Rot für die Uno!Die UN haben in Ost-Timor einen Kriegsgrund produziert. Von Mitgliedern der Gruppe Welt in Umwälzung![]() Es war nie ein Geheimnis, daß das indonesische Militär die Milizen bewaffnet und trainiert hat und mit ihnen zusammenarbeitet. Dennoch haben die UN die indonesischen Sicherheitskräfte mit der Sicherung der Vorbereitung und Durchführung des Referendums beauftragt. 20 Prozent der ost-timoresischen Bevölkerung sind in den letzten zehn Jahren zugewandert. Die UN jedoch definierte die Abstimmungsberechtigung ethnisch - wahlberechtigt waren nur jene, die in Ost-Timor geboren sind oder einen Elternteil haben, der in Ost-Timor geboren ist, oder einen Ehepartner haben, der eine der ersten beiden Bedingungen erfüllt. Es war kein Geheimnis, daß die Milizen schon vor Wochen für den Fall einer Niederlage bei der Abstimmung mit einem Blutbad gedroht haben. Die UN haben das Referendum abgehalten und anschließend ihre Leute abgezogen. Die UN ist eine staatliche Institution in einer kapitalistischen Welt. Und wer sich an ihr zynisches Auftreten im Irak, in Bosnien oder auch früher in Irian Jaya erinnert, muß sich nicht wundern, daß ihr das Schicksal der Ost-Timoresen in Wirklichkeit egal ist. Die UN haben in Ost-Timor eine Krise und einen Kriegsgrund produziert und ein Bauernopfer gebracht: die ost-timoresische Bevölkerung. In Indonesien sind die Hoffnungen, im Rahmen eines Demokratisierungsprozesses stabile Bedingungen für heimisches und internationales Kapital wiederherzustellen, nicht aufgegangen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt seit Beginn der Asien-Krise unter der Armutsgrenze. Die reaktionären Geister von gestern sind noch nicht vertrieben; sie sind immer noch unendlich reich. Die Clique um Suharto hat auch in Ost-Timor riesigen Landbesitz. In ethnisch oder religiös motivierten Zusammenstößen auf dem indonesischen Archipel sind in diesem Jahr mehrere Tausend Menschen getötet worden. Bei den wohl niedrigsten Arbeiterlöhnen der Welt sind die Ausbeutungspotentiale groß; das Investitionsrisiko aber auch: Bauern besetzen Großgrundbesitz; die städtischen Armen demonstrieren - und vor allem: Täglich finden Streiks statt. Die Studenten rufen nicht mehr "Reformasi", sondern "Revolusi". Erst letzte Woche titelte die Jakarta Post: "On the Brink of a Revolution". So weit ist es noch lange nicht, aber es zeigt die Dringlichkeit der Wiederherstellung kalkulierbarer Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse. Dies ist offensichtlich nicht mehr allein mit IWF-Krediten zu bewältigen. In diesem Punkt treffen sich die Interessen von indonesischen Militärs und den politisch-militärischen Agenturen des Kapitals. Druck oder Aggression von außen wird dem Militär Möglichkeiten geben, die Macht und den Einfluß wieder zu erlangen, die es durch die Massenbewegungen im letzten Jahr verloren hat, Nationalismus zu mobilisieren und erkämpfte Freiheiten zu kassieren.
Die Gruppe Welt in Umwälzung ist Mitherausgeberin des Wildcat-Zirkulars. |