vorstellbar."
- Ulrich LADURNER in der ZEIT v. 29.4.99
Mehrfach haben sich die
USA - dieser im Grunde friedliche, verspielte, in sich selbst verliebte
Gigant - aufgerafft, einem "Reich des Bösen" [...] die Stirn zu bieten.
[...] Jetzt erweist sich, daß Völkermord mit Bomben nicht zu
stoppen ist. Der Westen hat hoch gepokert, jetzt muß er gewinnen.
Deshalb wird der Einsatz von Bodentruppen [...] unvermeidbar sein. - Uwe
KNÜPFER, Mannheimer Morgen 21.4.99
"Wer als Soldat im Dienst
des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit
der Völker. Indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt
er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei." - Erzbischof Johannes DYBA
in der WELT v. 28.4.99
"Wir verstehen heute auch
die Soldaten als Boten des Friedens." - Bischof Karl LEHMANN, zit. in taz
25.5.99
"Der Welt Frieden bringen,
das ist unser Job." - Pilot der USS Roosevelt (ZDF-Morgenmagazin 3.5.99)
"Pretty good damage on the
building, but [it] has not been totally destroyed." - Gen. Chuck WALD beim
DoD-Briefing v. 8.5.99
"Good afternoon. A happy
Friday to you all. [...] We hit a very impressive range of targets [...]"
- Dr. Jamie SHEA bei der NATO-Pressekonferenz v. 30.4.99
"Dieser Krieg - man merkt
es immer wieder - ist nicht nur einer der Waffen und Greueltaten, sondern
es ist auch einer der Worte, der Propagandafälschungen und der Ausreden."
- Gerd H. PELLETIER aus Brüssel, 14.5.99
"I will never forget that
I am an American, fighting for freedom, responsible for my actions, and
dedicated to the principles which made my country free. I will trust in
my God and in the United States of America." - CODE OF CONDUCT: Guide to
Keeping the Faith, Article VI
"Wir müßten wägen,
was uns das Schicksal von einer Million Menschen wert ist; ob wir in Europa
mit einem Herd von Rassismus und Krieg leben wollen und ob gerechte
Prinzipien und richtige Politik durchzusetzen das Leben von Tausenden eigener
Soldaten wert wäre." - Nikolaus BLOME in der WELT vom 5.5.99
"Sie fragen, was unsere
Politik sei. Ich sage Ihnen, Krieg zu führen mit allem in unserer
Macht Stehenden, mit all der Kraft, die Gott uns geben kann . . . Sie fragen,
was unser Ziel sei! Die Antwort lautet: Sieg! Sieg um jeden Preis" - Winston
S. CHURCHILL jr. (zit. in der WELT 26.4.99)
Ich glaube, es ist einfach
der Rausch der einzig übergebliebenen Supermacht, [...] es ist wirklich
nur die Demonstration eines unbändigen imperialen Machtwillens." -
Peter SCHOLL-LATOUR (zit. in Monitor 22.4.99)
"Meine Warnung an die europäischen
und anderen Länder der Welt wäre: Ähneln Sie nicht zu viel
den Vereinigten Staaten, sonst verlieren auch Sie Ihre Menschlichkeit,
sonst werden auch Sie so eine kalte gefühllose Maschine wie die USA."
- Thomas LEIMKÜHLER, US-Student, Marburg 15.12.97
"[...] die zumeist innenpolitisch
motivierte Rücksichtslosigkeit, mit der Washington seine aktuellen
Interessen und seine Präponderanz durchsetzt, wird vielen Europäern
zunehmend auf die Nerven fallen." - Ex-Kanzler Helmut SCHMIDT in der ZEIT
v. 22.4.99
"Es ist offenbar die Aufgabe
der Nato, jeden zu zertrümmern, der nicht sofort und bedingungslos
die sogenannte neue Weltordnung akzeptiert." - Regierungszeitung "Politika",
zit. in der WELT v. 27.4.99
"How many people must be
killed, how many people must be left homeless, how many countries must
be destabilized in order to punish that one single person?" - [übers.]
Sergej LAVROV, UN-Botschafter am 8.5.99 in New York
"There is little indication
of success after more than 25,000 sorties and 14,000 missiles and bombs,
4,000 of which were not precision guided." - Jimmy CARTER in der New York
Times v. 27.5.99
"Wenn der Angriff auf die
Stadt Nis und die chinesische Botschaft ohne Konsequenzen bleibt, dann
weiß ich wirklich nicht mehr, wo die verdammte Welt hingeht." - Max
WINTERFELDT per E-mail aus Belgrad (ARD-Morgenmagazin 10.5.99, 7:48)
"Wenn Patriotismus heißt,
daß wir für eine Idee getötet werden sollen, sind wir nicht
einverstanden." - Zoran ZIVKOVIC, Bürgermeister von Nis, am 14.5.99
(zit. in taz, 20.5.99)
"Ein Militärsprecher
dementierte erneut, daß die Allianz wegen des Beschusses der chinesischen
Botschaft Zurückhaltung übe. Lediglich das schlechte Wetter könne
die Aktionen einschränken." - ARD-Morgenmagazin, Nachrichten v. 10.5.99,
8 Uhr
"Die Nato-Mission dient den Menschen." - Javier SOLANA in der WELT v. 12.5.99
viele
obige Zitate von: Alles oder nichts ? Aussagen und Fakten zum NATO-Krieg
gegen Jugoslawien
"Die Grünen haben eines
ihrer grossen politischen Ziele schon erreicht, der Liter Benzin kostet
jetzt 5 Mark... Auf dem Schwarzmarkt in Belgrad."
(Aus: "Scheibenwischer")
“Leider haben erst die Nato-Luftschläge
die Voraussetzungen und Möglichkeiten zu den ethnischen Säuberungen
geboten. (...) Jetzt bombardieren wir Jugoslawien und zerstören alles,
was Leute, die nie zu Milosevic gehört haben, mühsam aufgebaut
haben. Wir zerstören das, weil wir angeblich Milosevic treffen wollen.
Aber der Präsident selbst ist kein Ziel. Wir sagen zwar, dass wir
den Menschen im Kosovo helfen wollen, aber wir machen genau das Gegenteil.
Wir verkünden die allgemeinen Menschenrechte und verletzen sie selbst.
(...) Seit dem Beginn des Balkankonflikts handelt der Westen total verantwortungslos.
Die Nato-Luftschläge sind der letzte Beweis dieser Verantwortungslosigkeit.
(...) Montenegros Präsident MiloDjukanovic sagte mir: ‚Die internationale
Gemeinschaft hat seit 1989 einen Fehler nach dem anderen begangen, und
jetzt strafen sie uns für ihr eigenes Versagen.‘ Wir sind mitten im
Teufelskreis der Gewalt. Einen Asweg finden wir nur, wenn wir akzeptieren,
dass wir diese Schlacht verloren haben, weil wir die falschen Instrumente
benutzten.” Jiri Dienstbier, Uno-Sonderbeauftragter für Menschenrechtsfragen,
in: Weltwoche, 13.5.99
“Frieden zu schaffen ist
komplizierter als Krieg zu führen. Wir müssen uns auf den Frieden
besser vorbereiten, als wir, die internationale Gemeinschaft, auf den Krieg
vorbereitet waren.”
Carl Bildt, Uno-Sondergesandter
für Kosovo, zitiert in: Tages-Anzeiger, 14.5.99
“Die amerikanische Politik
war Russland gegenüber erschreckend unsensibel. Nach dem Wegfall der
Machtbalance zwischen Ostblock und Nato spielen die Amerikaner ihre Vormachtstellung
völlig unbekümmert aus. Sie benehmen sich wie ein Elefant im
Porzellanladen. Dieses Porzellan ist nicht so ohne weiteres wieder zu kitten.
Der Westen hat sich als schlechter Sieger des Kalten Krieges erwiesen,
vor allem in psychologischer Hinsicht. (...) Es wäre gefährlich,
die Nato nun weiter nach Osten auszudehnen. Die Allianz muss ihre Struktur
überdenken. Sie ist eine Organisation aus dem Kalten Krieg. (...)
Russland ist viel zu schwach geworden, als dass es noch eine Gefahr für
seine Nachbarn darstellen könnte. Mit der Osterweiterung der Nato
destabilisiert man Russland, schürt die nationalistischen KJräfte
und fällt den mehr oder minder demokratisch gesinnten Politikern in
den Rücken. Ich fände es auch paradox, wenn der Westen jetzt
die Dienste Russlands in Kosovo in Anspruch nimmt und anschliessend Rumänien,
Bulgarien oder gar Albanien durch einen Nato-Beitritt belohnen würde.”
Carsten Goehrke, Professor für osteuropäische Geschichte an der
Universität Zürich, im Gespräch mit Zita Affentranger in:
Tages-Anzeiger, 15.5.99
“Now, allied troops will
be confronting a ruined landscape and shattered population. Just figuring
out where to house a peacekeeping force has become more problematic. ‚Four
month ago, we assumed we’d move into Serb barracks when Yugoslav forces
left,‘ a senior administration official said. ‚Well, we’ve destroyed all
the Serb barracks.‘ (...) A sudden massive surge of ethnic Albanians
back into the province could disrupt the deployment of the internationale
peacekeeping force and overwhelm efforts to clear away mines and booby
traps. On the other hand, U.U. officials recognize the practical impossibility
of forcibly impeding refugees from going back. Soe one idea being persued
is to start advising refugees now who are camped in Albania and Macedonia
of the potential dangers of rushing home and promise them help in resettling
if they await the green light.” International Herald Tribune, 18.5.99
“Die Uno wurde marginalisiert,
das IKRK musste abziehen, und die meisten Hauptakteure der internationalen
Gemeinschaft können im humanitären Bereich nicht agieren, weil
sie Konfliktpartei sind.”
Walter Fust, oberster Schweizer Entwicklungshelfer, in: Weltwoche, 20.5.99
“Die gefährlichsten
Kriegstreiber unserer Zeit sind nicht die Konservativen, sondern eine regierende
Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen, weil sie die Einzigen sind,
die Kriege führen und gleichzeitig den Protest auf der Strasse lähmen.”
