Im Namen des Staates 1998: Geheimdienste verstrickt in Drogenhandel
Das Thema CIA und Drogen stand 1994 auf der Liste vernachlässigter Nachrichten des "Project Censored". Der ehemalige Bundesforschungsminister Andreas von Bülow weist in seinem Buch "Im Namen des Staates" darauf hin, daß auch der Bundesnachrichtendienst (BND) an Drogengeschäften beteiligt war. Diesem in Buchbesprechungen wiederholten Hinweis sind die Journalisten nicht weiter nachgegangen.

SPIEGEL ONLINE - 28. Juni 1999, 15:36
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,29163,00.html

"Report"

UCK durch Drogengelder finanziert

Nach Berichten der TV-Sendung "Report" laufen gegen Hunderte Kosovo-Albaner in Deutschland Ermittlungen wegen illegalen Drogen- und Finanzhandels. So würden Kosovaren den süddeutschen Heroinmarkt kontrollieren. Die Erlöse seien in den letzten Jahren der Untergrundarmee UCK zugute gekommen.

Bonn - In einer nicht veröffentlichten Analyse des Bundeskriminalamts (BKA) werde die organisierte Kriminalität der Kosovo-Albaner als ein "ernstzunehmendes Problem" eingeschätzt, teilte der Südwestrundfunk am Montag in Bonn mit.

Kosovo-Albaner würden bereits den Heroinmarkt in Süddeutschland beherrschen. In Norddeutschland seien Banden für "schwere Diebstahlsdelikte" verantwortlich. Nach Schätzung des Bundesaufsichtsamts für Kreditwesen in Berlin würden eine Milliarde Mark in das Kosovo transferiert werden, hieß es.

Nach Ansicht der Balkan-Expertin Marie-Janine Calic von der Stiftung Wissenschaft und Politik habe die kosovo-albanische Untergrundarmee UCK in den vergangenen Jahren einen Großteil ihrer Ressourcen aus dem Ausland bezogen. Dies sei zum Teil durch kriminelle Geschäfte geschehen, sagte Calic in einem Report- Interview. Mehrere Politiker, darunter die Vize-Präsidentin des Bundestages, Antje Vollmer (Grüne), und der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, warnten vor der UCK.

SPIEGEL ONLINE 26/1999 



Kriminalität von Kosovo-Albanern «ernstzunehmendes Phänomen»

Analyse des BKA - Balkan-Experten sehen auch UCK verwickelt

28.06.99, Mainz (AP) Die Kriminalität von Kosovo-Albanern in Deutschland hat nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes ernstzunehmende Ausmaße angenommen. Eine Analyse von mehreren hundert Ermittlungsverfahren gegen Kosovo-Albaner habe ergeben, daß sie Banden bildeten, die in Norddeutschland besonders Diebstähle begingen und in Süddeutschland mit Rauschgift handelten, wie BKA-Sprecher Jürgen Stoltenow am Montag in Wiesbaden sagte. Er sprach von einem «ernstzunehmenden Phänomen auch im Bereich der organisierten Kriminalität». Mehrere Balkan-Experten erklärten im SWR-Magazin «Report», Gewinne aus Straftaten flössen auch der Kosovo-Befreiungsarmee UCK zu.

Das Magazin zitierte eine namentlich nicht genannte Ermittlerin des Bundesaufsichtsamtes für Kreditwesen, derzufolge Albaner jährlich schätzungsweise eine Milliarde Mark aus Deutschland in das Kosovo transferieren sollen. Eine andere Expertin, die Wissenschaftlerin Marie-Janine Calic von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen, sagte dem Magazin: «Die UCK hat in den letzten Jahren einen Großteil ihrer Ressourcen aus dem Ausland bezogen, zum Teil durch kriminelle Geschäfte, Waffenschmuggel und Drogenschmuggel.»

Erich Schmidt-Eenboom vom Forschungsinstitut für Friedenspolitik in Weilheim erklärte, die UCK sei «in weiten Teilen bei der Beschaffung von Waffen finanziert worden aus dem Bereich der organisierten Kriminalität, insbesondere aus dem Heroinhandel in Mittel- und Nordeuropa». Der Koordinator der Bundesregierung für die Nachrichtendienste, Ernst Uhrlau, erläuterte: «Wenn die UCK sich selber als eine politische Kraft für die Zukunft verstehen will, dann wird sie mit einer Vermengung mit organisierter Kriminalität diese Chance sehr schnell vertun.»




Berliner Morgenpost, Montag, 28. Juni 1999

«Im Kosovo ging es um Geld, nicht um Patriotismus»

Ein Plünderer und ein Schlächter erzählen

Von Katja Banik

Sie schlugen, folterten, töteten. Die Männer von Arkans Tigern galten im Kosovo-Krieg als die grausamsten. Jetzt packte einer von ihnen aus. Er gehörte zu jenen, die nach den Säuberungen plünderten. Tony (es ist sein Deckname), besitzt dank des Kosovo-Krieges jetzt einen BMW im Wert von 15 000 Mark und ein neues Haus für 120 000 Mark. Der Lohn für vier Monate Plündern. Das Geld stammt von reichen Kosovo-Albanern.

