Chronologische Grundzüge
Action Directe
Frühjahr1997
Inhalt
1977 – 1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
Das Jahr 77 ist gekennzeichnet durch das Auftauchen der europäischen autonomen Bewegung und ihrer Verbindung mit den Guerillaoffensiven in Deutschland und in Italien. In Frankreich initiieren revolutionäre Aktivisten, die aus zahlreichen unterschiedlichen Erfahrungen in Frankreich und anderswo seit 68 hervorgegangen waren, einen praktischen Prozeß der Zusammenfassung der Kräfte. Sie schaffen auch innerhalb der autonomen Bewegung eine politisch- militärische Koordination.
So treffen sich in dieser Koordination ehemalige Mitglieder bewaffneter Gruppen: des antifrankistischen Widerstands (MIL - Mouvement Ibèrique de Libèation - und GARI - Groupes d’Action Révolutionnaire Internationalistes), Mitglieder von autonomen Gruppen, die nach der Auflösung der Gauche Prolétarienne entstanden sind - wie die Noyeaux Armés Pour l’Autonomie Prolétarienne-, aber auch zahlreiche Aktivisten, die mit der legalistischen und paragewerkschaftlichen Politik der in Kleingrüppchen organisierten extremen Linken gebrochen hatten.
Fast zwei Jahre lang wird diese Koordination zahlreiche Sabotageaktionen und Aktionen zur Vorbereitung auf den bewaffneten Kampf durchführen: Aktionsnächte, wie z. B. die gegen den Bau des Atomkraftwerkes Malville, 23 Attentate im Land, für die unter dem Namen CARLOS
(Coordination Autonome Radicalement en Lutte Ouverte contre la Société) die Verantworung übernommen wurde, eine Aktionsnacht als Antwort auf die Auslieferung von Klaus Croissant an Deutschland sowie zahlreiche Aktionen nach der Ermordung der Genossen der RAF, Rote Armee Fraktion, Andreas, Gudrun und Karl in ihren Gefängniszellen, ...., aber auch Aktionen gegen die neuen Sklavenhändler und gegen die Flexibilisierung der Arbeit, wie z. B. die Operationen der CACT (Coordination Autonome Contre le Travail) in Toulouse gegen die ANPE und die Interim-Büros.
Im Laufe des Winters 78/79 beschließt die Koordination, den Sprung zur Guerillaorganisation zu machen. Am 1. Mai bekräftigt sie diese Bestimmung, indem sie, die Waffen in den Händen, den Sitz der Arbeitgeberschaft CNPP (Conseil National du Patronat Français) angreift. "Action Directe ist nicht aus einer Urzeugung hervorgegangen. Einzelpersonen oder Gruppen, die unterschiedliche Erfahrungen mit bewaffneter Propaganda gemacht hatten, haben die Notwendigkeit gespürt, sich über punktuelle Aktionen oder politische Kampagnen hinaus (wie 77 ...) ein Instrument anzueignen, um eine kommunistische Strategie durchzuführen ..." (1)
Im Herbst führt Action Directe ihre erste Kampagne bewaffneter Propaganda durch, gerade als die runden Tische zwischen Regierung, Arbeitgeberschaft und Gewerkschaft angesichts einer allerersten neoliberalen Wendung begannen. In derselben nacht des 15. September wurden sowohl das Arbeitsministerium als auch das Gesundheitsministerium das Ziel eines Anschlages.
Am nächsten Tag wird der Sitz der Leitung der SONACOTRA (Société mixte de gestion des foyers de travailleurs immigrés) zerstört. Seit mehreren Monaten war der Mietstreik der Bewohner die Speerspitze des Widerstands der eingewanderten Arbeiter. An den vorangegangenen Tagen waren mehrere Heime von den Ordnungskräften gerräumt worden. AD "evakuierte" ihrerseits die Leitung aus ihrem Sitz. "Auge um Auge!"
Ebenfalls am 16. September beschießt ein Kommando die Räumlichkeiten des "Sekretariats für die eingewanderten Arbeiter", die sich im Gebäude des Arbeitsministeriums selbst in der rue de Grenelle befinden.
"Vom Beginn unseres Erscheinens an sind wir eine kommunistische Guerilla gewesen, eine, die den antiimperialistischen Kampf verteidigt und mit einer Klassenposition. Die Folge war ein praktisches Verständnis der Notwendigkeit des revolutionären Illegalismus. (1)
"Man muß dringend den Dreck des Oppositionskatechismus verwerfen, die beschwörenden Prozessionen zurückweisen und das Herunterleiern alter Parolen, weil sie keinerlei reelle Subversion in sich tragen. Man muß die Bedeutung von Veränderung begreifen, die Widersprüche in ihrer Entstehung. Das, was entsteht und sich entwickelt...
"Die Zeit der Guerilla ist gekommen. Den Feind schlagen, den Massen dienen, den Partisanen formen - das ist unsere Fahne" (Gauche Prolétarienne, 1969)
"Die Zeit der Guerilla" das bedeutet konkret Bewußtsein zu vertiefen, in die Entschlossenheit und in die Praxis des Bruches, die im Aufruhr der Massen aufgetaucht sind noch weitere und entschiedenere hinein zu tragen, welche die spontane Bewegung selbst im Feuer ihre Aktion nicht hervorbringen kann. Das heißt in jedem Augenblick eine Dialektik zwischen dem Widerstand und den Kämpfen des Proletariats, seinen unabhängigen Organismen und der Guerilla, kämpfende Einheiten in der Einheit des Politischen und des Militärischen, in jeder Phase des Kampfes; und das von Anbeginn des Prozesses des revolutionären Klassenkrieges". (2)
27. September: Anschlag auf die Büros der Arbeitgeberaft, zuständig für die Arbeitsverwaltung der Pariser Region.
3. und 5. Februar: Attentat auf die Leitung der Inspection du travail
10. Februar: Anschlag auf die UPCI, eine Immobiliengesellschaft, die in die Wohnungsenteignungen in den volkstümlichen Vierteln der Hauptstadtverwickelt ist. Am 12. März wird eine weitere Immobiliengesellschaft, die mit der vorigen verbunden ist, ebenfalls angegriffen.
14. März: Angriff gegen die Büros derjenigen Abteilung der DST, die sich mit der Überwachung von Aktivitäten der politischen und gewerkschaftlichen Organisationen der ausländischen Arbeiter befaßt, sowie gegen den Sitz der OICP (Organisation internationale de Coopération des Polices)
16. März: Ein Kommando dringt in das Ministerium für Zusammenarbeit (Hauptverwaltung für die politischmilitärischen Beziehungen Französischer Staat - afrikanische Länder) ein; Minister Galley entgeht knapp den Schüssen.
Seit ihrem Auftauchen und ihrer ersten Kampagne nimmt AD den Kampf gegen die Einrichtungen auf, wo die wichtigsten Entscheidungen der Politik des Staates ausgearbeitet, beschlossen und reflektiert werden. Sie greift das Arbeits- und das Kooperationsministerium an, denn das sind diejenigen, die am meisten in die Achsen eingebunden sind, die die Organisation als entscheidend in dieser Phase ( Restrukturierungspolitik in der Fabrik und in den Vierteln, militärische Interventionspolitik in Tunesien - Zerschlagung der Revolte von Gafsa -, im Tschad und in Zaire) charakterisiert hat, und umfassender entwickelt sie so den strategischen roten Faden, den sie vorhat, bis zum Schluß zu verteidigen: die Einheit des antikapitalistischen und des antiimperialistischen Kampfes.
"Die Guerilla ist die Form des proletarischen Internationalismus in den Metropolen. Sie ist das Subjekt der Rekonstruktion der proletarischen Politik auf internationalem Niveau" (BR, 1978)
In ihrer Phase bewaffneter Propaganda geht AD von den in den Kämpfen der RAF und der Brigate Rosse erworbenen Erfahrungen aus.