Rafik Schami, Schriftsteller, in: WoZ, 20.5.99
“Milosevic, der Hauptverantwortliche
der Tragödie in Kosovo, versucht nun auch noch, die Bedingungen für
den Frieden zu diktieren oder zumindest der Nato einige Zugeständnisse
abzuringen. Der Westen darf sich auf einen solchen Handel nicht einlassen.
Im Falle eines Nachgebens wird sich Milosevic erst recht als Held und Verteidiger
Kosovos feiern lassen, der dem mächtigsten Militärbündnis
der Welt die Stirne geboten hat wie einst der serbische Fürst
Lazar in der Schlacht auf dem Amselfeld den heranstürmenden Osmanen.
Dass Serbien zerstört ist und um Jahrzehnte zurückgeworfen wurde,
stört Milosevic wenig. Seine Propagandisten werden auch weiterhin
dafür sorgen, dass die Bevölkerung die westlichen Werte mit Bomben
gleichsetzt. (...) Der dürstere Albtraum serbischer Regimegegner könnte
schon bald Wirklichkeit werden: Kosovo ist verlorenm, Serbien ist zerstört
und Milosevic ist noch immer an der Macht.”
Cyrill Stieger in: NZZ, 22.5.99
“Die albanischen Kämpfer
(UÇK) sollen die Dreckarbeit verrichten, während die Nato aus
der Luft bombardiert. Eine bequeme Lösung für den Westen
ein Bodenkrieg, ohne eigenes Blut zu vergiessen. Das klingt logisch und
sieht auf dem Papier ganz einfach aus. Die Realität sieht etwas anders
aus. Gestern musste die Nato zugeben, dass sie am Donnerstag eine Stellung
der UÇK bombardiert hat.”
Ulrich Ladurner in: SonntagsZeitung, 23.5.99
Nie wieder Auschwitz!
“ ‘Nie wieder Auschwitz.‘
Das ist ideologisch im übelsten Sinne des Wortes: die Rationalisierung
eigener Mitschuld am Verbrechen durch ‚moralische‘ Verklärung, die
Vertugendung eigenen Verhaltens. Ob sich Auschwitz für solche Zwecke
eignet, darüber werden Aussenminister Fischer und seine Kollegen früher
oder später Rechenschaft ablegen müssen.”
Moshe Zuckermann, Historiker
in Tel Aviv, in der Weltwoche vom 29.4.99
“Es liegt auf der Hand, dass
die gegenwärtigen Bombardierungen Serbiens nicht als Ersatz für
die vergangenen Versäumnisse in Auschwitz dienen können. Denn
anstatt das Morden zu stoppen, bewirken sie das Gegenteil.”
Shraga Elam, Israelischer
Forscher und freier Journalist in Zürich
“Die ethnische Säuberung
ist juristisch gesehen kein Genozid, weil sie nicht auf die Zerstörung
aller einzelnen Individuen eines Volkes oder einer Gruppe zielt. Die ethnische
Säuberung operiert aber mit einer symbolischen Zerstörung. Männer
im wehr- und zeugungsfähigen Alter lässt man verschwinden. Den
Deportierten nimmt man die Papiere ab, Gemeindearchive mit standesamtlichen
Dokumenten werden verbrannt.”
Antoine Garapon, Gründer
des Pariser “Institut des Hautes Etudes sur la Justice” und Präsident
des Kosovo-Komitees, in: Basler-Zeitung, 30. April 1999.
UÇK
“Längst hat sich die
UÇK zum unverzichtbaren Nato-Partner gemacht, liefert täglich
militärische Hinweise an das Bündnis. In den Brüsseler Lageberichten
(‚Nato Confidential‘) machen die UÇK-Informationen das Gros aus.
Diplomaten plädieren für Zurückhaltung. Sie sorgen sich,
dass die UÇK nach Kriegsende die Macht völlig an sich reissen
wird. Der Anfang ist gemacht: Die UÇK hat eine neue Regierung ausgerufen,
als Ministerpräsident agiert jetzt Hashim Thaçi, der Führer
der politischen Abteilung der UÇK. Auch die Ministerposten für
Verteidigung, Finanzen, öffentliche Ordnung und Information hat die
UÇK für sich beansprucht. Rugovas Partei hat sich dagegen ausgesprochen
die LDK sei nicht gefragt worden.”
Der Spiegel, 16/1999, Seite 202
“Dass es den UÇK-Rebellen
inzwischen gleichwohl gelungen ist, die bisherige, gewaltfreie Politik
des Präsidenten Ibrahim Rugova in die achtziger Jahre zurückzuschiessen
und sich der Welt als neue Herren in Kosova zu präsentieren - das
ist schon Tragödie genug. Den Westen hatte Rugova seit acht Jahren
bekniet, seine gewaltfreie Politik zu unterstützen. Doch der Westen
schien sich selbst dann nicht zu wundern, als die militanten Herren ohne
jegliche Legitimation in Rambouillet mit am Verhandlungstisch sassen. Nun
muß er die Geister wieder loswerden, die er rief.”
Dietrich Willier, Journalist/Korrespondent, in: Tageszeitung taz, 17.4.1999
“In Kukes zeigt sich die
UCK ganz offen, und zwar an der Seite der regulären albanischen Armee.”
NZZ 7.4.99
“Wir sind die Bodentruppen
der Nato. Noch halten wir uns zurück. Wir warten auf den Moment, bis
die serbischen Truppen so weit geschwächt sind, dass sie ihre militärische
Überlegenheit nicht mehr ausspielen können.” TA 10.4.99
“Sollte sich eines Tages
gar, was gewisse Strategen im Westen offenbar hoffen, die Befreiungsarmee
Kosovo gegen die durch die Luftangriffe geschwächten serbischen Truppen
durchsetzen, dann müsste die Nato wohl erneut eingreifen; diesmal
allerdings, um Massaker albanischer Extremisten an den Serben zu verhindern.”
NZZ-Edito 10.4.99
“Die radikaleren Kräfte
unter den Kosovo-Albanern haben die Macht übernommen. Armee und Regierung
im Exil rüsten von Albanien aus für eine neue Offensive. In kleineren
Gruppen sind Freiwillige aus Westeuropa Richtung Albanien unterwegs, um
sich dem bewaffneten Kampf anzuschliessen. Auch das Heer der Zehntausenden
Kosovo-Flüchtlinge in Albanien ist ein ideales Rekrutierungsfeld.
Während die Hilfswerke die ankommenden Flüchtlinge zählen,
zählen die Rebellenführer kampfbereite Männer.”
Stephan Israel, in Berner Zeitung, 12.4.99
“Baton Haxhiu, der
Chefredaktor von ‚Koha Ditore‘, der wichtigsten kosovo-albanischen Tageszeitung,
die seit wenigen Tagen im mazedonischen Exil wieder erscheint, beschreibt
die gegenwärtige Lage der Kosovo-Albaner mit ungeschminkten Worten:
‚Wir befinden uns im politischen, militärischen und moralischen Bankrott.‘
Der ökonomische Zusammenbruch ist mit der Plünderung und Zerstörung
in Kosovo ohnehin offensichtlich, auch wenn es wenig Fernsehbilder davon
gibt. Ein Kommentar in Haxhius Zeitung trug allerdings den verzweifelt
zweckoptimistischen Titel: ‚Dieser Krieg hat nur einen Sieger Kosovo‘.
Viele Kosovo-Albaner klammern sich an die Hoffnung, dass die Nato schliesslich
doch noch eine Entscheidung zu ihren Gunsten erzwingen werde.”
NZZ, 30.4.1999
Derzeit gibt es drei politische
Gruppen, die die Führung im Kosovo übernehmen möchten: der
gewählte Präsident Ibrahim Rugova und seine Demokratische Liga
Kosova (LDK), die Exilregierung unter Premierminister Bujar Bukoshi und
Ihre Exilregierung unter Hashin Thaci. Wie könnten Sie sich miteinander
arrangieren? Eine Zusammenarbeit ist unmöglich. Rugova hat acht Jahre
lang behauptet, er habe die Unabhängigkeit des Kosovo in der Tasche.
Bukoshi sagte, er habe eine Armee. Nichts davon war wahr. Es ist ja wohl
kein Zufall, daß sich die Vertreter der Kosovo-Albaner auf Thaci
als Verhandlungsführer in Rambouillet geeinigt haben. Im übrigen
haben Rugova und die LDK mittlerweile die Unterstützung des Volkes
verloren. Durch das Treffen mit Miloevic und anderen Serben hat er uns
verraten. Er ist auch keine Geisel der Serben, wie es in den Medien berichtet
wurde.
Interview mit Mujä
Rugova, Deutschland-Vertreter der UÇK-Exilregierung, in der Tageszeitung
taz vom 3.5.99
“Unser Ziel ist klar: In
Rambouillet haben wir ein Dokument unterzeichnet, das uns die Unabhängigkeit
nicht verbürgt. Mit den Vertreibungen wurde das Abkommen von Rambouillet
hinfällig. Wir wollen ein freies, unabhängiges Kosova, das sich
als moderner, demokratischer Staat in ein friedliches Europa einfügen
kann.”
Jakub Krasniqi, Sprecher
der UÇK, in der Tageszeitung taz vom 5.5.99
“Wenn die Stunde der Bilanz
kommt, werden die BellizistInnen von links die Kosten vom ‚humanitären‘
Standpunkt aus dann ehrlich auflisten wollen?”
Prof. Jean Brichmont in:
WoZ vom 6.5.99
“Es ist nicht ein Krieg,
es sind zwei. Es ist ein grausamer Bürgerkrieg mit einer langen Vorgeschichte
in einer vom Hass paralysierten europäischen Region, und es ist ein
cooler, aus der Luft geführter Hightech-Krieg, der mit dem primitiven
Bürgerkrieg am Boden nur insofern zu tun hat, als er der Nato Vorwand
und Legitimation liefern soll.
Günter Amendt in: WoZ,
6.5.99
“Rugova war schon immer
ein Präsident ohne Land; nun hat er auch noch einen grossen Teil seines
Volkes verloren und das im wörtlichsten Sinn. Was immer Rugova
in der nächsten Zeit zur Beendigung des Krieges zu tun gedenkt, die
radikalen Kosovo-Albaner werden ihn als ‚Verräter‘ und als ‚Marionette
Belgrads‘ brandmarken. Anders als Rugova waren sie bereit, viele Tote und
grosse Zerstörung in Kauf zu nehmen, um die serbische Herrschaft abzuschütteln.
