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die anarchistische bewegung vertritt die idee von der grundsãtzlichen
gleichwertigkeit aller menschen - mãnner wie frauen -, wie auch die
revolutionãre utopie der freiheit aller als voraussetzung fûr
die volle entwicklung ihres menschseins. mann und frau werden als soziale rollen erkannt und nicht
als biologische wesensbestimmungen gesehen. sie sind somit verãnderbar...
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arme, menschliche natur, welch entsetzliche verbrechen wurden in deinem
namen begangen! jeder dummkopf, vom kønig bis zum polizisten, vom
engstirnigen pfaffen bis zum hoffnungslosen pfuscher der wissenschaft
nimmt sich heraus, als autoritãt ueber die menschliche natur zu sprechen.
je bedeutender der geistige scharlatan ist, desto bestimmter wird sein
nachdruck auf die bosheit und auf die schwãche der menschlichen natur... freiheit, ausbreitung, zeit und vor allem friede und ruhe kønnen als einzige uns aufschluß ûber die wirklich herrschenden umstãnde der menschlichen natur und alle ihre wunderbaren møglichkeiten geben. der anarchismus bedeutet also die befreiung des menschlichen geistes aus der herrschaft der religion; die befreiung der menschlichen kraft aus der herrschaft des eigentums; die befreiung von den fesseln und dem zwang durch die regierung... der anarchismus bedeutet nicht militãrischer drill und einførmigkeit; doch steht er gleichbedeutend mit dem geist der revolte, in jeder erdenklichen art, gegen alles, das der menschlichen entwicklung im wege steht. alle anarchisten sind sich hierin einig, genauso wie in ihrer opposition gegen die politische maschinerie..."
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wãhrend fûr die mãnnlichen genossen das vorrangige ziel von frauenpolitik stets die
rekrutierung von frauen fûr die gemeinsame sache war, ging es den frauen in der anarchistischen
bewegung um ihre ganz konkrete emanzipation. das bedeutete sowohl die thematisierung und
verãnderung der weiblichen lebensbedingungen, wie auch die verankerung ihrer forderungen in der
bewegung. stets betonten sie dabei ihre distanz zum bûrgerlichen feminismus, der sich auf die
einforderung gleicher rechte beschrãnkte - wie im falle des frauenwahlrechts oder der lohnarbeit
von frauen - und dabei die ûbergeordneten HERRschaftsstrukturen der gesellschaft unangetastet
liess. emma goldman etwa forderte die frauen polemisch dazu auf, sich von der "emanzipation zu emanzipieren". die agrupcion mujeres libres, 1936 als autonome organisation neben der cnt gegrûndet, versuchte im spanischen bûrgerkrieg, frauen fûr die libertãre bewegung zu gewinnen und, neben der organisierung der spontanen beteiligung zehntausender von frauen, deren eigene befreiung als frauen zu vertreten. in den kãmpfen des alltags sollte immer etwas von der utopie durchscheinen kønnen. fûr die frauen sollte die revolution nicht erst "danach" kommen. so galt ihr angriff u.a. der spanischen familie als dem "gefãngnis der frauen". die soziale revolution sollte auch die ebene des alltags, des denkens, der beziehungen erreichen...
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der begriff des anarchafeminismus kommt ursprûnglich aus den
us-amerikanischen feministischen diskussionen und wurde mitte der siebziger jahre durch die
ûbersetzung von beitrãgen von
peggy kornegger und carol ehrlich
auch in der bundesrepublik bekannt. radikale feministinnen waren bei der suche nach einem gerûst
fûr die feministische revolutionierung der gesellschaft auf die prinzipien des kommunistischen
anarchismus im sinne kropotkins gestossen. sie meinten, hier imwesentlichen
ihre eigenen ansãtze wiederzufinden. so kamen sie zu den thesen von der wechselseitigen
ergãnzung und entsprechung von anarchismus und feminismus, was vor allem daraus deutlich werde,
dass beide bewegungen nicht hierarchische beziehungen und kleine gruppen bevorzugten, sowie in der lage
seien, "aus der kraft der massen einen nutzen zu ziehen". wãhrend der
anarchismus dem feminismus "ein klares verstãndnis von hierarchie und autoritãt"
liefere, habe der feminismus die verquickung aller arten von unterdrûckung erkannt und biete
"den anarchistischen mãnnern aufschluss ûber ihr maskulines erbe". carol ehrlich, die mitbegrûnderin des anarchafeminismus, betont besonders die konvergenz von feminismus und anarchismus bzgl. des politikverstãndnisses. beide teilen den grundsatz, dass das private das politische ist. fûr beide kann es keine politische aktion geben, die nicht in der sphãre des scheinbar privaten alltags verankert wãre. "people are not free just because they are surviving, or even economically comfortable. they are free only they have power over their own lives". ziel sei es, die autonomie ûber das eigene leben wiederzuerlangen. ein berufspolitikertum wird abgelehnt. revolutionãre praxis bedeute stets eine revolutionierung des alltags, die etablierung von alternativen. im bewusstsein, dass in einer hierarchischen gesellschaft nur hierarchische modelle geførdert werden, mûsse besonders die antiautoritãre bewegung sensibler fûr immanente hierarchien in denken und organisierung werden. die