"Action Directe bildet sich im ‘Gefolge der zweiten Phase der Guerilla in Westeuropa ... Die zweite Phase mit den Aktionen Schleyer - Moro ist gekennzeichnet durch die Antizipation des bewaffneten Kampfes als Bestimmung der Dialektik Aufbau / Zerstörung ..."2
" Die RAF und die BR haben nacheinander 1977 und 1978 während der Herbstoffensive, deren zentrale Punkte die Entführung von Schleyer (deutscher Arbeitgeberpräsident) und die Kampagne "Primavera" mit der Entführung von Moro (Führer der Christdemokratie) waren, die neuen Qualitäten der Guerillasubversion im höchsten Maße entwikkelt. Und nacheinander setzen sich diese Organisationen in diesen Kämpfen als unbestreitbare Bezugspunkte für die Gesamtheit der revolutionären Kräfte des europäischen Proletariats durch." (2)
"Die kommunistische und antiimperialistische Guerilla ist in Europa als Ausdruck des internationalen revolutionären Krieges entstanden; als Einheit des Politischen und des Militärischen hat sie sich in der Konfrontation auf dem höchsten Niveau des proletarischen Antagonismus und des historischen Befreiungskampfes gebildet ..."3
"Die Guerilla versucht nicht die Unterdrückten auf dem politischen Markt und auf dem Jahrmarkt der Versöhnung zu repräsentieren; ihre Anwesenheit, ihre Handlungsmöglichkeit und vor allem ihre tatsächliche Vertretung der Interessen des Proletariats verläuft genau im Bruch des institutionellen und konventionellen Systems der politisch eingezwängten, geleiteten, manipulierten und entfremdeten Verhältnisse. Sie hat die Fähigkeit die Konfrontation auf einem Terrain zu eröffnen, wo die Politik der Klasse als solche deutlich werden kann und folglich als Trägerin der Emanzipation."(2)
27. / 28. März: 32 autonome Aktivisten, die der Organisation nahestanden oder Mitglieder waren, werden im Rahmen der Ermittlung über die Aktivitäten von Action Directe festgenommen.
In den folgenden Tagen werden zahlreiche Sabotageakte aus Protest dagegen organisiert, wie z. B. der Anschlag gegen die Gebäude, in denen die Gendarmen der Interventionseinheiten GIGN (Fort de Maison Alfort) untergebracht sind, gegen ein Polizeikommissariat (Toulouse), ...
4. Juli: Bewaffnete Besetzung des Bürgermeisteramtes des XIV. Arrondissements von Paris, Enteignung mehrerer tausend Verwaltungsdokumente und der entsprechenden Maschinen
28. August: Paris, bewaffnete Konfrontation zwischen Aktivisten von AD und der Polizei anläßlich einer Finanzierungsaktion
13. September: Verhaftung von 10 Aktivisten, darunter Jean-Marc Rouillan und Nathalie Ménigon nach einer weiteren Schießerei
17. September: Als Antwort auf die Verhaftungen und als Fortsetzung der Kampagne, die im vorigen Jahr begonnen worden war, beschießt ein Kommando den Wachposten der Ecole de Guerre. Dabei handelt es sich um das Ausbildungszentrum der Kader der französischen Armee für die Auslandsinterventionen, aber auch der Militärs aus Satellitenstaaten in den Repressions- und psychologischen Kriegsführungsmethoden.
Anfang des Winters setzt Action Directe ihre politisch -militärischen Interventionen für die gesamte Dauer des Präsidentschaftswahlkampfes aus, da sie nicht in das Politikerspektakel eingreifen wollte.
15. April: Bei einer Finanzierungsoperation gibt es mitten in Paris eine Schießerei. Ein Polizist wird erschossen.
Nach der Wahl von Mitterand und der Konstituierung der ersten sozialdemokratischen Regierung beginnt eine politische Schlacht zunächst in den Gefängnissen, und es bilden sich Solidaritätsbewegungen mit den politischen Gefangenen für die Amnestie, gegen die Sondergerichte. Eine Zeitung, "Rebelle", wird zur Unterstützung dieser Kampagne herausgegeben. Zwei Hungerstreiks in sechs Monaten: der erste ab Mai für die Amnestie und die Schließung der QHS ; der zweite im September für die Freilassung von ausnahmslos allen politischen Gefangenen. Die starke Mobilisierung der Bewegung und die Widersprüche der neuen Staatsmacht bewirkten die Freilassung von allen kommunistischen und anarchistischen Gefangenen sowie die Auflösung des Staatssicherheitsgerichtshofes.
Im Laufe des Sommers begann eine breite und tiefgehende Debatte in der Organisation. Sie wird mehrere Monate dauern, aber ab dem Winter 81 / 82 sind schon zahlreiche Brüche gemacht. Die Meinungverschiedenheiten, die seit 80 mit den Militaristen der Tendenz Olivier - später bekannt unter dem Namen "Affiche Rouge" oder nach der Polizeiversion "AD - Lyon", ja sogar "nationaler Flügel" -aufgebrochen waren, führten zu einem endgültigen Bruch.
Ebenso Bruch mit zwei anderen mehr "bewegungsmäßigen" Tendenzen, die zahlenmäßig bedeutender waren, die aber beide ihre politische Unfähigkeit erweisen werden, auch nur die geringste organisatorische Alternative zu entwickeln, bevor sie sich "mit Sack und Pack" auflösen, ohne zu kämpfen.
Es ist offensichtlich, daß Action Directe organisatorisch sehr geschwächt aus diesen "Brüchen" hervorgegangen ist, jedoch unbestritten stärker in ihrer politischen Entschlossenheit, die neue Phase und die Ziele des Kampfes, wo wie sie sich stellten, anzugehen.
"Wir haben niemals Illusionen über die Staatsmacht gehabt, die neue Geschäftsführung des Kapitals und der Versuch, auf die Krise des imperialistischen Systems in Frankreich zu antworten.
Wir wissen, was eine sozialdemokratische Regierung für die Proletarier bedeutet: in Frankreich die Unterdrückung des Bergarbeiterstreiks von 1948, in den abhängigen Ländern die Massaker von Setif, das Massaker an 80000 Menschen in Madagaskar, die Bombardierungen von Hanoi, der Schlag von Suez ... (1)
Und das wurde schnell durch die Provokationen und die Repression konkretisiert: ... Mehr als 180 Personen wurden in vier Monaten verhaftet, Druck auf die Arbeitgeber, Zusammenschlagen von Genossen, Erpressung über die Regelung der Papiere der eingewanderten Genossen. Eswäre also für uns schwierig gewesen, im "Begnadigungszustand"zu versacken" (1)
Action Directe nimmt die Initiative im November und Dezember dieses Jahres 81 wieder auf. Die Organisation nimmt an der Besetzung zahlreicher klandestiner Werkstätten im Sentier und mehrerer Gebäude in Barbès teil. Mehr als 100 ausländischen Familien, hauptsächlich Türken, wurde so wieder eine Wohnung beschafft. Gleichzeitig unterstrichen zahlreiche Aktionen und Demonstrationen diese Kampagene gegen die Werkstätten der Sklaventreiber und für Wohnungen.
In den Stadtvierteln, den Fabriken, den Regionen muß sich eine Peripherieguerilla entwickeln, mit deren Hilfe der Feind eingeschlossen werden kann." (3)
22. Dezember: Laouri "Farid" Benchellal, Kader der Organisation und einer der Hauptverantwortlichen für die Tätigkeit im Viertel Barbès wird im Zentralkommissariat von Helsinki gefoltert und ein paar Stunden nach seiner Verhaftung ermordet.
24. und 25. Dezember: Sieben Anschläge gegen Luxusgeschäfte (darunter Rolls Royce) in der Hauptstadt und in der Provinz
13. Februar: Ein Kommando der Organisation richtet Gabriel Chahine hin, einen libanesischen Flüchtling, Kollaborateur der Polizei, der die Verhaftungen von Jean-Marc Rouillan und Nathalie Ménigon im September 80 ermöglicht hatte.
19. Februar: Attentat gegen das Lokal der türkischen faschistischen Organisationen in Paris
30. März: Beschuß der Antenne des israelischen Verteidigungsministeriums in Paris, das Kommando besteht aus Mitgliedern von AD und türkischen Revolutionären.