Heute sind sie ihrem Ziel um vieles näher, als Rugova es je war.”
NZZ, 7.5.99
“Solange das ‚kriminelle
Regime‘ des jugoslawischen Präsidenten Milosevic an der Macht ist,
wird die UÇK keine Entwaffnung akzeptieren.”
UÇK-Sprecher Jakub
Krasniqi, zitiert in der NZZ vom 8.5.99
“Heute istunbestreitbar,
dass Rambouillet offenbar nur als Vorspiel zur Nato-Bombardierung diente.
(...) Clinton fühlte sich bemüssigt zu erklären, dass die
Nato nicht gegen das serbische Volk sondern gegen Milosevic Krieg führe.
Tatsächlich aber war kein Duell zwischen Milosevic und Clinton im
Gange. Beide waren nicht in Gefahr, den Bomben und Raketenangriffen ausgesetzt
zu sein. Wie immer traf auch dieser Krieg von der ersten Minute an die
Zivilbevölkerung. (...) Nato-Bomben sind keine Bomben sui generis,
sie wirken nicht anders als andere Bomben. Trotzdem begrüssen die
meisten Medien den Krieg als wäre er nicht ein Verbrechen sondern
so etwas wie eine ultima ratio. Die gängigen Medien in Westeuropa
und den USA sind geradezu zur kriegsführenden Nato-Partei geworden.
(...) Die ‚humanitäre Intervention‘ ist jedoch nur eine Erfindung
der Zweckpropaganda und kein Institut des geltenden Völkerrechts.”
Prof. Dr. Bernhard Graefrath
in: Pax Christi-Report Mai 1999
Carl Bildt, früherer
Bosnien-Chefdiplomat hat vor den Bombardierungen gewarnt, die Luftschläge
würden zu einer Million Vertriebener führen. “Die Leidtragenden
der fahrlässigen Politik sind die Kosovo-Albaner.” Tages-Anzeiger
6.4.99
“Man setzt weiterhin auf
seine (Milosevics) Vernunft, will sein Nachgeben und seine Unterschrift
erzwingen bevor er einem Kriegsverbrechertribunal überstellt
wird. (...) Dahinter steckt angeblich die Überlegung, dass man Milosevic
für eine diplomatische Lösung zu einem späteren Zeitpunkt
noch braucht.” NZZ 6.4.99
“Die Alliierten bombardieren
das Land inzwischen rund um die Uhr, doch die Strategie bewirkt vorerst
das, was sie verhindern wollte. (...) Die Nato-Luftschläge haben die
Massenvertreibung beschleunigt.” Peter Fürst im Tages-Anzeiger 6.4.99
“Die Nato-Verantwortlichen
verstehen, so scheint es, nur die Psychologie der Bombenden, nicht aber
die der Bombardierten. Führer sehen nur Führer, nicht aber die
Toten und Verletzten.” “Der Krieg gegen Milosevic hat sich zu einem Krieg
nicht einmal nur gegen das serbische Volk, sondern gegen die Bürger
Jugoslawiens ausgeweitet, denn schliesslich machen die Einschüsse
in der Wojwodina keinen Unterschied, ob sie einen Serben oder einen Nichtserben
treffen. Es ist zu einem Krieg gekommen, dessen Ziel es war, die Gewalt
und das Töten zu beenden, aber Gewalt und Töten potenzieren sich
nur noch. Das war vorhersehbar. (...) Gemäss der Logik des Grundgesetzes
jeglichen Krieges der Eskalation.” “Mit diesem vielen Getöse
wird der Konflikt in Kosovo nicht gelöst werden. Wo man sich bisher
nichts angetan hat, dort wird man sich jetzt gegenseitig umbringen, weil
die Bomben jegliche Hemmungen vergessen lassen, alles Handeln von verzweifelten
Affekten geleitet wird. War man sich bisher schon fremd, so wird man sich
fortan hassen. Und vergessen wir nicht: Sie konnten einmal friedlich zusammenleben.”
“Indem sie (“die Führung der demokratischen Staaten”) als Mittel gegen
Gewalttätigkeit den Weg der Gewalt wählte, hat sie die Gewalt
nur noch vervielfacht.” “Mit militärischen Drohungen lässt sich
keine Demokratie installieren.” György Konrad, ungarischer Schriftsteller
und Theoretiker, im Tages-Anzeiger, 6. April 99
“Das Land erstarrt unter
dem Bombenhagel zusehends in Furcht und Schrecken. Mit wachsender Intensität
der Nato-Luftschläge steigt auch die Gefahr, dass in Belgrad, Novi
Sad und Nis normale Infrastrukturen elektrische Leitungen, Heizsysteme,
Kommunikationswege zertrümmert werden. Die nächtlichen
Einschläge werden für die Menschen zur Qual, vor allem für
Kinder und Betagte, die nun schon seit einigen Nächten in den Luftschutzkellern
kauern.” Angelo Gnädinger, Generaldelegierter des IKRK für
Europa, im Tages-Anzeiger 7.4.99
“Die Menschen hier sehen
die Intervention nicht gegen den Präsidenten, sondern gegen ihr Land
gerichtet. Die ersten Bomben der Nato sind ja auch in der Umgebung von
Belgrad gefallen. (...) Die Leute hier identifizieren jetzt westliche Demokratie
mit Bomben. Wenn die Europäer oder die Amerikaner nicht mehr unsere
Freunde sind, dann werden das in Zukunft die chinesischen oder russischen
Kommunisten sein. Dies wäre fatal für Serbien, wenn sich eine
Mehrheit auf diese Seite stellen würde. Denn dann haben wir nicht
nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft verspielt. (...) Solange Krieg
herrscht, können wir nicht über Arbeitslosigkeit und die Löhne
reden. Wir sind jetzt praktisch ausradiert. Wären heute Wahlen, würden
wir null Prozent gewinnen.” Zoran Djindjic, Demokratische Partei
in Belgrad, in einem Interview von Stephan Israel, Basler-Zeitung 8.4.99
“Mit den ersten Bomben sind
alle jene zum Verstummen gebracht worden, die anders gedacht haben. Diese
Anderen, so kommt es am Ende heraus, sind reiner Überschuss, sowohl
auf Milosevic‘ Rechnung als auch auf der des Westens. Sie stören die
Strategie beider Seiten, und deswegen mussten und müssen sie vor allen
anderen die ersten Opfer sein in den Tagen, Monaten oder auch Jahren,
die vor uns liegen. Die Möglichkeit, dass sie vom Erdboden verschwinden,
ist sehr wahrscheinlich, umso mehr, als sie für keine Seite erwünscht
sind. Sie sind das Hindernis in der leidenschaftlichen Umarmung der Kriegsparteien,
die von der selben Leidenschaft erbebt.” Dragan Velikic, Schriftsteller
und aus Belgrad nach Budapest geflohen, im Tages-Anzeiger, 8.4.99
“Haben die westlichen Regierungen
die Vertreibung der Kosovo-Albaner bewusst in Kauf genommen, als sie die
Luftangriffe gegen Rest-Jugoslawien anordneten? Es ist schwer zu glauben,
dass die Nato-Strategen diese mögliche Konsequenz ihrer Pläne
übersahen. Statt eine menschliche Tragödie zu verhindern, hjatten
die Bombardierungen das Gegenteil zur Folge.” Pierre Simonitsch in: Frankfurter
Rundschau vom 8.4.1999
“Weshalb hat die gewaltigste
Militärmacht aller Zeiten es nicht vermocht, einen Krieg zu verhindern?
Ein Grund für die Eskalation liegt in der Aufstellung von Forderungen
seitens der Nato, die für einen souveränen Staat demütigenden
Charakter haben, und das erst noch in der Form von Ultimaten. Der andere
Grund liegt in der Konzeptlosigkeit der Nato.” “Nicht jeder, der sich über
ein Verbrechen entrüstet, ist deswegen auch schon Richter, oder gar
Henker, in der betreffenden Sache. Die Nato, die noch nicht einmal von
ihren eigenen Statuten her, geschweige denn im allgemein anerkannten Völkerrecht
die Befugnis zu solchen Eingriffen hat, gibt sich selbst das Recht dazu.
Im innerstaatlichen Bereich spricht man in solchen Fällen von einem
Bruch der Rechtsstaatlichkeit, von Willkür und Usurpation.” “Das Vorgehen
der Nato entspricht innerstaatlich der Berufung auf das gesunde Volksempfinden
statt auf das bestehende Recht. Es gibt sich als Operation zur Sicherung
der Menschenrechte aus und ist in Wahrheit eine Aktion, die bestehende
Ansätze zum Aufbau rechtsstaatlicher Verhältnisse im internationalen
System zerstört.” “Aktionen wie diejenige der Nato in Jugoslawien
sind Bausteine für eine neue Weltordnung in der Form einer sich permanent
auf Moral berufenden Perversion des Rechts und zugleich Sand in die Augen
einer moralsüchtigen Weltöffentlichkeit.” Jörg Fisch, Professor
für Neuere Geschichte an der Universität Zürich, in: Weltwoche,
8. April 1999
“Ihr solltet Milosevic
bombardieren. Aber wer in Novi Sad die Brücke zerstört, der hat
das Gehirn eines Dinosauriers.” (Zitat eines montenegrinischen Grenzpolizisten).
“Jede Nato-Bombe fällt in Montenegro in ein politisches Kartenhaus.”
Der Bund 9.4.99
“Was aber geschieht,
wenn das militärische Potential vernichtet ist, die Industrieanlagen
in Trümmern liegen und Milosevic noch immer die Fäden zieht?
(...) Wer wird dem zerstörten, stigmatisierten und von Europa abgekoppelten
Land wieder auf die Beine helfen?” NZZ-Editorial 10.4.99
“Ich finde es einfältig,
uns dauernd aufzufordern, zwischen Milosevic und Clinton zu wählen,
als ob es sich um das Tessiner Eishockey-Derby handelte.” Franco
Cavalli im TA 10.4.99
“Jeder, der die Region
kennt, hat gewusst, dass Milosevic nicht nachgeben wird. Seine innenpolitische
Machtposition ist sogar stärker geworden.” “Es ist ein Fehler, die
Bombenangriffe auf ganz Serbien auszudehnen. Damit bringt der Westen die
serbische Bevölkerung gegen sich auf.” “Die westlichen Verhandlungsführer
haben sich selbst in eine Zwangssituation hineinmanövriert. (...)