unterschwelligen strukturen seien offenzulegen und durch sichtbare und diskutierbare zu ersetzen. nur so kønne dem vorwurf von der angeblichen "tyrranei der strukturlosigkeit" begegnet werden, der von den verfechtern rigider organisationsmodelle, die das endgûltige scheitern der antiautoritãren bewegung behaupten, hãufig vorgebracht wird. in ihren vorschlãgen zur anarchafeministischen praxis macht carol ehrlich anleihen bei den situationisten. ausdrûcklich bezieht sie sich auf deren theorien von der " gesellschaft des spektakels " und fordert subversive aktionen, " guerilla-taktik ", die aus dem rahmen programmierter rebellion und den klischees politischen handelns ausbrechen. solche aktionen mûssen provozieren und sind nicht zu vermarkten. die akteurinnen mûssen sich der entfremdenden wirkung des kapitalistischen medienmarktes bewusst sein, der sie zu zuschauerinnen ihrer selbst werden lãsst. nur einzigartige, mutige und spektakulãre aktionen, die den alltag neu erfinden, kønnen diesen so thematisieren, dass den menschen die augen aufgehen. fûr frauen bedeute dies vor allem, die gesellschaftlichen klischees von der frau zu durchbrechen. carol ehrlichs vorstellungen gehen also in eine art " feministische spassguerilla ". den ... aktuellsten (1991) und umfassendsten anarchafeministischen ansatz stellen die ausfûhrungen von janet biehl zu ihrem konzept eines sozialen " økofeminismus " dar. ausgehend von der kritik am økofeminismus, als den patriachalen rollenzuweisungen und wertigkeiten verhaftet, fordert sie die aufsprengung der geschlechtsspezifischen sphãhren des " privaten " und dem " politischen " und ihre gegenseitige durchdringung. der økofeminismus, wie ihn z.b. ynestra king in die anarchistische diskussion eingebracht hat, geht von einer besonderen verantwortung und befãhigung der frauen zur rettung des bedrohten lebens auf der erde vor der økologischen katastrophe aus. durch die besondere verbindung zwischen frau und natur, die auf der gemeinsamen und parallelen unterdrûckung beruhe, seien frauen geradezu prãdestiniert, durch 'ihre' weiblichen werte und eine am 'leben' orientierte moral, eine wende herbeizufûhren. die frau stehe als "vermittlerin zwischen natur und kultur". zwar weiss auch ynestra king um den kulturellen ursprung dieser konstruktion, doch will sie ihn benutzen. frauen als bewahrerinnen eines ursprûnglichen bewusstseins von z.b. spiritualitãt und magie kønnten diese in die rational dominierte politik einbringen und damit neue lebenszusammenhãnge anregen. bestes beispiel sind ihr die frauen von greenham common. janet biehl nimmt von diesem ansatz den økologischen akzent auf, sie weist jedoch die immanente affirmation patriachalischer rollenzuweisungen zurûck. ein patriarchalisches konstrukt kønne nicht fûr die emanzipation instrumentalisiert werden. " das »frau=natur«, ob es sich nun biologisch oder sozial herleitet, hat fûr frauen, die sich von kulturellen definitionen zu befreien suchen, eindeutig ein eher regressives potential. fûr linke frauen sollte es doch møglich sein, sich ohne bestãndige last des »frau=natur« fûr die befreiung sowohl von frauen wie der natur, einzusetzen. " janet biehl propagiert die »ethik des sorgens«, die die gesellschaftliche sphãre des privaten kennzeichnet, auch fûr den politischen bereich, aber nicht als alleiniges prinzip. " bei den anstehenden entscheidungen im øffentlichen bereich entstehen zwischen den menschen unausweichlich differenzen, die argumentativ geklãrt werden mûssen, rational und leidenschaftlich. " daher sei die »ethik der rechte« (gerechtigkeit, menschenrechte) als erbe der aufklãrung ebenso wichtig. auf der basis eines libertãren kommunalismus, wie ihn murray bookchin vertritt, mit dem sie am institut fûr soziale økologie in vermont, usa, zusammenarbeitet, sollen sich øffentliches und privates verzahnen. durch eine »kommunalisierte økonomie«, die den menschen, mãnnern wie frauen, beide - heute getrennten - lebensbereiche erøffnet, soll sich das gesellschaftliche zusammenleben vollstãndig neu gestalten. wenn zwischen arbeitsplatz und lebensbereich keine grossen entfernungen mehr liegen, sei sowohl eine gemeinschaftliche fûrsorge fûr alte und kinder, wie auch das heraustreten der frauen aus dem privaten bereich møglich. frauen und mãnner kønnten an allen aspekten des gesellschaftlichen lebens teilnehmen. dies bedeute aber nicht nur einen angriff auf die patriarchalischen sozialcharaktere, sondern auch auf kapitalismus und nationalstaat als quellen von HERRschaft. der soziale økofeminismus zielt deshalb auf eine verzahnung mit der linksradikalen, anarchistischen theorie und bewegung.
die befreiung der frauen kønne nur im rahmen einer
allgemeinen befreiung der gesellschaft erfolgen.
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(aussa dem emma goldman zitat) er is n kleenes stûck lãnger - nicht viel - und von friederike kamann
an friederike, knofo, friends of durruti berlin, AurorA & anti-quariat und an alle schwarzen
gehirnzellen, roten zoras und companeir@s:
freiheit - liebe - militante solidaritãt der unterdrûckten, ausgebeuteten und verfolgten grûsse ausm anarchistischen widerstand!
birgit schelm |