"Die Organisation leitete 82 die Offensive "den Kampf in der Metropole mit den Revolutionären der 3. Welt führen" ein.."
In dieser Kampagne wurden die Operationen teilweise immer koordinierter und eingebundener durchgeführt. Und so haben die bewaffneten türkischen, libanesischen, palästinensischen Militanten und die unserer Organisation zusammen die Überwindung der einzigen Einheit geschaffen durch die politische Auflösung dieser Einheit in lebendige Praxis.
So haben die revolutionären Kräfte im Kampf die strategischen Linien der Einheit des revolutionären Krieges gegen den Imperialismus geschmiedet- entsprechend einer neuen Epoche, einer neuen Phase des kapitalistischen Monopols und seiner Durchsetzung." (4)
April: Ve r öffentlichung von "Für ein kommunistisches Projekt" durch AD
Polizeirepression, zwei Genossen - Joëlle Aubron und Mohand Hamami - werden festgenommen, als sie aus einem Depot der Organisation herauskommen. Der Sitz der Organisation wird ein paar Stunden nach einer Hausdurchsuchung der Polizei durch einen Anschlag zerstört.
Juni: "Im Juni 1982 wurden die nationalen Politikspielchen von einem entscheidenden Ereignis überragt: der G7-Gipfel in Versailles.
"Der Gipfel von Versailles... war ein entscheidender Schritt in der strategischen Integration der imperialistischen Länder, ausgehend von der durch die Reagan - Administration bestimmten und durchgesetzten Linie. Ein Gipfel der vor allem wichtig für die imperialistische Stratgie der Umstrukturierung und der Interventionen ist, dessen Entscheidungen für die darauffolgenden Monate bedeutet haben: direkte Aggressionen gegen die Völker der Peripherie, im Libanon natürlich, aber auch auf den Malwinen, in Namibia, in Grenada und gleichzeitig indirekte Interventionen und Destabilisierungen der Volksregierungen in Nicaragua, Angola, Mosambik,...
In ihrer rigiden Umstrukturierung -zum monopolistischen imperialistischen Block - mußte die Bourgeoisie der westlichen Länder ihre Hegemonie in der Neudefinition und Ausdehnung der Produktionsverhältnisse durchsetzen, ausgehend von der Beschleunigung und Vertiefung der Konfrontation an allen Fronten." (4)
AD richtet in diesem Moment eine starke Mobilisierung gegen den Gipfel mit zusätzlichen zahlreichen Operationen, darunter ein spektakuläres Attentat gegen den europäischen Sitz des IWF und der Weltbank. Wenn die Rolle dieser beiden Institutionen in den 70er Jahren etwas marginal war, so finden sie sich seit Anfang der 80er Jahre, mit der allmählichen Überwindung der Regulierungen vom Typ fordistischer Welfare, im Herzen der internationalen
Finanzverwaltungen wieder - eine wahre Finanzpolizei gegen die Länder der Drei Kontinente, die die Schuldenrückzahlungspolitiken mit Schlägen aus sozialer Deregulierung, Sparplänen ... durchsetzte.
Der Text von AD "Über den Imperialismus" erscheint.
Zur gleichen Zeit bringt die Regierung Mauroy den ersten Sparplan auf den Weg. Er wendet sich so von den Wahlversprechungen ab und leitet die große neoliberale Wende ein; Austeritätspolitik von Delors, die zum Rückzug der P"C"F-Minister und zur Regierungsumbildung unter Fabius führte. Für Frankreich handelt es sich um einen entscheidenden Moment der Abkehr vom Welfare State und der Wahl der Flexibilisierung - Prekarisierung. - die Unterordnung der Sozialdemokraten unter die weltweit herrschende Linie des Neoliberalismus.
So sind bei diesem Versailler Gipfel Tendenz zum Krieg und Austeritätspolitik eng verbunden in der strategischen Option der Bourgeoisie für ein neues Akkumulationsmodell.
August: Die israelischen Truppen dringen in den Libanon ein und besetzen Beirut: Massaker von Sabra und Chatila, amerikanische und französische Militärinterventionen, ... Die Organisation führt eine aktive Kampagne durch. Mehrere Attentate gegen israelische und amerikanische Gesellschaften, darunter die bewaffnete Besetzung des Geschäftssitzes der Chase Manhattan Bank. Die ersten Texte von AD erscheinen, die sich auf die Strategie der Antiimperialistischen Front beziehen.
"Heute zeichnet sich eine der grundlegenden Gegebenheiten der Veränderungen der Epoche durch die unbestreitbare Tatsache aus, daß die Kämpfe um Emanzipation der Völker im Süden nicht mehr bloß "Verbündete" der Front der sozialistischen Revolution sind. Sie sind zu den wesentlichen Determinanten geworden.
Die antiimperialistische Front bildet und materialisiert die strategische Linie der Einheit dieser Emanzipation im Zentrum und auf den drei Kontinenten, die Linie des revolutionären Krieges gegen den imperialistischen Kapitalismus, begriffen als gemeinsamer Feind des internationalen Proletariats und der unterdrückten Völker. In diesem Kampf und in seiner Ausweitung schmiedet die Front einen neuen proletarischen Internationalismus der diesem Kampf und seiner Praxis entspricht, also den Transformationen der Bedingungen für die weltweite proletarische sozialistische Revolution." (4)
Am 19. August kündigt die Regierung die Auflösung der Organisation an. Ab jetzt kann jede Person, die im Zusammenhang mit AD aktiv ist, wegen Neubildung einer aufgelösten Vereinigung verfolgt werden. Aber die Anwendung dieses niederträchtigen Gesetzes bewahrte noch zuviel an politischer Resonanz, und die Linksregierung wird es vorziehen, ein anderes niederträchtiges Gesetz zu benutzen, das kriminalisierender ist in dem Maße, wie es auch gegen das "große Bandentum" in Kraft ist - das Gesetz über die kriminellen Vereinigungen. Und dazu werden im Herbst 86 die antiterroristischen Spezialgesetze einen Paragraphen hinzufügen, dessen Charakteristik es ist, die bewaffnete Aktivität noch mehr zu entpolitisieren, "die im Zusammenhang mit einer individuellen oder kollektiven Unternehmung steht, die zum Ziel hat, die öffentliche Ordnung durch Einschüchterung oder Terror zu stören".
"Die Genossen der Organisation als ‘kriminelle Vereinigung’ anzuklagen und sie in den Isolationstrakten einsperren, das ist eine zusätzliche Methode zu versuchen, einen Kampf der Gefangenen zu entschärfen, der unerläßlich ist zur Entmystifizierung der Realität der Justizinstitutionen des sozialdemokratischen Staates." (4)
Herbst und Frühjahr: Action Directe strukturiert sich in der Klandestinität neu und organisiert gleichzeitig zahlreiche internationale Treffen mit den verschiedenen europäischen Guerillas und Widerstandsbewegungen.
"Es geht heute darum, Westeuropa als ein homogenes Territorium aufzufassen, in dem der Aufbau eines einheitlichen revolutionären Pols möglich ist. Das bedeutet, das Proletariat als eine einheitliche Klasse anzusehen, die auf verschiedene Territorien verteilt ist, die aber grundsätzlich gleichartige Charakteristiken haben ...
Westeuropa stellt sowohl als Markt, als auch auf der Ebene der Produktion ein einheitliches Territorium dar, auf dem das multinationale Kapital seine Profitlogik plant, programmiert, realisiert und aufzwingt ...
An der revolutionären Neuzusammensetzung des Proletariats in Europa zu arbeiten reicht also nicht aus. Aber das wird möglich, denn alles, was wir heute innerhalb dieser Strategie aufbauen, selbst als minimale Entwicklung des revolutionären Bewußtseins über die Krise und die Tendenz zum Krieg, mit all den möglichen Konsequenzen der gesamten Klassenwidersprüche - alles, was wir also aufbauen, selbst auf niedrigster Stufenleiter, wird sich morgen entwickeln und sich vervielfachen und so am Aufbau der Massenorganisation des europäischen Proletariats mitwirken." (5)
Schon funktionieren gemeinsame Kommandos in der Hauptstadt. Am 31. Mai steht eines dieser Kommandos in der rue Trudaine in einem heftigen Schußwechsel der Polizei gegenüber. Zwei Polizisten werden erschossen und ein weiterer schwer verletzt.