Mit der Diskussion über eine Fortsetzung des Dutyfree-Geschäfts
hat sich die EU wesentlich ausführlicher beschäftigt als mit
dem Kosovo-Konflikt.” Carl Bildt, früherer Bosnien-Chefdiplomat, zitiert
im Tages-Anzeiger 14.4.99
“Hunderte von Bomben
haben die Nato dem erklärten Ziel, die Vertreibungen und Morde in
Kosovo zu stoppen, nicht näher gebracht. Im Gegenteil, die Gewalt
ist ins Unermessliche gewachsen, die kosovo-albanische Zivilbevölkerung
ist den serbischen Gewalttaten schutzloser ausgeliefert denn je. Und eine
Wende ist nicht in Sicht.” Zita Affentranger im Kommentar auf der Titelseite
Tages-Anzeiger 15.4.99
“Als Beispiel für die
falsche Planung braucht man nur die Teilrepublik Montenegro mit dem sich
zu Menschen- und Minderheitenrechten bekennenden Präsidenten Milo
Djukanovic zu nehmen (...) Man zerbombt nicht das Gebiet, dessen Bevölkerung
man helfen oder retten will.” Rudolf Augstein, der Spiegel 14/1999.
“Der Krieg ist verloren,
der Schurke hat gewonnen.” “Im besten Fall hat sich die Nato in den Instrumenten
vergriffen. Im schlechteren Fall, böser Verdacht, wird die ethnische
Trennung billigend in Kauf genommen. Nicht der Schutz der Albaner wäre
das Ziel, sondern die Disziplinierung Milosevics.” “Clintons Motive für
den Kosovo-Krieg sind kaum die verletzten Menschenrechte der Kosovaren.”
“Washington hätschelte ihn (Milosevic) noch als Mann der Stabilität
im Balkan, als der längst in Bosnien und Kosovo morden liess. Derweil
ignorierte die Supermacht die wirtschaftlichen, politischen und sozialen
Gründe, die das ehemalige Jugoslawien auseinanderrissen.” Oliver Fahrni
in der Weltwoche 15. April
“ ‚Ich stelle meine Dienste
zur Verfügung, wo immer das von Nutzen ist‘, sagte (Uno-Generalsekretär)
Annan, der sich bisher zum Konflikt kaum äusserte. Sein Schweigen
ist beredt: Das erste Opfer des ‚gerechten Krieges‘ war das Völkerrecht.”
Armin Guhl in der Weltwoche 15. April
“Marschflugkörper und
ähnliches Kriegsmaterial haben eine Ablaufzeit wie der Käse im
Selbstbedienungsladen. Wenn er nicht rechtzeitig verbraucht wird, muss
er weggeworfen werden, sonst kann man keinen neuen nachbestellen. Dies
scheint jetzt der Fall zu sein, man muss das Zeug irgendwie los werden.”
Ivan Ivanji, ehem. Sekretär des jugoslawischen Schriftstellerverbandes,
in: Die Linke, 16.4.99
“Schlimm war, die ‚Friedensfronten‘
bröckeln zu sehen; seit einem Jahr wimmelte es von Überläufern
auf die Seite der Gewalt, erst mit dem Schulterzucken der Ohnmacht, bald
schon mit öffentlich wohlgesetzten Argumenten, die verrieten, dass
es diese Leute gewohnt sind, Überzeugungsarbeit zu leisten. Weisse
Fahnen braucht man nicht mal einzurollen, sie lassen sich wiederverwerten:
ein bisschen Farbe hier, ein Emblem dort, und schon sind Freunde da, Schulter
klopfend, Wärme gebend.” Gerda Hauck, Volkswirtin bei Caritas Bern
im Bereich Migration, in: Aufbruch 3/1999
“Die Politik des Westens
ist falsch, weil sie auf die irrationale, verbrecherische Denkweise von
Slobodan Milosevic eingegangen ist. (...) Natürlich trägt Milosevic
die Hauptschuld für die Entwicklung. Aber nun ist auch die Nato dabei,
Schuld auf sich zu laden. Ich habe den Eindruck, dass die Nato mit den
Bombardements Milosevic‘ sehnlichsten Wunsch erfüllt hat.” Schriftsteller
Milo Dor im Gespräch mit Peter Fürst, in: Tages-Anzeiger 19.4.1999
“Wenn man Bürgerkriege
von außen nicht gewinnen kann, so kann man sehr viel dazu beitragen,
daß sie nicht erst entstehen. (...) Wer rechtzeitig politisch und
wirtschaftlich interveniert, vermeidet die Alternative, später entweder
hilflos zusehen oder blind draufschlagen zu müssen. Vorbeugung ist
die Strategie für eine moderne erfolgreiche Außenpolitik. Warum
wird sie nicht betrieben? Der Sicherheitsrat hatte 1992 den UN-Generalsekretär
beauftragt, sich Gedanken über die Prävention zu machen; bedacht
haben die Politiker sie nicht. Sie geben zwar leicht Unsummen Geld für
die Zerstörung von Infrastrukturen aus, drehen aber jeden Pfennig
zweimal um, bevor sie ihn in den Aufbau solcher Strukturen stecken. Man
vergleiche nur die Aufwendungen für den Krieg in Jugoslawien mit denen
für den wirtschaftlichen Aufbau in Bosnien- Herzegowina. Die Diskrepanz
läßt sich nicht allein mit dem Kurzzeithorizont erklären,
in dem sich die Politiker notgedrungen bewegen. Sie unterbewerten
noch immer, daß der Adressat von Außenpolitik nicht eine Regierung,
nicht ‚Milosevic‘ ist, sondern eine Gesellschaft. Wenn sie nicht zustimmt,
gibt es keinen Erfolg.” Ernst-Otto Czempiel, Friedensforscher, in: Tageszeitung
taz vom 19.4.1999
“Unmöglich vorherzusehen,
wie dieser Krieg weitergehen wird. Alle theoretisch möglichen Optionen
sind unwahrscheinlich und nicht wünschenswert. Es ist undenkbar,
einfach unbegrenzt weiter Bomben abzuwerfen, falls Milosevic bereit ist,
die Zerstörung der serbischen Wirtschaft in Kauf zu nehmen; es ist
undenkbar, dass die Nato mit der Bombardierung aufhört, wenn Milosevic
hart bleibt. Die Regierung Milosevic hat am Ende über Serbien einen
kleinen Teil des Leidens gebracht, das sie benachbarten Völkern zugefügt
hat.” Susan Sontag in: Tages-Anzeiger, 21.4.1999
“Wenn nicht alles täuscht,
herrscht im Verteidigungsdepartement offenbar die Sorge vor, den Kosovokrieg
zu ‚verpassen‘.” Bruno Lezzi, in: Neue Zürcher Zeitung NZZ, 21.4.1999
“Voraussehbar war
die Entwicklung hin zum Krieg spätestens seit Sommer vergangenen Jahres.
Anstatt den Versuch zu unternehmen, sich mit Russland auf eine gemeinsame
Bearbeitung des Kosovo-Konflikts zu verständigen, drohte die Nato
Miloovic mit Luftangriffen. Diese Drohungen mussten die Regierung in Moskau
schon allein aus naheliegenden innenpolitischen Gründen mehr und mehr
an die Seite Belgrads bringen. Die Zusagen Milosevic' an US-Unterhändler
Richard Holbrooke vom Oktober 1998 (Waffenstillstand, Reduzierung der serbischen
Armee- und Polizeikräfte im Kosovo etc.) wertete die Nato als Beweis
für die Wirksamkeit ihrer Drohpolitik. Die zumindest gegenüber
der Weltöffentlichkeit vertretene Erwartung der Nato, sie könne
Miloevic mit derselben Drohung zur Unterzeichnung des Autonomieplans der
Balkankontaktgruppe bringen, erwies sich - ebenfalls absehbar - als schwere
Fehlkalkulation. Andererseits erwecken einige Artikel aus dem militärischen
Implementierungsteil des Autonomieplanes, die nicht lediglich eine Überwachungstruppe
für das Kosovo, sondern ein Nato-Besatzungsstatut für Restjugoslawien
vorsehen, den Eindruck, die Autoren des Plans hätten es von Anfang
an auf die Ablehnung des Planes durch Belgrad angelegt. Die nächste
Fehleinschätzung war die Meinung der Allianz, nach ein, zwei Bombennächten
werde Miloevic schon nachgeben. Das Ergebnis ist bekannt: Die Nato wurde
seither immer mehr zum Gefangenen ihrer eigenen militärischen Eskalationslogik.
Parallel verschärfte Miloevic die Vertreibungsoffensive gegen die
Kosovo-Albaner. (...) Wesentliches Vehikel für diese Entwicklung war
die seit Anfang der 90er Jahre völlig selektiv und eurozentrisch geführte
Diskussion über die Notwendigkeit ‚humanitärer Interventionen‘
mit militärischen Mitteln - etwa zur Verhinderung oder Beendigung
von Völkermord oder anderen schweren Menschenrechtsverbrechen. Die
Frage, ob derartige‚ humanitäre Interventionen‘ nicht zumindest immer
einer Mandatierung durch den UN-Sicherheitsrat bedürfen, wird in weiten
Teilen der westlichen Öffentlichkeit nicht mehr mit Ja beantwortet.
Das zeigt die Debatte um den Kosovo-Konflikt.” Andreas Zumach, Uno-Korrespondent,
in: Tageszeitung taz, 21.4.1999
“Der Nato-Feldzug
führte und führt zu einem humanitären Debakel. Er hat Elend
nicht verhindert, sondern miterzeugt. Er hat Vertreibung und Mord im Kosovo
angefacht wie ein Brandbeschleuniger. Niemand kann mehr ernsthaft bestreiten,
das Ausmass heutiger Verwüstung und Vertreibung sei Resultat des Nato-Angriffs.
Die Nato führt keinen Krieg gegen Milosevic, sondern gegen das serbische
Volk. Die albanischen Opfer werden in Kauf genommen.” Daniel Vischer, Kantonsrat
der Grünen, in: P.S. 22.4.1999
“Als heuchlerisch nehme
ich die Politiker wahr, die der Unterdrückung in Kosova jahrelang
tatenlos zugesehen haben und Abschiebungen dorthin als notwendig erachteten.
