Nein zum Krieg!Nein zum völkischen Wahn!Seit Mittwoch, dem 23. März 1999, bombardieren NATO-Flugzeuge ununterbrochen Ziele in Serbien, Montenegro und im Kosovo. Dem vorangegangen sind die erfolglosen Friedensverhandlungen von Rambouillet, die zwar beide Seiten prinzipiell unterzeichnet hätten, auch mit einem Autonomiestatut für den Kosovo. Der Stationierung von »Friedenstruppen« im Kosovo stimmte der jugoslawische Präsident Milosevic allerdings nicht zu. Und dafür hätte er auch keinen Grund gehabt: es hätte sich nämlich um 30.000 NATO-Soldaten ohne UN-Mandat gehandelt, was völkerrechtswidrig ist. Aufgrund der Tatsache, daß die NATO ihre Truppen einem souveränen Staat nicht aufzwingen konnte, gab sie den Angriffsbefehl. Als klar war, daß keine politische Lösung mehr möglich war, setzte Jugoslawien alles auf eine Karte: die albanische Bevölkerung endgültig aus dem Kosovo zu vertreiben, die albanische Opposition zu liquidieren, und die in Resten vorhandenen demokratischen Grundrechte in Jugoslawien völlig außer Kraft zu setzen. Seit den NATO-Luftschlägen ist ein Viertel der albanischen Bevölkerung (250.000!) auf der Flucht, aber auch mehr als 1000 jugoslawische ZivilistInnen sind bei den Bombenangriffen ums Leben gekommen. Wie kommt die NATO also zu der Behauptung, sie wollte eine humanitäre Katastrophe verhindern, um dann eine auszulösen, deren Ausmaß noch gar nicht absehbar ist? Kriegspolitik löst keine Krisen, sie schafft welche
Schon am zweiten Angriffstag brachen in Mazedonien Unruhen
aus, als westliche Botschaften von aufgebrachten SerbInnen angegriffen wurden. In
Mazedonien leben aber auch viele AlbanerInnen, die noch mehr werden, wenn die Flüchtlinge
aus dem Kosovo eintreffen. Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen beiden Volksgruppen
sind nicht auszuschließen.
Die jugoslawische Luftwaffe hat versucht, nicht definierte Ziele in Bosnien-Herzegowina
anzugreifen, aber auch die NATO hat Ziele in der Republika Srbska attackiert. Ein Ende des
brüchigen Dayton-Friedens ist möglich.
Auch in der Vojwodina schwelen ethnische Konflikte. Auch hier könnte die Lage explosiv
werden. Aber auch in der Teilrepublik Montenegro mehren sich die Stimmen gegen das Regime
in Belgrad.
Es sieht so aus, als würden die NATO-Angriffe diese Entwicklungen noch beschleunigen, ein
Flächenbrand, der auch noch die angrenzenden Staaten hineinziehen könnte, scheint dann
unausweichlich, und das wür- de Hunderttausende Tote und Millionen von Vertriebenen
bedeuten. Nicht ungefährlich ist auch, daß sich Rußland in der Angelegenheit auf die
Füße getreten fühlt, und es hat auch bereits die Kontakte zur NATO abgebrochen, und die
NATO-Kontaktleute aus Moskau ausgewiesen. Sollte der Krieg gegen Jugoslawien noch länger
dauern, wird Rußland die serbische Regierung auf irgendeine Art und Weise unterstützen,
was eine Neuauflage des kalten Krieges wahrscheinlich macht.
Noch gefährlicher ist, daß sich hier eine Politik etabliert, die ihre Interessen mit
Bomben durchsetzt. Was hier mit Jugoslawien ausprobiert wird, könnte im Nahen Osten oder
in Nordafrika jederzeit Realität werden. Daß sich die Rüstungsbudgets in den
NATO-Staaten erhöhen, und eine Umstrukturierung der NATO-Streitkräfte im Gange ist,
könnte ein Zeichen dafür sein.