Als Reaktion auf diese Toten ist eine Demonstration von Polizisten vor dem Sitz des Justizministers, Robert Badinter, organisiert worden. Einige dieser Polizisten waren in Uniform, und der Ordnungsdienst des Ministeriums machte gemeinsame Sache mit den Demonstranten.
30. Juli: Enteignungsversuch bei dem Juwelier Aldebert, place de la Madeleine
14. Oktober: Eine weitere Schießerei findet im XVII. Arrondissement von Paris statt. Ein italienischer Genosse, Ciro Rizzato, wird getötet und zwei Polizisten verletzt. Ciro war ein sehr bekannter und volkstümlicher kommunistischer Aktivist aus einer Vorstadt von Mailand (Quarto Oggiaro). Er hatte damals an sehr vielen Mobilisierungen und Arbeiterkämpfen teilgenommen, erst als Mitglied der "Autonomia proletaria", dann von "Prima Linea". Seit deren Selbstauflösung war er in den COLP (Organizzati per la Liberazione Proetaria)6 organisiert. Französische und italienische Genossen sind gemeinsam für all diese Vorfälle verfolgt worden.
Ein einheitlicher Weg bedeutet, an einer einheitlichen internationalen Strategie in Westeuropa zu arbeiten und eine Etappe nach der anderen zu bestimmen, die darauf abzielen, eine Phase nach der anderen, eine politisch - organisatorische Einheit auf dem Gebiet des Kampfes gegen das Kapital, für die Neuzusammensetzung des Metropolenproletariats zu schaffen. Es geht nicht darum, ein ideologisches Verhältnis zu schaffen, sondern ein einheitliches Verhältnis von konkreten Entwicklungspraktiken der revolutionären Bewegung in Westeuropa." (6)
Im Herbst erscheint die Monatszeitschrift "L’Internationale", die ein Pfeiler der Debatte und Information über den laufenden Prozeß sein soll, ein Kampfinstrument, ein Instrument der Vorbereitung auf die Kämpfe und auf die zukünftigen Offensiven der Guerilla und der Front in Europa.
"Dieser Internationalismus ist konkret, materiell. Er umfaßt all die Bereiche des Lebens der Proletarier und von denen, die zu ihrem Lager stoßen, in der permanenten Überwindung der Individualitätsgrenzen, in der Konfrontation in jedem Augenblick mit diesem Todessystem und in der Zurückweisung der Etablierung einer abwartenden Haltung in der Alternative, die die Existenz des Lagers der Blutsauger akzeptiert, von denjenigen, die die ganze Menschheit niederwerfen - von Chile bis Puerto Rico, von Beirut bis Barbès. In der Einheit all dieser Kämpfe, von den Streiks der Arbeiter verschiedener Nationalitäten, von der Ghettorevolte bis zu den bewaffneten Kommunisten der Metropolen, von den Widersprüchen des Metropolenindividuums bis zur notwendigen internationalen Organisation der Klasse.
Heute, angesichts der internationalen Arbeitsteilung, angesichts der Transnationalen, die die Staaten machen und vernichten, der schnellen Interventionseinheiten, der Besatzung der Städte, der Kriminalisierung und der Marginalisierung der Proletarier für die Restrukturierung des kapitalistischen Systems, angesichts des Krieges - laßt uns den Proletarischen Internationalismus aufbauen!" (7)
Februar: Zehn Genossen werden in Italien und Frankreich festgenommen. Am 13. März versuchen die belgische und die französische Polizei in Brüssel einer Gruppe von AD-Aktivisten eine Falle zu stellen. Diesen gelingt es, einen Polizisten der Verbrechensbekämpfungsbrigade zu fassen und mit ihm zu fliehen. Er wird nach seiner Befragung freigelassen werden. einige Tage später werden Helyette Bess und Régis Schleicher, Aktivisten der Organisation, in Avignon festgenommen, ebenso eine Gruppe von Genossen in Paris.
Frühjahr: Zahlreiche logistische Operationen in Belgien, Enteignungen bei Banken, Angriff auf das Waffendepot einer Kaserne in Vielsam, Erbeutung von fast einer Tonne Sprengstoff in den Steinbrüchen von Ecaussines ..., die zusammen mit anderen kämpfenden kommunistischen Organisationen durchgeführt wurden.
11. Juli: Beginn der Offensive "Einheit der Revolutionäre in Westeuropa", Anschlag auf das Atlantische Institut.
"Von der Fähigkeit, die fortgeschrittenen Elemente des Proletariats der Metropolen zu organisieren, hängt die Realisierung oder das Mißlingen der Projekte des Imperialismus ab: Überausbeutung, Kriege, Vernichtung ..." (Kommuniqué der Aktion)
13. Juli: Anschlag gegen die Informationsdienste für Forschung und Programmplanung des Verteidigungsministeriums und die Büros der SIAR (industrielle Rüstungsüberwachung)
14. Juli: Anschlag auf die Nebengebäude des Industrieministeriums.
"Indem sie eine Stütze der NATO und den französischen Imperialismus frontal angreift, beweist die Organisation Action Directe ein weiteres Mal die Fähigkeit der Arbeiterklasse, dem Imperialismus im richtigen Moment einen Schlag zu versetzen, sowie ihren Willen, die Übergansphase des politischen Projekts weltweiter Restrukturierung der Produktion durch den imperialistischen Krieg auf militärischem Gebiet zu durchkreuzen.
Indem sie das Industrieministerium angreift, demonstriert die Organisation Acton Directe ihre Entschlossenheit, sich den Massenentlassungen in der Automobil- und Stahlindustrie, der immer größeren Ausbeutung von Millionen Proletariern zu widersetzen ..." (Régis Schleicher, Erklärung, Juli 84)
2. August: Anschlag auf den Sitz der Europäischen Raumfahrtagentur, ESA
23. August: Eine Autobombe wird vor der Versammlung der WEU (Westeuropäische Union) abgestellt.
Isolieren der Aufstandsbekämpungskräfte, die unsere Städte überziehen! Die Kriegstreiber und Waffenhändler denunzieren! Die militärischen Entscheidungszentren denunzieren!
Die NATO-Kriegsmaschine muß mit allen Mitteln und auf allen Ebenen gestört werden. Man muß versuchen, die imperialistische Kette in Europa zu zerbrechen, das direkt vom Krieg bedroht ist. Dazu werden alle Mittel gut sein und sich ergänzen, wenn dieses Ziel klar ist. Es ist nicht die Zeit für Ausschließungen.
Man muß die militaristischen Wurzeln dieser Gesellschaft vollständig herausreißen, die Wurzeln der Kontrolle unserer Städte, wo schon Aufstandsbekämfungsoperationen geplant sind, die sich an den Universitäten und in den verschiedenen Organismen hinter ihren keuschen Untersuchungen verstecken, um zu verbergen, daß 35 % von diesen militärisch sind - von den Waffenhändlern, die vom Blut der anderen leben bis hin zu denen, die sie decken und bis hin zu den institutionellen Instanzen, die die Maschine strukturieren."
September: Das Kollektiv der politischen Gefangenen aus Action Directe beginnt einen Hungerstreik, um gegen die Isolationshaft und für die Zusammenlegung zu kämpfen. Andere politische und soziale Gefangene werden zu ihrem Kampf dazustoßen. Die Bewegung wird 38 Tage dauern.