Dieselben Menschen sind jetzt zutiefst moralisch entrüstet über
die Greueltaten in Kosova. Wer jetzt einen sofortigen Stopp der Bombardements
fordert, sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, nichts gegen das Morden
im Kosova unternehmen zu wollen welche Perversion.” Volker Maria
Hügel, Pro Asyl, Frankfurt am Main
“Willy Wimmer, CDU-Bundestagsabgeordneter
und Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE und sicher
unverdächtig linker Neigungen, hat unlängst in einem Interview
gesagt, dass offensichtlich ein Erfolg der OSZE-Mission nicht gewünscht
war und auf die Frage, wer den Erfolg verhindert habe, antwortete er wie
folgt: ‚Zum Beispiel die UÇK. Zum Beispiel diejenigen, die hinter
der UÇK stehen und die Fäden ziehen. Die internationalen Beobachter,
die OSZE-Beobachter, sie haben eindeutig erklärt die Verantwortlichen
wohlgemerkt -, dass die jugoslawische Seite nach den Oktober-Vereinbarungen
sich an diese auch gehalten hat. Und dass hingegen die UÇK systematisch
diese unterlaufen hat. Sie ist in die leeren Räume wieder eingedrungen,
sie hat provoziert und, und, und... Das sind Dinge, vor denen ich doch
meine Augen nicht verschliessen kann. Und deswegen kann ich nur sagen:
Hier haben interessierte Kreise kein Interesse am Erfolg der OSZE gehabt,
und es ist bitter, bitter genug. Denn die OSZE-Beobachter haben in einer
gewissen Zeit auch wieder Ruhe und Stabilität in den Kosovo gebracht.
Aber diejenigen, die Sezession wollen, waren natürlich an der OSZE
nicht interessiert, und das wird auch auf Dauer so sein.‘” zitiert aus:
Contraste, April 1999
“Jede Bombennacht kostet
330 Millionen Dollar. Gemäss einer Aufstellung der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung (Ausgabe vom 30. März) haben die USA in der ersten Kriegsnacht
so viel Geld ausgegeben, wie sie insgesamt den vom Hurrican Mitch zerstörten
Ländern Zentralamerikas an Hilfe versprochen haben.” Eduardo Galeano,
in: WochenZeitung 22.4.1999
“Der Krieg erzeugt eine
eigene Logik. Sie hat nichts mit dem Lösen von Konflikten zu tun,
sondern zielt auf das Zerstören der Ursachen, die jedoch, wenn man
sie nicht ganz zerstören kann, um so stärker werden. (...) Je
länger sich Jugoslawien im Kriegszustand befindet, desto mehr werden
die Morde an der albanischen Zivilbevölkerung von der breiten Mehrheit
der Serben, einschliesslich der Intellektuellen, als legitime Form der
Kriegsführung akzeptiert.” Josef Haslinger in: Weltwoche 22.4.1999
“Fischers ‚multiethnisches
Kosovo‘ ist längst tot. Die einzige Frage, die sich heute stellt:
Werden im Kosovo Serben leben oder Albaner?” Oliver Fahrni in: Weltwoche
22.4.1999
“In Novi Sad vernichteten
Nato-Bomben das Gebäude der Gebietsverwaltung, einen wunderschönen,
weissen Palast mit einem viereckigen hohen Turm aus den dreissiger Jahren.
Bemerkenswert dabei ist, dass Novi Sad, die Hauptstadt der Vojvodina, von
einer Koalition von Parteien verwaltet wird, die in Opposition zu der serbischen
Regierung stehen. Die Vojvodina ist stolz, das multikulturelle Zusammenleben
der vielen hier angesiedelten Völkerschaften - Serben, Ungarn, Slowaken,
Rumänen, Kroaten, Ruthenen, Roma - trotz aller Schwierigkeiten bewahrt
zu haben. ‚Unsere Gemeinschaft wurde getroffen!‘ sagte der ungarische Bürgermeister
von Subotica, Jozsef Kasza.” Andrej Ivanji in: Tageszeitung taz, 22.4.1999
“Durch Bill Clintons
Brille besehen ist der Balkan schliesslich nichts weiter als eine exotische
Ausgabe von Arkansas, wo weiss sich nicht mit schwarz vertrug und die Schulen
erst integriert wurden, als Präsident Eisenhower in Little Rock Truppen
aufmarschieren liess. In Little Rock sind die Dinge seither viel besser
geworden; man lebt und lässt in gewissen Grenzen leben. Was dort geschah,
muss auch in Pristina geschehen. Oder andersherum: Wenn es in Pristina
nicht klappt, kann es letztendlich auch in Little Rock nicht klappen. (...)
Über dem Krieg in Kosovo flattert also das Banner der Vereinigten
Farben und Ethnien von Benneton. So und nicht anders hat sich Clinton seinen
Krieg gewünscht.” Martin Kilian in: Weltwoche 22.4.1999
“Fischer wie Schröder
gehen davo aus, dass die USA, die annähernd 500 der 715 eingesetzten
Flugzeuge stellen, ‚noch ein bisschen weiterbomben wollen‘, wie ein hochrangiger
Beamter des Bonner Aussenministeriums sagt. Wichtigstes Kriegsziel der
Amerikaner seit der vergangenen Woche sei glauben Fischer und seine
Leute nicht mehr die Verhinderung der ‚humanitären Katastrophe‘;
die ist ja längst geschenen. Statt dessen muss nun, wie es die Nato-Sprecher
formulieren, zuerst ‚der Luftkrieg gegen Jugoslawien gewonnen werden‘.”
Der Spiegel, 16/1999, Seite 25
“Die Nato ist ein sehr erfolgreiches
Sicherheitsbündnis der beteiligten Staaten. Sie garantiert durch die
Präsenz der USA die Sicherheit Europas.” “Ich glaube, der politische
Charakter der Nato wird verkannt, wenn man zu sehr auf die militärische
Hardware sieht.” “Wir führen keinen Krieg, wir leisten Widerstand,
verteidigen Menschenrechte, Freiheit und Demokratie.” Deutschlands Aussenminister
Joschka Fischer im Gespräch mit dem Spiegel, 16/1999, Seite 34ff.
“Kurz vor dem Jubelgipfel
zum 50. Geburtstag der Allianz am kommenden Wochenende versinkt die Nordatlantische
Allianz in einem Sumpf, in den sie sehenden Auges hineinmarschiert ist.
Rat- und willenlos bombt der Westen weiter, weil niemand einen Ausweg weiss
aus dieser Spirale der Gewalt. (...) Nichts könnte die Realität
des Grauens, das jeder Waffeneinsatz in sich birgt, wirksamer demonstrieren
als Dutzende Opfer ausgerechnet unter jenen Menschen, zu deren Schutz und
Rettung die Nato vor beinahe vier Wochen angetreten war.” Der Spiegel,
16/1999, Seite 188
“Das Osterradio spielt The
Logical Song von Supertramp und Good Vibrations von den Beach Boys, dazwischen
Kriegsmeldungen: 25 amerikanische Apache-Hubschrauber sollen die Ost-Comanchen
im Kosovo zivilisatorisches Verhalten lehren. Der Logical Song hat im Text
genau die Wortfolge, um die es im Verhalten der alten Pazifisten geht:
radical liberal cynical. Then they taught me how to be acceptable, respectable
... Die Lehre, die der Rocksong unausgesprochen enthält: Akzeptiert
und respektiert in dieser Gesellschaft ist, wer letztlich den Krieg annimmt
und sich vor den Kriegsherrn beugt bzw. ihr Agent wird, acceptable, respectable.
Das Stück beginnt mit den Worten "When I was young" und handelt von
den Qualen des Erwachsenwerdens: dem Einstieg des Kinds in die Begriffswelt.
Wörter wie ‚sensible‘ und ‚natural‘ werden überdeckt von langen
Wörterketten der Reihe logical, practical, philosophical, cynical,
radical, criminal, fanatical, das Altsaxophon spielt die Rolle der Stimme
des Kindes, es geht am Ende in Schreie und Stöhnen über, bedrängt
von der Gewalt der Begriffssysteme.” Klaus Theweleit, Autor der “Männerphantasien”
und des “Buch der Könige”, forscht über Generationenmathematik,
Geschlechterpolitik und Körpergeschichte. In: Tageszeitung taz 23.4.1999
“Warum ist der Bombenkrieg
der Nato kein Krieg, sondern eine humanitäre Intervention? Die systematische
Austreibung der Kosovo-Albaner - nach geltendem internationalem Recht:
Völkermord - beantwortet die Frage scheinbar von selbst. Aber eben
nur scheinbar. So kurz kann gar kein öffentliches Gedächtnis
sein, um nicht mehr zu wissen, dass der Massenexodus erst nach Beginn der
Nato-Luftschläge einsetzte. Seit dem 24. März 1999 bis zum 19.
April sind laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR aus dem Kosovo 602‘000
Vertriebene nach Makedonien, Albanien und Montenegro gelangt. Zwischen
März 1998 und dem 24. März 1999, der Zeit des reinen Bürgerkrieges,
waren es 171‘000 Menschen, also durchschnittlich 14‘000 im Monat. In den
ersten vier Wochen des Bombenkrieges gegen Jugoslawien explodierte die
Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen also auf das Dreiundvierzigfache
der Vormonate. Nur eine zufällige Zeitgleichheit? Selbst wenn sich
bestätigen würde, dass der Vertreibungsexzess in Belgrad von
langer Hand geplant war, bleibt die Tatsache unübersehbar: Die Bomben
und Raketen der Nato haben ihn nicht verhindert und können ihn weiterhin
nicht verhindern. Beide Vorgänge laufen mit trotziger Verstocktheit
nebeneinander her. Die Zerstörung von Häusern, Fabriken, Kraftwerken,
Strassen, Brücken schädigt die Serben, aber sie hilft keinem
einzigen Albaner. Eine humanitäre Intervention ist das allenfalls
der Absicht nach, nicht jedoch in der Wirkung. Um jedes Missverständnis
auszuschliessen: Die Schuld an Verbrechen trägt derjenige, der sie
begeht. Nicht die Nato verjagt und misshandelt die Kosovaren, sondern die
militärischen und paramilitärischen Schergen unter Belgrader
Kommando. Wer aber die Ausführung von Untaten fahrlässig begünstigt,
macht sich mitschuldig. Das Versagen der westlichen Politik in der Kosovo-Krise
besteht in einer langen Reihe fataler Missgriffe. Sie beginnt mit dem Ingangsetzen
der einseitigen Drohspirale im Juni 1998 und endet mit dem Rambouillet-Ultimatum
vom März 1999. Nicht nur Miloevic, auch kein anderer jugoslawischer
Politiker irgendeiner Couleur hätte diesen Vertrag unterschrieben.