Im Kosovo brennen die Dörfer, Menschen sind auf der
Flucht, Frauen werden vergewaltigt, mißliebige Personen werden erschossen. In den
jugoslawischen Städten sterben ZivilistInnen im Bombenhagel, auch in den Kasernen, die
nach wie vor mit serbischen Flüchtlingen aus der Kraijna überfüllt sind. In einer Stadt
wird eine Treibstoffabrik bombardiert, eine ökologische Katastrophe ist die Folge. Die
NATO rühmt sich, mittlerweile 80% der Ziele zu treffen. Bleiben noch immer 20%, die etwas
anderes treffen. Das hieße, von 1000 Bomben treffen 200 unbeabsichtigte Ziele. Dann mit
den Angriffen zufrieden zu sein, ist menschenverachtender Zynismus, der nur einem
Militärschädel einfallen kann.
Wenn die NATO beginnt, Panzer anzugreifen, wird einmal mehr die panzerbrechende Munition
eingesetzt werden, die schon im Irak und in Bosnien ganze Landstriche radioaktiv verseucht
hat: die DU-(Depleated Uranium/abgereichertes Uran)-Munition. Sie ist ein Abfallprodukt
der Atomindustrie, und wird aufgrund der hohen Masse des Urans als besonders
panzerbrechend bezeichnet. Beim Aufschlag eines solchen Projektils auf einen Panzer
verbrennen 90% des Sprengkopfes, und der radioaktive Staub verteilt sich in Atmosphäre
und Grundwasser. Es ist nachgewiesen, daß im Irak tausende Menschen seit dem Golfkrieg an
Leukämie erkrankt sind, und auch das sogenannte Golfkriegssyndrom der alliierten Soldaten
dürfte auf den Einsatz der DU-Munition zurückzuführen sein. Eine ähnliche Katastrophe
in diesem Konflikt ist absehbar.
Aber auch die andere Seite spart nicht mit Mythen, um einen neuen Krieg zu
propagandistisch zu untermalen. »Schützen sie das serbische Volk am Amselfeld« war auf
einem Transparent zu lesen. Im Jahr 1389 soll ein serbisches Heer auf dem Amselfeld (der
heutige Kosovo) von einer türkischen Übermacht besiegt worden sein. Und das, um das
Abendland vor den bösen Muselmanen zu schützen. Dieser Mythos zieht sich bis heute wie
ein roter Faden durch den serbischen Nationalismus, der mit der Machtübernahme von
Slobodan Milosevic neu entflammt ist, und sich seit den Bombenangriffen in einen
völkischen Wahn gesteigert hat. »Wir sind bereit zu sterben, damit wir nicht
aussterben!« war der Kommentar einer Serbin im ORF. Das ist eine kaum überbietbare
Dummheit, aber in der Realität hat sich Serbien offenbar wieder zum Todeskampf
entschlossen, allein gegen den Rest der Welt. Und die NATO hat das mit ihren
Militäroperationen mitzuverantworten, ob sie das will oder nicht. Wenn die Bevölkerung
eines Landes über zehn Jahre lang als das personifizierte Böse hingestellt wird, so ist
es kein Wunder, wenn das solch bedenkliche Ausmaße annimmt.
Es ist schlichtweg nicht möglich, für irgendeine Seite Partei zu ergreifen, sowohl für
die SerbInnen als auch für die AlbanerInnen, beide Seiten ergehen sich im
nationalistischen Wahn. Was bleibt, ist die Politik der NATO zu verurteilen, und einmal
mehr darauf hinzuweisen, daß einige österreichische Politiker (vor allem aus FPÖ und
ÖVP) Österreich in ein solches Bündnis treiben wollen.
Asyl für alle Flüchtlinge und Deserteure! Nein zur Kriegspropaganda der österreichischen Medien! Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Oben
und Unten! ARGE Kriegsdienstverweigerung Graz Ernst-Kirchweger-Haus (EKH)
Freie ArbeiterInnen Union Wien (FAU) Infoladen Wels Ökologische
Linke (ÖKOLI) Revolutionsbräuhof (RBH) Rosa Antifa Wien |