Tony, der früher schmuggelte, gibt zu, daß die Plünderungen «keine schöne Art waren, das Geld für Auto und Haus zu bekommen». Aber normalerweise hätte er für eine solche Summe ein Leben lang arbeiten müssen. Umgebracht habe er aber niemanden.

Das überließ er anderen. Kampfeinheiten von rund 100 Mann, die aus Drogenabhängigen, entlassenen Gefangenen und extremistischen Nationalisten bestanden. Für Tony waren sie «Idioten, die glaubten, die Nato besiegen zu können.»

Tony sieht sich als Geschäftsmann. «Der Kosovo-Feldzug war für mich reines Geschäft. Es ging nicht um Patriotismus. Es war kein Heiliger Krieg, sondern ein Vorwand, um Geld zu machen, viel Geld. Wir wußten, daß wir verlieren würden, es war nur eine Frage der Zeit. Deshalb bewegten wir uns so schnell.»

Tony plünderte mit einem Elite-Team von fünf Leuten in Pristina, Pec und Djakovica. Noch vor Beginn des Krieges hatten sie genaue Informationen erhalten, wo etwas zu holen war. Wir wußten, wer die Tankstelle besaß und das Juweliergeschäft. Und wir wußten, wer reiche Verwandte im Ausland hatte», erzählt er gelassen. Sowohl Paramilitärs als auch Serben halfen ihnen.

Dennoch war sogar Tony über einige Vorfälle geschockt. Er erinnert sich an ein 17jähriges serbisches Mädchen. Sie habe den Leuten von Arkan Essen gekocht. Tony erzählt, wie sich die Leute langweilten, nachdem sie in dem Dorf des Mädchens, das bereits von Albanern «gesäubert» war, auf neue Befehle warteten. Tony: «Am dritten Tag waren vier von ihnen betrunken und bekifft. Sie vergewaltigten das Mädchen. Es war ihnen egal, ob sie Albanerinnen oder serbische Frauen mißbrauchten.»

Ein anderes Erlebnis, das ihn nicht mehr losläßt, ist die Geschichte eines Scharfschützen. Eines Morgens habe dieser bemerkt, daß sein Gewehr nicht mehr richtig funktionierte. Er habe einen alten Mann in einem Feld entdeckt, den Schalldämpfer aufgesetzt und geschossen. Vier Schüsse habe er gebraucht, bis der alte Mann tot war. «Daraufhin hat der Scharfschütze nur gesagt: ¸Gut, jetzt geht's wieder'. Der alte Mann starb, weil ein Mann seine Ausrüstung testen wollte.»

Tony, der Geld und Schmuck erbeutete, indem er nach Arkans Kämpfern kam und oft über Leichen stieg, erzählt, daß man die Reichen in den Städten meist habe laufen lassen. In den Dörfern jedoch sei es anders gewesen. Die Einheiten dort seien ohne jegliche Kontrolle gewesen. Viele von Arkans Männern hätten Heroin, LSD, Kokain oder Marihuana anstelle des Solds bekommen, «denn zehn Prozent der Beute ging an die Paramilitärs, die ihre 6000 Mark monatlich in bar bekamen oder sich einen Teil in Drogen ausbezahlen ließen». Tony bekam immer einen «Bonus». Insgesamt verdiente er seit Ende März 210 000 Mark.

Einer, der die Schmutzarbeiten machte, ist Dragan. Ein Krimineller, der 1991 aus dem Gefängnis entlassen wurde, um mit den Serben in Kroatien zu kämpfen. Seit acht Jahren gehört er zu den 40 Mitgliedern der paramilitärischen Pitbull-Terrier-Einheit, in der jeder einen Pitbull-Terrier besitzt.

Dragan ist mit dem Verlauf des Krieges unzufrieden: «Es sind nicht genug Frauen vergewaltigt, nicht genug Männer ermordet worden. Die Kosovaren sind schmutzige minderwertige Menschen, und wir zahlen ihnen zurück, was sie den Serben seit Generationen antun. Wenn es nach mir ginge, hätten wir das Kosovo von jedem Albaner einzeln säubern müssen.»

Dragan, der sich selber als «Serbe aus Montenegro» bezeichnet und mit Bildern von Jesus, Maria und ihrem Kind tätowiert ist wie mit Bildern von Totenköpfen und Frauen, rächte sich mit seiner Einheit, als sieben Freunde von ihnen von der albanischen Untergrundbewegung UCK ermordet wurden. Sie töteten dafür 50 Kosovo-Albaner. Regungslos erzählt er: «Es war ein großartiges Gefühl der Erleichterung. Wir waren davor sehr angespannt, aber es war besser, nachdem wir sie getötet hatten.»

Dragan ist sauer auf Milosevic, weil er sich von dem Serbenführer betrogen fühlt. Er wird deshalb gegen ihn kämpfen. Als nächstes werde Montenegro explodieren, da ist sich Dragan sicher. Zunächst kehre er mit seinen Kameraden zurück in ein Trainingslager in den Bergen, um sich auf den nächsten Krieg vorzubereiten. «In höchstens sechs Monaten geht es wieder los.» Und dann ist Milosevic der neue Feind, der Mann, in dessen Auftrag Dragan in Kroatien, Bosnien und im Kosovo schon mordete.
 
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