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    september/oktober 2002:

  • vorwort: auf, auf zum kampf compañer@s

    termine:
  • berlin: september - oktober - november
  • out of big B

    beiträge:
  • i2002 - internationale solidaritätskonferenz
  • politische kommuneprojekte

    service:
  • A-adressen + A-kontakte
  • anarchistische literaturtips





    Auf, auf zum Kampf Compañer@s,

    nach einem verregneten Sommer sollten wir uns auf einen heißen Herbst vorbereiten. Die Bundestagswahl steht bevor und bietet mal wieder einen guten Anknüpfungspunkt für die unterschiedlichen Schwerpunktsthemen der linksradikalen und anarchistischen Szene. Rund um die Wahl wird es in Berlin eine Aktionswoche geben, um Themen wie Selbstorganisation und Alternativen zum repräsentativen System aufzuzeigen und zu propagandieren. Am 27. August findet ab 20h im blauen Salon des Mehringhofes ein Vorbereitungstreffen dafür statt. Laßt uns die Wahl für die Herrschenden unvergeßlich machen! In Hinblick auf Alternativen zu Staat und repräsentativem System können wir euch auch die International Solidarity Conference empfehlen, wo u.a. Fragen der Selbstorganisation diskutiert werden. Ansonsten bietet unser Schwerpunkthema "Kommunen" sicherlich ebenfalls einige spannende Anregungen um über Alternativen nachzudenken. In eigener Sache müssen wir euch aber leider mitteilen, daß mit dieser Ausgabe die vorerst letzte Papierausgabe des TerminAtors erscheint. Ein Teil des Redaktionskollektives wird Germoney für ein Weilchen verlassen und den verbleibenden Redaktionsmitglieder wächst die politische Arbeit über den Kopf. Wir werden aber versuchen eine Internetpräsentation auf der Homepage des A-Ladens (www.a-laden.org) aufrecht zu erhalten. Wer das Redaktionskollektiv noch unterstützen will, kann sich gerne bei uns melden – unsere Email-Adresse lauete: sozialerevolution@yahoo.de.

    ... sind wir geboren.

    Das T-Kollektiv

    P.S.: Die Druckkosten überschreiten bei uns leider immer noch die Werbe- und Spendeneinnahmen. Spenden für die Deckung unserer Unkosten sind jederzeit willkommen. Spenden an das Konto vom A-Laden (s. A-Laden- Anzeige in dieser Ausgabe) – Verwendungszweck "Terminator".



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  • September
    Do. 05. 19:30h - A-Laden
    "Stranger then Paradies" (Film) + vegane VoKü
    So. 08. 16:00 - A-Laden
    Plenum Libertärer Elemente BerlinS (Plebs)
    Di. 10. 20:00h - TWH
    Rude-Gender-Killas presents: "Dead Man" (Film) + KiKü
    Mi. 11. 17:00h - A-Laden
    Treffen des libertären Wahlboykottbündnisses
    19:00h - A-Laden
    Vernetzungstreffen von Wahlboykottgruppen

    Do. 12. 17:00h - A-Laden
    Anarchistisches Literaturcafé: Freie Liebe, Freie Sexualität und Anarchie
    Das Thema "freie Liebe" durchzieht die Philosophie- geschichte des Anarchismuswie ein schwarz-roter Faden - in Grenzen wurde sie auch ausgelebt. In einem kritischen Vortrag wird die Rezeption und Umsetzung der freien Liebe und Sexualität beleuchtet und hinterfragt. Dabei geht es auch um die Hinterfragung von Patriachat, heterosexueller Normierung und Geschlechterrollen. Anschließend soll in gemeinsamer Diskussion über Konzeptionen von freier Liebe und Sexualität Erarbeitet werden.
    So. 15. 20:00h - TWH
    Rudeconnection: erst Concert dann DJ[ane]s; lecka Cocktailtresen
    freier Eintritt, politischer Büchatisch, Soli für die Flüchtlingskarawane
    Mo. 16. 19:00h - Bunte Kuh (Parkstr.16/W'see)
    Wählen oder Wahlboykott?
    Es ist wieder so weit! Ob auf der Strasse, im Fernsehen oder in Gesprächen am Abendbrottisch: die Bundestagswahl ist allgegenwärtig. Zu der Veranstaltung eingeladen sind u.a. Ralf Landmesser (Publizist), Hugo Verlade (Arbeiter- Litteratenrat) und verschiedene Parlamentarier. Eine Veranstaltung der Antifa Weissensee.
    Di. 17. 18:30h - Bandito Rosso (Lottumstr. 10a)
    Wahlen und andere Gesellschaftssysteme Diskussion über Wahlen und Alternativen zum repräsentativem System.
    Fr. 20. 19:00h - Bibliothek der Freien
    Heleno Saña: Die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg
    (Buchvorstellung durch den Autor)
    In Spanien fand zwischen 1936 und 1939 nicht nur ein Bürgerkrieg, sondern auch eine soziale Revolution statt. Gegen die franquistischen Putschgenerale wurde zum letzten Mal um Freiheit und soziale Gerechtigkeit gekämpft, bevor der Zweite Weltkrieg und der Faschismus Europa in Finsternis stürzten.
    Di. 24. 20:00h - TWH
    Rude-Gender-Killas presents: "Prinz aus Hölleland" + einen weiteren Film über Wagenburgen + KiKü