Oktober: Zwei Anschläge gegen große Rüstungsfirmen: Dassault und Hispano Suza
"Die Rückzugsbasen der Aufstandsbekämpfungskräfte für die abhängigen Länder bedrohen, den Klassenkrieg vorantreiben, um den imperialistischen Krieg zu verhindern, zusammen mit den Revolutionären der abhängigen Länder kämpfen - das sind die Hauptaufgaben des proletarischen Pols. Dafür muß man den verschiedenen pazifistischen Bestandteilen die Augen für folgende Gewißheit öffnen: Der Krieg ist nicht nur die Bedrohung durch den Atompilz - er ist seit 30 Jahren eine alltägliche Realität für die abhängigen Länder. Deshalb hat der proletarische Pol die vordringliche Verantwortung dafür, eine konkrete Verbindung mit den Revolutionären der abhängigen Länder aufzubauen. Wir müssen konkret zeigen, daß es nicht akzeptable konventionelle Kriege für die anderen gibt und eine schreckliche nukleare Gefahr für uns. Der Atomkrieg hat seine Wurzeln im ‘ganz normalen’ imperialistischen Krieg ..."
"Wenn wir fähig sind, der riesigen und zerbrechlichen Bewegung, die entsteht, ihren Klasseninhalt zu geben, dann werden wir sehen, daß in unseren Ländern, die so viele niedergeschlagene Revolutionen erlebt haben, wieder eine revolutionäre Bewegung entsteht, die das Bewußtsein über die radikalen Folgen ihres Kampfes hat." ("L’Internationale" Nr. 1)
Dezember: Die Gefangenen aus RAF und Widerstand beginnen einen weiteren Hungerstreik
18. Dezember: Eine Autobombe wird in der NATO-Offiziersschule in Oberammergau (Süddeutschland) entdeckt. Der Spengstoff stammt aus dem in Ecaussines enteigneten Bestand. Dass RAF-Kommando "Jan Raspe" bekennt sich zu der Aktion.
Ebenfalls Dezember: Die Polizei nimmt die Herausgebergruppe von "L’Internationale" fest. In erster Instanz werden diese Genossen zu schweren Strafen wegen "krimineller Vereinigung" verurteilt werden. In der Berufung werden einige nach vier Jahren Untersuchungshaft freigelassen!Die Manipulation in Bezug auf diese war entschieden zu plump, nachdem die Zeugen der Anklage erzählt hatten, wie Druck auf sie ausgeübt wurde, damit sie sie denunzieren. Das wesentliche Ziel des Staates war jedoch erreicht - "L’Internationale" hatte diese Festnahmen nicht überstanden und die Politik der Kriminalisierung bewaffneter Politik hatte eine Marke gesetzt, denn dieses - eigentliche - Verbot eines Werkzeuges für den revolutionären Austausch hatte das politische Hindernis umgangen, damit wie mit einem Pressedelikt umzugehen. Die demokratische Mystifikation war gerettet.
31. Dezember: Paris, XV. Arrondissement, Joëlle Aubron und ein weiteres Mitglied der Organisation entkommen einem Festnahmeversuch.
Am selben Tag: Anschlag in Bonn gegen die Technische Rüstungsmission der französischen Botschaft. Der antiimperialistische Widerstand für die Front übernimmt dafür die Verantwortung.
15. Januar: Eine gemeinsame Erklärung von AD und RAF wird breit verteilt:
"wir sagen es ist notwendig und möglich eine neue phase für die entwicklung revolutionärer strategie in den imperialistischen zentren zu eröffnen und als eine bedingung für den qualitativen sprung die internationale organisation des proletarischen kampfes in den metropolen, ihren politisch- militärischen kern: westeuropäische guerilla zu schaffen....
die angriffe gegen die multinationalen strukturen der nato, gegen ihre basen und strategen, gegen ihre pläne und propaganda waren die erste große mobilisierung für die strategiebildung proletarischer politik in westeuropa unter veränderten politischen bedingungen. eine mobilisierung, die sich als kampf gegen das system aus ausbeutung und krieg weiterentwickelt und verstärkt, wie sich an den angriffen in portugal, belgien, spanien, griechenland, frankreich, der brd...zeigt"
19. Januar: Gefangene Aktivisten von AD schließen sich dem Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF an. "Genau wie die Kämpfe von gestern und die Kämpfe von morgen ist unser jetziger Kampf Bestandteil im Prozeß der Vereinheitlichung der westeuropäischen Guerilla in der antiimperialistischen Front!"
25. Januar: General Audran, Direktor für internationale Angelegenheiten beim Verteidigungsministerium, wird erschossen von den Mitgliedern des Kommandos "Elisabeth von Dyck" (RAF-Aktivistin, die von der Polizei bei ihrer Festnahme eiskalt umgebracht wurde). General Audran vereinigte zwei wesentliche Aktivitäten in der militaristischen Politik Frankreichs: Einerseits war er verantwortlich und kontrollierte die gesamten Waffenverkäufe an der Spitze der Interministeriellen Kommission für die Planung der Exporte von Kriegsmaterial (CIEEMG). Andererseits war er der Vertreter Frankreichs in der einzigen NATO-Struktur, an der es offiziell teilnahm, der Unabhängigen Europäischen Programmgruppe (IEPG)
"die angriffe gegen die multinationalen strukturen der NATO, gegen ihre basen und strategen, ihre pläne und propaganda werden transformiert durch das bewußtsein und die praxis des proletariats, indem es seine nationalen besonderheiten überschreitet und einen internationalen sprung macht.
die revolutionäre front entsteht aus der kraft, ihre vielfältigkeit und widersprüchlichkeit zu transformieren in eine strategie des angriffs und des aufbaus der organisation der klasse für ihre befreiung."
1. Februar: In Gauting, Deutschland: Attentat auf Zimmermann, Präsident der deutschen Luft- und Raumfahrt und Vorstandsvorsitzender von MTU, die mit dem militärisch- industiellen Komplex verbunden ist. Dafür übernimmt das RAF-Kommando "Patsy O’Hara"die Verantwortung. Am selben Tag sagen die Gefangenen aus der RAF und dem Widerstand:
"wir haben unseren hungerstreik am 1.2. abgebrochen, weil die entwicklung inzwischen über die ebenen eines kampfes von gefangenen um ihre lebensbedingungen raus war: der qualitative sprung der revolutionären kämpfe in den natostaaten in die westeuropäische dimension hat den streik überholt.
die politik der metropolenguerilla hat jetzt einen durchbruch erreicht, um den der kampf die letzten fünf jahre ging."
24. April: Ein türkischer revolutionärer Aktivist, der 2 kg Dynamit aus Ecaussines dabei hat, wird an der französisch - belgischen Grenze festgenommen. Dieser Genosse hatte in den besetzten Häusern in Barbès gelebt und war als AD nahestehend gesucht worden.
27. April: Anschlag auf den europäischen Sitz des IWF, die kämpfende Einheit "Laouri ‘Farid’ Benchellal" bekennt sich dazu. Ebenso Sabotage gegen zwei der bedeutendsten Waffenfabriken, die TRT und die SAT
"Zwischen 83 und 85 kommen auf dem Kontinent die großen Linien der bourgeoisen Gegenoffensive und die allgemeinen Widersprüche der Epoche in der Tendenz zum Krieg zusammen. Der Ost-West -Widerspruch, mit einem westlichen Lager, das immer größere Schwierigkeiten hat, seine innerimperialistischen Rivalitäten zu zügeln, und grundsätzlich der Widerspruch Kapital/Arbeit, der sich mit dem Grad der Internationalisierung des Kapitals und den Grenzen der privaten Aneignung, dem Fehlen einer Regulierungsinstanz, verstärkt.
In diesem Kontext wird die Europäische Union von der Logik der innerimperialistischen Konkurrenz beherrscht, und folglich durch die ausschließlichen und spezifischen Interessen des monopolistischen Großkapitals. Somit trägt jedes seiner Verhältnisse und Apparate das unauslöschliche Mal ökonomischer und politischer Machtkonzentration. Daher rühren ihr technokratisches und autoritäres Handeln, im Bezug auf den gesellschaftlichen Rückschritt, in der Zuspitzung der Polarisierung der Klassen, ihre finsteren und "unwiderruflichen" Entscheidungen in den erreichten politischen und gewerkschaftlichen Freiheiten, das Aufkommen reaktionärer, ausgrenzender und faschistischer Politiken und die Intervention gegen die abhängigen Völker."