(...)
Um einen komplexen ethnonationalen
Konflikt hoher Gewaltvirulenz erfolgreich eindämmen zu können,
bedarf es der ganzen Bandbreite erfolgsfähiger Instrumente: der politischen
Krisenprävention, der friedlichen Streitbeilegung, der Schlichtung
und Vermittlung sowie auch der Unterbindung bereits ausgebrochener Gewalt,
notfalls durch Gegengewalt. Zweifellos verfügt Europa, verfügt
der Westen über sämtliche dieser Instrumente und zusätzlich
über ein breites Reservoir an positiven wie negativen ökonomischen
Sanktionsmitteln. Die Nato hingegen hat nur ein einziges Mittel, dieses
jedoch im Übermass: militärische Macht. Sie ist ein Bündnis,
sie denkt und sie handelt wie ein Bündnis: parteilich und nach den
Maximen der höchstwirksamen Bekämpfung eines Gegners. In politischer
Konfliktmoderation mit Augenmass und Stehvermögen hat sie weder Kompetenz
noch Erfahrung. Als Monopolist für Krisenbewältigung in Europa
ist sie eine Fehlbesetzung. Reinhard Mutz, Friedensforscher, in: Tageszeitung
taz 23.4.1999
“Auf Dauer kann die
Allianz keinen Krieg führen, der das bewirkt, was er zu verhindern
vorgibt, und in dem nur unschuldige Zivilisten die Opfer sind. (...) Die
gegenwärtig geführten Luftangriffe gründen immer noch nur
auf der Hoffnung, dass Milosevic schliesslich einlenken wird.” Kommentar
in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ, 24.4.1999
“Die Nato ist zum Erfolg
verdammt. Wir können uns nicht leisten zu verlieren. Wir haben zu
viel Zeit, Anstrengungen und Mittel investiert, um nachzugeben, bevor unsere
fünf zentralen Forderungen erfüllt sind.” Nato-Sprecher Jamie
Shea, zitiert im Tages-Anzeiger, 24.4.1999
“Die Nato, die in keinem
Fall zulassen will, dass Präsident Milosevic auch noch den Frieden
diktiert, kann von ihren Forderungen nicht abrücken. Sie ist zum Siegen
verurteilt und scheint sich auf einen längeren Krieg einzustellen.
(...) Ein gefährlicher Herd politischer Instabilität wird ein
zerstörtes, besiegtes und gedemütigtes Serbien sein, das erst
noch Gefahr läuft, in seine ethnischen Bestandteile zu zerfallen.
Das sollte auch die Nato bedenken.” Leitartikel in der Neuen Zürcher
Zeitung NZZ vom 24.4.1999
“Die durch die Nato
verursachten Zerstörungen werden Serbien teuer zu stehen kommen. Sie
werden die Bemühungen mehrerer Generationen zunichte machen, eine
Infrastruktur im Land aufzubauen. Aber sie zerstören auch die Rudimente
demokratischer Institutionen. Im Ergebnis wird entgegen den Erwartungen
sowohl im Westen als auch in der Region ein Auflehnen gegen Milosevic
immer unvorstellbarer. Herauskommen wird dagegen wahrscheinlich dies: Milosevic‘
Überleben und seine uneingeschränkte Alleinherrschaft, ein Staatsstreich
und eine Militärdiktatur oder Machtkämpfe zwischen einzelnen
Warlords und totales Chaos. Keine dieser Alternativen würde einen
positiven Politikwechsel in Belgrad bringen.” Sonja Biserko, Menschenrechtsaktivistin
aus Belgrad, in: Tageszeitung taz vom 26.4.1999
“Es sei ein Hohn, das Leben
von Nato-Piloten aufs Spiel zu setzen, um Ölraffinerien zu zerbomben,
wenn Belgrad den Treibstoff importieren könne, heisst es in Washington.
Allerdings hat man nicht nur das Leben der Nato-Piloten, sondern auch jenes
unschuldiger Zivilisten aufs Spiel gesetzt für ein Ziel, das
sich, wie sich jetzt zeigt, eher mit politischen denn mit militärischen
Mitteln erreichen lässt. In Sachen Öl haben die Nato-Schläge
letztlich ins Leere getroffen.” Zita Affentranger, Kommentar auf der Titelseite
im Tages-Anzeiger vom 27.4.1999
“Wir haben natürlich
das Ziel, Milosevic zur Annahme der gesetzten Bedingungen zu bringen, noch
nicht erreicht. Es ist uns auch noch nicht gelungen, das nachträglich
formulierte Ziel zu erreichen, den Vertreibungen und der humanitären
Katastrophe in Kosovo Einhalt zu gebieten. Das müssen wir offen und
ehrlich zugeben. Aber es ist uns gelungen, in den inzwischen über
dreissig Tagen der Luftoperationen den Militär- und Polizeiapparat
erheblich zu schwächen. Der Zeitpunkt des Erfolgs wird in entscheidendem
Masse davon abhängen, wieviel Verantwortungsbewusstsein Milosevic
noch für sein Volk empfindet. (...) Wenn ein Land dermassen grosser
Schaden zugefügt wird, dann muss jede realistisch denkende Person
erwarten, dass Milosevic einlenkt. (...) Es stelle sich die Frage, ob Milosevic
das Wohlergehen eines ganzen Volkes mit dem Anspruch auf ethnische Dominanz,
das mit keinerlei internationalem Recht mehr vereinbar ist, wirklich aufs
Spiel setzen will.” General Klaus Naumann, Vorsitzender des Nato-Militärausschusses,
im Gespräch mit der NZZ, 27.4.99
“We must do more to reach
out our children and teach them to express their anger and to resolve their
conflicts with words, not weapons.” Präsident William Jefferson (Bill)
Clinton nach der Schiesserei an der Columbine Highschool, Colorado, während
US-Flugzeuge im Nato-Verbund Belgrad bombardierten.
“Dieser Krieg, so sagen
die westlichen Politiker, wird für Demokratie und Menschenrechte,
gegen Diktatur und Barbarei geführt. Die schärfsten Befürworter
des Krieges waren früher gegen den Vietnamkrieg, Skeptiker der Nato-Osterweiterung
und sind eher befremdet, wenn vom nationalen Interesse die Rede ist. Ohne
diese "68er" wäre dieser Krieg politisch unmöglich. Fast scheint
es, als hätte amnesty international die Nato zu ihrem militärischen
Werkzeug gemacht. Der politische Idealismus scheint die selbstsüchtige
Realpolitik besiegt zu haben. Ist das kein Grund zum Jubeln? Einen Moment!
Denn durch die moralische Legitimierung des Krieges bringt sich der Westen
selbst in einen Zugzwang, dem er kaum genügen können wird. Der
Vorwurf, scheinheilig zu sein, wird ertönen, eine Glaubwürdigkeitskrise
die Folge sein. Der Widerwillen, Bodentruppen einzusetzen und das Leben
westlicher Soldaten aufs Spiel zu setzen, ist der erste offenkundige Bruch
mit jener hochfliegenden moralischen Kriegslegitimation. Zudem wird der
Westen künftig moralisch verpflichtet werden, in ähnlichen Sitationen
zu intervenieren - und sich zu Recht den Vorwurf der Doppelmoral
(wenn nicht des Rassismus) einhandeln, wenn er sich weigert einzugreifen.
Vorstellbar ist, dass Führer ethnischer Minderheiten versuchen werden,
die Mehrheit zu Gewalttätigkeiten zu provozieren - in der Hoffnung,
dass dann die Nato auf ihrer Seite interveniert. Das bedeutet: nicht weniger,
sondern mehr gewalttätige Konflikte. Und der Westen wird ‚gerechte
Lösungen‘ für ethnische Konflikte und Unabhängigkeitskämpfe
finden müssen, in denen es keine gerechten Lösungen geben kann
- sondern nur ein Entweder-Oder. Ausserdem beansprucht der Westen mit dieser
Aktion die Position moralischer Überlegenheit gegenüber dem Rest
der Welt. Der Westen führt einen einsamen moralischen Kreuzzug und
wird damit antiwestliche und berechtigte Ressentiments ernten. Glaubt man
den Politikern, kämpft der Westen gegen die Barbarei. Das bedeutet:
Der Westen beansprucht neuerdings alleine, die Zivilisation zu verkörpern
- und er glaubt, diese Mission mit Bomben durchsetzten zu dürfen,
wenn es ihm angemessen erscheint.” Ghia Nodia, Professor für Philosophie,
lebt in Tiflis, Georgien. Er ist Vorsitzender des kaukasischen Institutes
für Frieden, Demokratie und Entwicklung. Derzeit ist er Stipendiat
des Berliner Wissenschaftskollegs. In: Tageszeitung taz, 27.4.1999.
“Die Hoffnung auf
ein Einlenken Milosevics scheint vor allem dem Wunschdenken westlicher
Politiker zu entspringen, die sich an jeden aus Belgrad gereichten Strohhalm
klammern.” NZZ, 28.4.99
“Die Nato, die heute Krieg
führt, hat mit der ursprünglichen Organisation fast nichts mehr
gemein. Das jetzt in Washington verabschiedete Konzept einer künftigen
Bündnisstrategie ist deshalb auch viel mehr als eine Weiterent wicklung
der ursprünglichen Allianz es ist in der Substanz die Gründung
eines neuen Militärpaktes. (...) Es ist kein Zufall, dass diese neue
Nato, noch bevor sie amtlich richtig registriert ist, bereits bombt. Im
Gegensatz zu der alten Organisation, die bei Strafe ihres Untergangs eine
Kriegsverhütungsorganisation war, ist die neue Nato eine Organisation,
die Krieg führen können soll. Dies ist keine moralische Wertung,
es beschreibt lediglich die veränderte Funktion.” Jürgen Gottschlich
in: Tageszeitung taz 30.4.1999
“Dieser Krieg ist ein Desaster,
niemand hat ihn mehr in der Hand. Wer dafür zahlt, sind die einfachen
Leute.” Angel Tello Valero, spanischer Konteradmiral, zitiert in: Tages-Anzeiger,
30.4.99
Mai 1999 “Wie können
Leute, die noch die Zerstörung der Brücke von Mostar als Barbarei
bezeichnet haben, jetzt diese Bombardierungen der Nato befürworten?”