30. Mai: Frankfurt: fünf sehr bedeutende Anschläge gegen die NATO für die der Antiimperialistische Widerstand die Verantwortung übernimmt.
"Die Strukturen der Front entstehen im Kampf gegen alle Bedingungen... In der Front gibt es so viele verschiedene Methoden sich zu organisieren und so viele verschiedene praktische Erfahrungen, wie es Genossen gibt. Also immer spezifisch, immer wie die Kämpfenden es wollen und brauchen für ihre spezifischen Bedingungen und ihren subjektiven Prozeß...
Ausgehend von der gemeinsamen politischen Orientierung, die in den Diskussionen herausgearbeitet wurde, bestimmt jede kämpfende Einheit des Widerstandes ihre eigene Aktion unabhängig und schafft für sich selbst den illegalen Handlungsraum, den sie braucht."
"Die Grundlage der Einheit des Kampfes liegt im Kampf von allen!"
26. Juni: Paris, Attentat auf General Blandin, Generalinspekteur der Armee. Das AD-Kommando "Antonio Lo Muscio" übernimmt die Verantwortung.
Juli / August: Belgien: Entdeckung mehrerer Infrastrukturen der Organisation AD - Wohnungen, Abstellplätze für Autos, Waffen, Papiere und verschiedene Dokumente. Mehrere Personen werden im Rahmen einer Fahndung gegen die FRAP (Front Révolutionnaire Armé Proletarien) festgenommen.
8. August: Für den Angriff gegen die US- AIR Base in Frankfurt (drei amerikanische Militärs werden getötet) übernimmt das gemeinsame Kommando von AD und RAF "Georges Jackson" (Aktivist der Black Panther, im Gefängnis von den Wärtern ermordet) die Verantwortung.
"Die westeuropäische Guerilla entwickelt im Angriff die Stategie, die die punktuellen und partiellen Kämpfe gegen die Lebensrealität im imperialistischen System als Prozeß des Kampfes um Befreiung faßt, die Massenantagonismen in der politischen Bestimmung und in der Praxis des revolutionären Kampfes vereinheitlicht und daraus DIE FRONT DES BEFREIUNGSKRIEGES HIER AUFBAUT.
Die revolutionäre Bewegung in Westeuropa muß ihren Kampf heute auf eine neue Stufe bringen, indem sie die Diskussion und Organisierung der Offensive gegen den imperialistischen Apparat in allen seinen politischen, ökonomischen und militärischen Verzweigungen und auf allen Ebenen vorantreibt." ( Auszug aus der Erklärung)
"Jeden Tag befreit der bewaffnete Kampf die Vorstellungskraft aus der Erniedrigung, aus geistigen Käfigen und aus politisch engstirnigen Perspektiven. Seine Bekräftigung stößt Diskussionen um eine Strategie an, die in der Lage ist, mit dem Teufelskreis einer scheinbaren Kommunikation zugunsten einer Praxis zu brechen, die sowohl das Kräfteverhältnis, als auch die Kämpfenden verändert. Die Waffen tragen die Kraft und die reale Perspektive des Entstehens einer Strategie in sich, die auf der Höhe der Planungen von führenden Fraktionen der Bourgeoisie sind, und sie werden zum Mittel der Umsetzung der roten Macht..."
"Die Beziehungen der Kämpfenden sind das erste befreite Gebiet des revolutionären Widerstands in der Metropolen. Es ist dieser Prozeß, in dem die Menschen neue schöpferische Fähigkeiten entwickeln, neue Formen der Organisierung, neue Terrains und Waffen für den Befreiungskampf und darin wird diese hochgepuschte Repressionsmaschine besiegt.
In diesem Prozeß kann und muß sich jeder Militante die Fähigkeit zur Bestimmung der Politik, zu selbständigem Denken und Handeln aneignen. Das ist eine zentrale Bedingung für die Kontinuität und Ausdehnung des revolutionären Kampfs zu garantieren...und es ist die Waffe gegen Kapitulation und Verrat." (Prozeßerklärung von Eva Haule, Gefangene aus der RAF)
Diese Aktion markiert das Ende der ersten Offensive der Guerilla - der Organisationen AD und RAF, des Anti-imperialistischen Widerstands und der politischen Gefangenen.
"Einheit der Revolutionäre in Westeuropa.
Eine Kampflinie, die das Verhältnis von Einheit und Interaktion der Guerilla mit der Gesamtheit der Ausdrücke der autonomen proletarischen Bewegung durchzieht. Nur eine revolutionäre Front auf dem tatsächlichen Niveau der Konfrontation- ist in der Lage, die politisch- polizeiliche Umzingelung der vielfältigen Massenwiderstände gegen die Umstrukturierungen, gegen die gesellschaftlichen Verwüstungen und gegen die Tendenz zum Krieg, die durch die Bourgeoisie betrieben wird, zu brechen.
Nur diese Front ist in der Lage, die verkappte, aber permanente Instabilität der bourgeoisen Hegemonie zu vertiefen, die heute in jedem staatlichen Verhältnis, in jedem staatlichen Apparat eingeprägt ist- und an erster Stelle natürlich in der Europäischen Union.
Eine Linie, die einen qualitativen Sprung im Widerspruch Klasse/Staat markiert, indem sie in einem gemeinsamen Angriff den Kampf auf den Kontinent ausdehnt. Denn mit dem Maximum an Kraft und Mobilität auf diesem Knotenpunkt, auf dem die Widersprüche zusammentreffen zu lasten, bedeutet mit dem Ziel zu handeln, sie regierungsunfähig zu machen, bedeutet die Möglichkeit, sie ins Extreme zu treiben, zum Punkt ihres Zusammenbruchs. Und es heißt am Aufbau zu arbeiten in der breitesten Klasseneinheit der unverzichtbaren Kräfte für eine revolutionäre Aktion der Masse." (2)
Vom 31. Januar bis zum 4. Februar findet in Frankfurt der "Kongreß des antiimperialistischen und antikapitalistischen Widerstands in Westeuropa" statt.
Februar: AD gibt der deutschen revolutionären Zeitschrift "Zusammen kämpfen" ein Interview:
"ein großer teil der technologischen und industriellen konzentrierung ist ab 1982 durch die fast vollständige verstaatlichung der industrie im bereich der hochtechnologien (rüstung, elektronik, computer, roboter, raumfahrt, atom, chemie und agrar). diese konzerne, verbunden mit schon alten und neuen verstaatlichten (schwerindustrie und banken), bilden den "öffentlich industriellen bereich", "secteur public industriel" (spi).
man muß wissen, daß 11 von 14 "französischen" konzernen, die zu den 200 größten multis weltweit gehören, teil des spi sind und daß die firmen des spi 60% der forschungsausgaben und 55% des forschungspersonals repräsentieren...
der spi ist für die unternehmer die bevorzugte struktur für die ausarbeitung der neuen sozialpolitik, und notwendig für ihren fortbestand. unter dem druck von unternehmern /"partei der unternehmen" laufen aktuell die angriffe auf die erworbenen historischen, fundamentalen sozialen rechte. nur durch den abbau des sozialen status, die flexibilisierung der gesamten produktion, die individualisierung der lohnpolitik, das zur - seite - schieben bestimmter gewerkschaften und die einbeziehung anderer, wird es für die unternehmerpartei/spi möglich, ihre krisenlösungsstrategie umzusetzen, wovon die gesamte imperialistische strategie abhängt.
AD bezeichnet darin klar die Achsen der nächsten Offensive: "Die zentralen ausdrücke, die heute ihre ökonomische, politische und militärische macht in einer strategie verbinden und in denen sich die stärksten antagonismen des widerspruchs zwischen internationalem proletariat und imperialistischer bourgeoisie ausdrücken und begriffen sind, angreifen!"