Paul Rechsteiner, SGB-Präsident, an der 1. Mai-Kundgebung in Biel
“Die verschiedenen
Kompromisssignale, die Milosevic in den letzten Tagen gegeben hat
darunter die Freilassung der drei gefangenen US-Soldaten -, wertet Washington
als Versuch, die Nato-Länder zu spalten. Der stellvertretende US-Aussenminister,
Strobe Talbott, tat sie als ‚PR-Trick‘ ab und erklärte, die Nato bombardiere
Serbiens Regierung, sie verhandle nicht mit ihr.” Victor Breu in: Tages-Anzeiger
4.5.1999
“Die Allianz stehe kurz
vor dem Erreichen der ‚Ziele ihrer Luftkampagne‘. Die selbstzufriedene
Äusserung des Nato-Generalsekretärs lässt Fragen offen.
Welche Ziele sind gemeint? Anfangs waren es drei. Politisch sollte die
Unterschrift Belgrads unter Rambouillet erzwungen werden. Jetzt muß
wohl ein neuer Vertrag ausgehandelt werden, der die veränderte Lage
nach den Vertreibungsgreueln berücksichtigt. Der Schutz der Kosovo-Albaner
galt als zweites und humanitäres Ziel. Dieses ist ebenfalls nicht
erreicht. Das Elend, das man verhindern wollte, ist vielmehr schreckliche
Realität. Ein drittes, militärisches Ziel wurde nachgeschoben,
die Zerschlagung der Fähigkeit der jugoslawischen Armee, Gewaltakte
im Kosovo zu verüben. Angesichts der anhaltenden Vertreibungen ist
auch dies gescheitert. Nüchtern bilanziert, besteht das Resultat von
etwa 12.000 Einsätzen der Nato insofern vor allem in der Zerstörung
der jugoslawischen Infrastruktur.” Hans-Joachim Giessmann, Mitarbeiter
des Hamburger Instituts für Friedensforschung, in der Tageszeitung
taz vom 4.5.1999
“In Belgrad drängt
sich die Frage auf: Wie soll die Auflösung einer humanitären
Katastrophe in Serbien, die tragische Situation der kosovo-albanischen
Flüchtlinge in Makedonien, Albanien und Montenegro verbessern? Und
wenn das schon nicht funktioniert, was ist dann der Sinn dieser systematischen
Zerstörung Serbiens?” Andrj Ivaji, Tageszeitung taz, 4.5.99
“Der Krieg der Nato um das
Kosovo hätte nur gewonnen werden können, wenn Jugoslawien bereits
nach den ersten Bomben kapituliert hätte. Denn dann hätte niemand
gemerkt, daß er in Wahrheit schon verloren war. (...) Die für
die Weltgesellschaft wesentliche Unterscheidung lautet nicht gut oder böse,
sondern kalt oder warm. Wer lernt, und zwar in jeder Situation lernt, das
heisst nicht nur gelernt hat, ist kalt. Der jugoslawische Präsident
ist in diesem Sinne kalt, denn er kennt seinen Westen. Er hat ihn dort
studiert, wo er am westlichsten ist, als Banker in New York. Und er treibt
die Nato zur Verzweiflung, weil er täglich neu lernt und bereits aus
den ersten Bomben gelernt hat, daß er den Krieg politisch gewonnen
hat, sosehr er ihn auch militärisch verlieren mag. Unsere linken Politiker
dagegen sind warm. Sie wenden die Idee der ‚atlantischen Wertegemeinschaft‘
gegen einen Feind, den sie einer archaischen Gemeinschaftsideologie bezichtigen.
Unsere Politiker sind warm, denn sie müssen nicht mehr lernen, sondern
nur noch dem Richtigen zum Durchbruch verhelfen. Aber sie sind hilflos,
wenn ihnen nicht Wärme, sondern Kälte begegnet.” Dirk Baecher
in der Tageszeitung taz vom 4.5.99
Ungarns “Aussenminister
Martonyi wiederholte am Dienstag, dass Ungarn einen von seinem Territorium
ausgehenden Angriff mit Bodentruppen strikt ablehne und ausschliesse, da
eine solche Operation in der Vojvodina die Gefahr von Vertreibungen und
einem neuen Völkermord mit sich brächte.” NZZ, 5.5.1999
“Heute sind die Kosovo-Albaner
Opfer der serbischen Angriffe, so wie es vor einigen Jahren die bosnischen
Muslime waren. Aber die Herren von der Nato, die grossen Strategen und
Spezialisten in Sachen chirurgisch genauem Krieg ein Krieg, an dem
auch Flugzeuge meines Landes teilnehmen bombardieren die Zivilbevölkerung
und zerstören die Brücken. Vielleicht wissen sie nicht, dass
sie dadurch jegliche Hoffnung auf einen Dialog zwischen den Völkern
des Balkans zerstören.” Nedim Gürsel, türkischer Schriftsteller
und Essayist, Direktor des Forschungszentrums C.N.R.S. in Paris, in der
Tageszeitung taz, 5.5.99
“Als eine grosse Nation,
als die einzige Supermacht darf sich Amerika nicht der Arroganz der Gewalt
und der Vergötterung der Macht hingeben.” Jesse Jackson zu Bill Clinton,
zitiert nach NZZ, 5.5.99
“Da wochenlange Bombardements
die ethnischen Massaker und Deportationen durch das serbische Regime nicht
stoppen konnten, ist die humanitäre Schlacht auf dem Balkan für
das Bündnis jetzt die grosse Chance, das lädierte Image wieder
auf Hochglanz zu polieren. Im Brüsseler Hauptquartier hat man aus
den Interventionen in Rwanda und Somalia oder aus dem sudanesischen Bürgerkrieg
gelernt: Die humanitäre Hilfe ist eine Kriegsressource und die Kontrolle
der Flüchtlingsströme von strategischer Bedeutung. (...) Die
von der Nato immer wieder genannten logistischen Probleme beim Transport
von mehreren hunderttausend Kosovari in den Süden Albaniens seien
in Wahrheit nur ein Alibi‘, glaubt inzwischen auch ein Sprecher von EU-Kommissarin
Bonino. ‚Uns kommt es so vor, als wolle die Nato die Präsenz der Flüchtlinge
an der Grenze als zusätzliches Druckmittel gegen Belgrad einsetzen.‘”
Johannes von Dohnanyi, in: Weltwoche, 6.5.99
“Ob Saddam oder Slobodan,
Adolf Hitler ist immer dort, wo der Westen hinbombt. (...) Weil es so viele
Hitler gibt, fällt mit jeder Bombe auf Belgrad dem kollektiven Gedächtnis
der Deutschen ein Stein vom Herzen.” Velten Schäfer in der Tageszeitung
taz, 6.5.99
“Junge Frauen, die aus Kosovo
geflüchtet sind, werden nach Angaben der Uno-Hochkommissarin (Sadako
Ogata) insbesondere in Albanien von Banden zur Prostitution gezwungen.
(...) Weiter heisst es in dem Bericht, es bestehe die reale Gefahr, dass
Flüchtlinge von der Kosovo-Befreiungsarmee UCK zwangsrekrutiert würden.”
Tages-Anzeiter, 7.5.99
“In diesem doppelgesichtigen
Krieg sieht die Bilanz für den Westen gegenwärtig nicht gut aus.
Besser wird sie auch nicht, wenn die Nato in Brüssel es nicht unterlassen
kann, sich angesichts strategischer Fehlschläge mit den Erfolgen neuer
Waffen zu brüsten.” NZZ-Leitartikel Seite 1, 8.5.99
“Dass die Nothilfe so spät
zustande kommt, obwohl jahrelang auf jede Verhandlung neue Menschenrechtsverletzungen
folgten, und dass die zur Hilfe aufgeforderten Staaten überdies aus
wirtschaftlichen Interessen Öl- und Waffenlieferungen duldeten, ist
ein Skandal. (...) Dass sich die Aussenpolitiker des Westens auf die Schwierigkeiten
Jugoslawiens nach dem Tode Titos nicht vorbereitet hatten und dass sie
nach vielen Jahren erfolgloser Verhandlungen anscheinend ohne durchdachte
Strategie eingreifen, ist wohl ein zweiter Skandal. (...) Militärische
Handlungen, die vorhersehbar Unschuldige treffen und das sich alle
Zivilisten -, sind nicht bloss politisch unklug, sondern rechtsethisch
unzulässig. Soll eine humanitäre Intervention berechtigt sein,
dann gewiss nicht um der Rechthaberei, sondern ausschliesslich um dem Recht
zu dienen.” Otfried Höffe, Philosoph an der Uni Tübingen, in
der NZZ, 8.5.99
“Es gibt Hinweise dafür,
dass die lohnenden Ziele allmählich ausgehen. In letzter Zeit wurden
vermehrt Anlagen erneut bombardiert, welche die Nato schon früher
getroffen hatte.” NZZ-Leitartikel Seite 1, 10.5.99
“Am Sonntag räumte aber
ein General ein, dass der Allianz langsam die lohnenswerten Ziele ausgehen
könnten. Sie kann ja, überspitzt formuliert, nicht jedes Transformerhäuschen
zerstören; der ‚Grenznutzen‘ der Zerstörungen droht zu sinken.”