"Die Strategie des Kapitals zielt darauf ab, wieder die Bedingungen für eine dauerhafte Profitsteigerung zu schaffen, indem es die Arbeitskraft entwertet, das heißt, noch mehr die Arbeiter und die Weltbevölkerung auszubeuten. Sie zielt so darauf ab, die Krise der Bourgeoisie auf Kosten der Proletarier und ihrer Familien in der Fabrik und im täglichen Leben zu überwinden durch:
- eine Ausweitung der Austeritätspolitiken und der Anpassungspläne,
- die Senkung der Reallöhne,
- die Überausbeutung am Arbeitsplatz dank einer Neustrukturierung des produktiven Apparates, das "one best way" und das "just in time", der Arbeitsrhythmen und der verstärkten Enteignung der Tätigkeit jedes Arbeiters, das "Kaizen" oder der selbst erzeugte Druck über die Gruppenarbeit, das "Null Fehler", d. h. die ganze Ergonomie, die die reale Auspressung des Mehrwerts intensiviert,
- die Erhöhung der Produktivität in der Konkurrenz, der Abbau von Arbeitsplätzen, die Entlassungen der alten, kranken und behinderten Arbeiter, der Frauen ...,
- die immer größere Unsicherheit des Arbeitsplatzes, die Teilarbeitslosigkeit und die Zeitarbeit, die befristeten Arbeitsverhältnisse...,
- die Infragestellung der Qualitäten des Wohlfahrtsstaates, die Senkung der Sozialausgaben, der Unterstützungen, der Beihilfen für Wohnungen, Studium, ...
Das ist eine allgemeine Bewegung, deren wesentliche Charakteristika man in jedem einzelnen Land feststellen kann, und das ist eine Bewegung, die an den intensivierten Druck im imperialistischen Verhältnis mit den Drei Kontinenten des Südens gekoppelt ist.
Ein wahrhafter internationaler Klassenkrieg!" 7
10. Februar. Die BR-PCC richtet L. Conti hin, Arbeitgeber des MIK und naher Berater von Craxi, Chef der italienischen Regierung.
"Die aktuellen Prozesse politischer und militärischer Geschlossenheit Westeuropas, die der weltweiten Stärkung der Allianz innewohnen, die allgemeinen Dynamiken im Zerbrechen internationaler Gleichgewichte auf der Ost-West Widerspruchsachse in der Tendenz zum Krieg und der Vertiefung der Konfrontation Imperialismus/AntiImperialismus; das sind drei Faktoren, die die revolutionären Kräfte, die Proletarier und die ausgebeuteten Völker in diese Richtung drängen. Das heißt, daß mit dem Voranschreiten imperialistischer Dynamiken und der konsequenten Zuspitzung aller Ebenen von Widersprüchen, die Front immer mehr als der politischmilitärische Organismus erscheint, der zur Konfrontation gegen die Politiken des Imperialismus in dieser geopolitischen Zone in der Lage ist...
Die Klarheit der Ziele und der politische Realismus in der Formulierung der Politik der Front stellen einen Wert dar, der über die unmittelbar erreichte Einheit hinausgeht, da diese Formulierung eine politische Perspektive für die Entwicklung der Front in der ganzen geopolitischen Zone eröffnet." (aus der Prozeßerklärung von Militanten der Brigate Rosse für den Aufbau der kämpfenden kommunistischen Partei)
15. April: Attentat auf Brana, Vizepräsident des CNPF, Präsident der Wirtschaftskommission, Vorstandsmitglied der Thomson AG
" Als ´Mann`des SPI (secteur public industriel) im Arbeitgebertriumvirat...repräsentiert und leitet er den SPI-Block/ `Unternehmenspartei, Motor der allgemeinen "Krisenlösungsstrategie", die Kartellbildung bedeutet, technologische und industrielle Konzentration, reagan`sche Marktwirtschaft, Flexibilität, soziale Deregulierung, Individualisierung der Lohnpolitiken, Repression gegen Arbeiter innerhalb und außerhalb der Fabriken." (Kommuniqué Nr. 1)
Das AD-Kommando "Christo Kassimis" (griechischer revolutionärer Aktivist, bei einer internationalistischen Aktion gestorben) eröffnet damit die zweite europaweite Offensive.
16. Mai: Das Kommando "Kepa Crespo-Gallende" dringt ins Innere des Interpol-Sitzes ein, beschießt die verschiedenen Büros und deponiert mehrere Dutzend Kilogramm Sprengstoff.
"Es wäre idealistisch die qualitativen Transformationen zu unterschätzen, die in konterrevolutionären Strategien und Strukturen stattfinden und sich in verschiedenen Bereichen - national, kontinental und im weltweiten System ausdrücken ...
Die Erfahrung dieser Jahre hat gezeigt, daß der revolutionäre Kampf, der sich in einer besonderen Situation ausdrückt, zunehmend mit einer Konterrevolution konfrontiert ist, die die quantitativen Elemente, die durch das gesamte imperialistische System akkumuliert wurden, enthält...
Der Inhalt des allgemeinen Modells imperialistischer Konterrevolution geht nach und nach in eine neue Qualität über durch die von nun an stabile und weltweite Dimension des antiimperialistischen Kampfes und durch die Qualität der sozialen Widersprüche, die sie hervorbringen.
Diese Veränderung hat sich aufgrund der Tatsache durchgesetzt, daß die Spielräume für Übernahmen und Flexibilität des weltweiten imperialistischen Systems enger geworden sind, in Anbetracht der engen inneren Verwobenheit, die es charakterisiert und dem immer größeren Maß an objektiver und subjektiver Homogenität der Befreiungsprozesse.
Wenn sie sagen daß "sie gezwungen sind mit dem Terrorismus zu leben", heißt das, daß sie sich einig sind.
Unter dem Anspruch ein Interventionsmodell festzulegen, das in der Lage ist, sich mit dieser neuen Dimension der Konfrontation zu messen, haben Kultur und Politik des "Kampfes gegen den Terrorismus" und die operative Strategie gegen die "Konflikte niederer Intensität" Gewicht und Zentralität in der konterrevolutionären Strategie erlangt." ( Erklärung des Kollektivs der italienischen politischen Gefangenen Wotta Sitta)
"Der Angriff gegen den konterrevolutionären Angriff ist eine politische und praktische Interventionslinie, die notwendigerweise den gesamten revolutionären Prozeß begleitet - wie es in allen Befreiungskämpfen war und ist. Diese Bestimmung war ein Moment der Offensive 86: im Angriff von AD gegen Interpol in Paris, in den Aktionen der kämpfenden Einheiten des Widerstandes gegen den BGS und das Bundesamt für Verfassungsschutz. Der hochgepuschteste Repressionsapparat läuft ins Leere, wenn der Widerstand seine subjektive Kraft in der verantwortlichen Aktion entwickelt und in den bewußten Beziehungen, die der Kern jeder Struktur revolutionärer Gegenmacht sind, und wenn der Widerstand immer neue Methoden und Formen der Organisierung und des Kampfes findet, um seine Ziele gegen die konterrevolutionäre Legalität durchzusetzen." (Rückübersetzung aus dem frz. - Auszug aus einer Prozeßerklärung in der BRD)
9. Juli. Beckurts, Leiter von Siemens und Präsident der mächtigen deutschen Atomkommission wird von einer Bombe getötet, die explodiert, als sein Wagen vorbeifährt. Zu dem Attentat bekennt sich das RAF-Kommando "Mara Cagol".
"der deutliche ausdruck sind die breiten und militanten kämpfe in ganz westeuropa gegen atom- und kriegspolitik, die ökonomische umstrukturierung, die grossprojekte des kapitals, die die lebensbedingungen zerstören, gegen die aufzucht einer elite für die konzerne an schulen und unis und gegen menschenfeindliche technologien.
sie haben es mit ihrer ganzen schleichenden und gewalttätigen macht nicht geschafft, die menschen in der metropole in ihrem wesen und bewusstsein so umzustanzen, dass sie ihre eigene vernichtung nicht mehr realisieren und dagegen aufstehen.
diese neuen entwicklungen verändern für beide seiten -revolutionäre kräfte und staat - die politischen bedingungen. seit anfang des jahrhunderts haben sie in den kapitalistischen zentren alles an gegenstrategien mobilisiert, um den antagonismus einzufrieren:
die verlagerung der existentiellen not auf die völker der peripherie durch kolonialismus in alten und neuen formen, kriege und faschismus, die zerschlagung der revolutionären arbeiterbewegungen und die zersplitterung der traditionellen arbeiterklasse, konsumentenkultur und wissenschaftliche manipulation, sozialdemokratie, die atomisierung der gesellschaft- das alles neben dem unmittelbar ökonomischen zweck der expansion und profitmaximierung für die monopole
politisch ein ziel, den antagonismus arbeitkapital in den zentren einzubetonieren.
die ausgebeuteten sollten ihre lage aus den besonderen erfahrungen der verelendung hier überhaupt nicht mehr wahrnehmen und in entfremdung und vereinzelung die fähigkeit zu sozialen beziehungen verlieren. kurz: der antagonismus sollte nicht mehr wahrnehmbar und nicht mehr organisierbar sein." (aus der Prozeßerklärung von Eva Haule )
21. Juli: Attentat auf den OECD-Sitz durch die Kämpfende Einheit "Ciro Rizzato" von AD
9. September: Das Parlament nimmt die Antiterror-Sondergesetze an, darunter die Bildung einer Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft, Verlängerung der Frist für vorläufige Festnahme, Rechtsprechung durch eine "professionelle" Jury, Strafe von 30 Jahren.
10. Oktober: Das RAF-Kommando "Ingrid Schubert" erschießt Braunmühl, politischer Direktor im Auswärtigen Amt und wichtige Figur in der westeuropäischen Formierungspolitik.
17. November: Das Kommando "Pierre Overney" richtet Georges Besse hin, den Vorstandsvorsitzenden von Renault, den "Kaiser", wie ihn die Arbeiter genannt hatten, ein spezieller Schlankmacher für "muskulöse" Restrukturierungen.
"Die technokratische Effizienz von Besse konnte an den 34.000 Entlassungen gemessen werden, die es bei Pechiney gegeben hat, als er in die Direktion dieser transnationalen Gesellschaft gewechselt ist- sie ist auch ein Unternehmen des Secteur Public Industriel. Seine Ernennung zum Kopf der Renaultführung entsprach der Notwendigkeit "Renault in ein Unternehmen wie jedes andere zu verwandeln"..
"Leben und Tod von Georges Besse waren eng mit der Einrichtung neuer Produktionen verknüpft, mit der technologischen Konzentration, deren Ergebis und Folge sie sind. Ein Leben und ein Tod, die eng verknüpft sind mit dem Aufstieg der technokratischen Oligarchie, die eindeutig die treibende Kraft für die Einführung neuer Ausbeutungs- und Unterdrückungsstrategien ist.
Gegen die Durchsetzung dieser Krisenlösungsstrategien greifen die kommunistischen Avantgarden mit der politischen und militärischen Aktion die bourgeoise Wiederzusammensetzung an, um ihren Weg zu bremsen und ihre internen Bedingungen zu verschlechtern, und sie dadurch im Klassenkrieg zu schwächen. Für diese kommunistischen Avantgarden wurde Besse ein Ziel. Die Aktion des Kommandos ´Pierre Overney´ ist so klar in der Konfrontation zwischen Bourgeoisie und Proletariat, daß der Untertitel dieser Operation "Chronik eines angekündigten Todes" hätte sein können.
Angekündigt durch die sozialen Verwüstungen infolge der Politik des guten Technokraten. Angekündigt durch zig tausende Kündigungsbriefe. Angekündigt durch die Antwort der Arbeiter. Angekündigt durch die Gerichte, die die Arbeiter verurteilten, die für ihr Recht auf Arbeit, die Überlebensnotwendigkeit für sie und ihre Familien ist, gekämpft hatten. Angekündigt bis zu den Fabriktoren, wie es in den Akten vermerkt steht (9). Die Hinrichtung von Besse, die Notwendigkeit proletarischer Justiz, deren Ausdruck sie war, wurde angekündigt, erhofft, gewünscht, klar ausgedrückt in zig linken oder revisionistischen Gewerkschaftspapieren.
"Wenn die Politik von Besse durchgesetzt wird, wird es Tote geben". Was die CNPF betrifft, so hat sie diese `Haßkampagnen` offengelegt.
Heute verpflichtet der politische und ideologische Konsens, es ist untersagt andere als beschwichtigende Fragen zu stellen: "Weshalb wurde ein so rechtschaffener Mann ermordet?".. Faktisch ist die Aktion des Kommandos ´Pierre Overney´verstanden worden und hat ihre Früchte im Arbeiterbewußtsein getragen...(10)
Ja, die Aktion war populär. Aber um es zu wissen, muß man über Euren Konsens hinaus, auch die Demos und die Tumulte kennen, die es in den Werkstätten während der von der Direktion verhängten Schweigeminute gegeben hat, wie bei der ´Artillerie´, der ehemaligen Werzeugmaschinenwerkstatt unseres Genossen Georges (Cipriani)in Billancourt. Verstanden von der Arbeiterschaft von Renault aber auch von der Gesamtheit der Klasse, die von den Plänen und Projekten der Technokraten und der Bourgeoisie betroffen ist..." (Prozeßerklärung der Militanten von AD, 1989)
3. Dezember: In Paris Eröffnung des Prozesses gegen mehrere Aktivisten wegen der Schießerei in der avenue Trudaine. Nach einer Woche wird der Prozeß nach dem Rücktritt mehrerer Geschworener abgebrochen.
Der Staat nutzt die Medienkampagne um den Abbruch dieses Prozesses herum dazu aus, die Ausnahmegesetze vom September rückwirkend in Kraft zu setzen. Von nun an werden alle politischen Prozesse, wann auch immer die zur Last gelegten Taten stattgefunden haben, vor den Sonderschwurgerichten stattfinden.
21. Februar: Nathalie Ménigon, Joëlle Aubron, Jean-Marc Rouillan und Georges Cipriani werden in Vitry- aux-Loges (Loiret) festgenommen.
9.) "Einheit der Revolutionäre in Westeuropa" Erklärung im Audran-Prozeß im November 93
10) In der juristischen Akte waren Gespräche zwischen Arbeitern an den Fabriktoren dokumentiert und Gespräche im Viertel Billancourt, im Laufe derer Drohungen und Aktionswünsche in Bezug auf Besse laut wurden. Tatsachen, die durch eine Umfrage einer italienischen Tageszeitung bestätigt wurden.
11.) Das Plakat "Besse war der erste, wer ist der nächste?" mit einem Photo des jetzigen Generaldirektors, der eine Zielscheibe mitten auf der Stirn trägt und das diesen Winter, nach Ankündigung der Schließung von Arbeitern von Renault Vilvorde herausgegeben worden ist, beweist es. Dieses Plakat ist beispielhaft für die Aneignung der Aktion des Kommandos "Pierre Overney" als Aktion der Klasse selbst, als Teil des Kampfes dieser Klasse, ihrer kollektiven europäischen Erinnerung als einem revolutionären Moment.
Anmerkungen:
1 Interview (1982): "82, vom Versailler Gipfel bis zum Libanon"
2 "Kontinuität eines kommunistischen Projektes" (1983), erschienen in "L’Internationale"
3 Erklärung der Aktivisten von Action Directe beim Prozeß von Mailand (1992), erschienen in "Front" Nr. 2
4 "Zu den Verhaftungen", Richtigstellung (April 1984)
5 "Eine revolutionäre Aufgabe: der internationale Kampf", Februar 84, in "L’Internationale"
6 Die Hauptoperation, für die COLP die Verantwortung übernommen haben, war der Angriff auf das Zentralgefängnis von Rovigo und die Befreiung von vier Aktivisten der Guerilla am 3. Januar 82 "Die Befreiung organisieren, praktizieren und verbreiten".
7 "Das bedeutet der Internationalismus", Leitartikel der "L’internationale" Nr. 1 (Oktober 83)