NZZ 10.5.99
“Die Luftangriffe der Nato
haben in einem einzigen Tag das erreicht, wofür Milosevic jahrelang
gekämpft hat: Die unabhängigen Medien wurden zum Schweigen gebracht
denn es ist Krieg; alle Bürgerrechte wurden ausser Kraft gesetzt denn
schliesslich haben wir Krieg: die ohnehin grosse Zahl der Leichen, die
sich hier seit Jahren türmen, wurden noch grösser denn,
sollten Sie es vergessen haben, wir befinden uns im Krieg! (...) Nach 20
Tagen fürchterlicher Luftangriffe, die das ganze Land umgepflügt,
Menschen getötet, Städte zerstört haben, ist der Staat noch
immer derselbe. Das offensichtliche Versagen der Nato-Politik, die die
Bürger dieses Landes mit Bomben bestraft, zeigt sich darin, dass sich
die Obrigkeit um keinen Deut geändert hat. Das Land ist verwüstet,
die Obrigkeit hingegen stärker denn je.” Biljana Srbljanovic, Dramatikerin,
aus ihrem Kriegstagebuch, in: Der Spiegel 17/1999
“Der Luftkrieg, mit dem die
Nato den Vertreibungsplan unterbinden wollte, verfehlte diesen Zweck. Die
Inkongruenz von politischen Zielen und den Mitteln eines auf High-Tech
setzenden Militärapparates wird immer deutlicher. Die Bombardierung
der Infrastruktur zerstört auch die industrielle Zivilisation
die Lebensgrundlage der Bevölkerung. (...) Luftkrieg darf keine willkürliche
Kriegshandlung sein, sondern in Demokratien bedarf jedes Ziel der öffentlichen
Erklärung.” Helmut Lippelt, in: Tageszeitung taz, 10.5.1999
“In diesem Krieg und
wir benutzen dieses Wort bewusst zwischen Jugoslawien und der Nato
ist eine beispiellose Vermischung der Rollen der humanitären und militärischen
Akteure zu beobachten. In der Kosovo-Krise übernehmen die Truppen
mehr und mehr Verantwortung für humanitäre Aufgaben. Aufgaben,
bei deren Erfüllung sie naturgemäss zwar mitwirken, die sie jedoch
nicht in vollem Umfang wahrnehmen können. Das grundlegende Prinzip
des Humanitarismus ist es, den Bedürfnissen der Verletzlichsten gerecht
zu werden, ohne in einem Konflikt Partei zu ergreifen. (...) Die Zerstörung
von Wasser- und Stromversorgungsanlagen in Serbien hat viele Menschen der
Gefahr von Epidemien ausgesetzt. (...) Ich habe die Nato-Führung an
die Pflicht erinnert, Angriffe auf Objekte oder Einrichtungen zu beschränken,
die für die Wirksamkeit der militärischen Operationen des Gegners
von Bedeutung sind.” Cornelio Sommaruga, Präsident des Internationalen
Komitee von Roten Kreuz, in: Tages-Anzeiger, 12.5.99
“Ich möchte betonen,
dass humanitäre Aktionen nur glaubwürdig sind, wenn sie neutral,
unparteiisch und unabhängig von politischen Kräften durchgeführt
werden. Eine Armee ist nicht unabhängig. Sie kann versuchen, unparteiisch
zu sein. Neutral ist sie nie.” Cornelio Sommaruga, Präsident des Internationalen
Komitee von Roten Kreuz, in:
Weltwoche, 13.5.99
“Jahrelang habe ich vor dem
Konfliktpotential in der Region gewarnt. Statt dessen hat die Europäische
Union ausführlicher über die Fortsetzung des Duty-free-Geschäfts
diskutiert als über das Kosovo.”
Carl Bildt, Uno-Gesandter
für das Kosovo, zitiert in: Weltwoche, 13.5.99
Fischer am 26.3.: "Wir
können nicht zulassen, daß sich in Europa eine Politik der Gewalt
durchsetzt, eine Politik, die keine Skrupel hat, Gewalt einzusetzen, und
die bereit ist, über Leichen zu gehen, auch wenn es Tausende, Zehntausende
oder Hunderttausende Tote bedeutet. Das ist keine Theorie, sondern Praxis
auf dem Balkan.
"Nur ohne Krieg und Gewalt
können die Probleme in der Welt und zwischen den Völkern wirklich
und grundlegend gelöst werden. Wir setzten uns deshalb für die
Abschaffung des Wehrdienstes und die Auflösung aller Armeen ein."
(irgendwo, irgendwann mal von den Grünen)
Im Krieg stirb die Wahrheit
immer zuerst
Zeit für eine Friedenspfeife
...
Und doch näher an der
Realität als ignorante Repressionspolitik. Kriege und Drogen hatten
immer viel miteinander zu tun, von den Opium-Kriegen über Bürgerkriege
in Libanon oder Nicaragua bis zum war on drugs - und es waren und sind
immer die einfachen Leute, die die Zeche zahlen. (JJ)
"Von deutschem Boden darf
nie wieder ein Krieg ausgehen."
VERURTEILT KRIEGE, ANSTATT SIE EUCH ALS ALTERNATIVE
ANBIETEN ZU LASSEN !
verurteilt kriege, anstatt sie euch als 'einzige' 'alternative' 'verkaufen' zu lassen, als das was
sie nicht sind, humanitär, ...
erstens bezahlt ihr die zeche, zweitens sagt der verkäufer immer, daß sein produkt das beste
ist, das einzig wahre und allerbeste ...
Und nicht vergessen ...
was ist Propaganda anderes als eine Beleidigung Deiner Intelligenz?
kommt mal raus aus der konsumentenhaltung
...
Es wird Zeit, dass die Amerikaner
aufwachen, wer es ist, der ihr Land ruiniert.
Die Information ist jetzt zugänglich, und niemand kann sagen, wie das die "guten Deutschen" der Nazizeit taten:
"Wir haben nichts gewußt."
[Wortspiel. Anstatt: Just
say "No" (Sag nur "Nein")]
Just say "Know"! (Sag nur "Wisse"!)
[oder: Keine
Macht den Doofen!]
against nationalism, against NATO
no germoney => no nazionalism => no fashism !
Das Volk und nur das Volk ist die Kraft, die Weltgeschichte macht.
Mao Tse Tung
"Oft tut auch der Unrecht,
der nichts tut. Wer das Unrecht nicht verbietet, wenn er kann, der befiehlt
es." (Mark Aurel)
"Gegen die Regierung mit
allen Mitteln zu kämpfen ist ja ein Grundrecht und Sport eines jeden
Deutschen." (Otto von Bismarck)
http://www.sdr.de/radio/s2kultur/schulfunk/archiv/manuskripte/68er_3.html
Musik 1:
Power to the People....
Sprecher:
Unter dem Pflaster liegt
der Strand.
Musik 2:
Let it be...
Ho-Ho-Ho-Chi-Minh! oder: die so traurige wie wahre Geschichte von Kindern reicher Eltern,
die auszogen, die Welt zu befreien
Der Mond im Mai in Vietnam
ist besonders hell...
....
Zitator:
Nachdem sie im Jahre 1964
vergeblich und ungestraft "ausgewählte Ziele" in Nordvietnam bombardiert
haben; nachdem sie ihre Landstreitkräfte auf 300.000 - Ende '66 werden
es 600.000 sein - erhöht haben; nachdem sie dort Ernten vergiftet,
Dörfer zerstört, die Einwohner ganzer Provinzen deportiert, Gefangene
und 'Verdächtige' gefoltert und hingerichtet haben; nachdem sie über
diesem kleinen Land innerhalb von 15 Monaten ein Drittel der Bombenlast
abgeworfen haben, die in ganz Westeuropa während der 56 Monate des
Zweiten Weltkrieges niedergegangen ist (Bomben, mittlerweile perfektioniert
durch Napalm, ... tödliche Gase, Schrapnells) ... wird die amerikanische
Eskalation nicht haltmachen. Ihre nächsten Schritte zielen auf die
Zerstörung der gesamten sozialen Ordnung der Demokratischen Republik
Vietnam: die amerikanische Luftwaffe bereitet sich darauf vor, die Deiche
des Roten Flusses in die Luft zu sprengen - und somit den gesamten Reisanbau
im Tonkinggebiet und einen großen Teil der 10 Millionen Einwohner
des Deltas zu vernichten."
Sprecher:
Dieser Artikel war im Kursbuch
abgedruckt. Damals war das unser monatliches Debatten-Journal. Alles, was
die Linke Szene bewegte, wie Kinderläden, antiautoritäre Erziehung,
Marcuses Randgruppen-Theorie, oder der Krieg in Vietnam, wurden dort diskutiert.
Und Vietnam - das war eine Schweinerei des US-Imperialismus.
CUT 3:
Nicht nur wir wollten gerechter
und freier leben, und selbstbestimmt und nicht von 'ner Großmacht
bestimmt werden. Weder wollten wir vom Rektor bestimmt werden in unseren
Gedanken, noch sollten die Vietnamesen von den USA bestimmt werden. Und,
muß man ehrlich sagen, wir waren auch nicht dafür, daß
sie von der Sowjetunion bestimmt worden wären. Jedes Volk sollte seine
eigene Geschichte und seine eigene Entwicklung nehmen können und mit
sich selbst auseinandersetzen, so wie wir das an der Universität wollten.
0.30
JOIN THE ARMY, travel arround,
see many places, meet interesting people, AND KILL THEM
Sprecher:
Sigrid Rüger, 'die
rote Sigrid', damals unsere Sprecherin im Konvent der Freien Universität,
sagt es: der Zusammenhang zwischen unserem Kampf an der Uni und gegen den
Vietnamkrieg schien uns plausibel und unmittelbar. Und was uns die Presse
und die Frontstadtpolitiker einreden wollten, in Vietnam werde von unserer
Schutzmacht Nr.1, den USA, die Freiheit Berlins verteidigt, na das war
doch nichts als Kalte-Kriegs-Propaganda. Wir sahen sie doch die Bilder
von den Napalm-verbrannten Kindern, von den mit Agent-Orange entlaubten
Wäldern, von den Leichenübersäten Reisfeldern und Straßen
nach dem Massaker der US-Armee in MyLai und wir sahen das Bild, auf dem
ein Vietkong mit einer an der Schläfe aufgesetzten Pistole hingerichtet
wurde.
Musik 5:
Ho Chi Minhs Partisanen kennen den Feind ...
let's talk about revolution ...
The Recombination Song (4 billion X with mutations)
mobilize the love...immobilize the anger - assimilate the innocent, and drop the doppelganger - organize the people... assemble every nation
(1) the dance of integration is the engine of creation
(2) the essence of the soul is information in formation#
Timothy Leary's
Deklaration of rEVOLUTION
http://www.hanflobby.de/archiv/leary-evolutionsdeklaration.html
|