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  • Oktober
    Mo. 07. 19:00h - Bunte Kuh
    Infoveranstaltung mit Kurt Waffner
    Kurt Waffner, ein alt eingesessener Weissenseer, wird über sein Wirken in der Anarchosyndikalistischen Bewegung (anarchistische Gewerkschaften) und seinen Widerstand im 3. Reich berichten. Ein Muss für jede/n, die/der sich für linke revolutionäre Geschichte interessiert.
    fr. 18. 19:00 - Bibliothek der Freien
    Andre Fischer: Raoul Vaneigem und seine poetische Kritik
    Handbuch der Lebenskunst, Buch der Lüste, An die Lebenden - es handelt sich weder um Titel der Bestsellerliste der Alltagsratgeber mit einer Prise Philosophie noch um ein alternatives Kamasutra. Hans Martin Lohmann (Die Zeit) über die Schrift An die Lebenden: "Der Witz von Vaneigems Pamphlet liegt weniger in der analytischen Durchdringung der kapitalistisch 'klimatisierten Vorhalle des Todes' als vielmehr in dem authentischen Pathos, mit welchem es an die Kraft des Lebendigen appelliert." (Vortrag und Diskussion)
    So. 15. 20:00h - TWH
    Rudeconnection: erst Concert dann DJ[ane]s; lecka Cocktailtresen
    freier Eintritt, politischer Büchatisch, Soli für Gefangene


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  • Vorschau - November
    Fr. 15. 19:00 - Bibliothek der Freien
    Gerhard Bauer: Rücksichtslosigkeit und Menschenliebe
    Zwei anarchistische Spießgesellen: Franz Jung und Oskar Maria Graf


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  • Out-of.Big-B
    30.August bis 1.September Essen / Zeche Carl
    International solidarity Conference 2002 (I02)
    s. a. seperaten Ankündigungstext in diesem Terminator


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    i2002 - Internationale Solidaritätskonferenz

    Im Juni 1999 trafen sich in San Francisco (USA) ArbeiterInnen aus anarcho- syndikalistischen, revolutionaer-syndikalistischen und unionistischen Organisationen vieler Länder zur Internationalen Solidaritäts Konferenz I99. Sie tauschten vier Tage lang ihre Erfahrungen aus und diskutierten u.a. über den Kampf gegen die Weltbank, ebenso wie über die Verbindung von ArbeiterInnen-Kämpfen mit solchen zum Thema Umweltschutz und gegen die Armut. Besonders wichtig aber waren die Diskussionen über einen verbesserten internationalen Austausch zwischen den beteiligten ArbeiterInnen.
    Heute, zwei Jahre danach, möchten wir diesen Faden weiterspinnen und euch zu einem Nachfolgetreffen, dem I2002 einladen. Vom 29. August bis zum 1. September 2002 wollen wir in Essen (Deutschland), die Diskussionen, die wir in San Francisco begonnen haben, weiterfuehren und intensivieren. Die kapitalistische Globalisierung, die bereits auf dem I99 Gesprächsthema war, ist in den letzten zwei Jahren - u.a. durch die Demonstrationen in Seattle, Quebec, Prag, Goeteborg und Genua - aber besonders durch die Verschlechterung der eigenen Lage ins Bewußtsein vieler ArbeiterInnen gerückt, der Widerstand gegen die kapitalistische Ausbeutung wächst weltweit.
    Wir wollen auf dem I2002 darüber diskutieren, wie wir unsere gewerkschaftlichen Kämpfe weltweit besser koordinieren können und wie wir unsere reichhaltigen Erfahrungen selbst organisierter Kämpfe gegen kapitalistische Ausbeutung und staatliche Bevormundung anderen ArbeiterInnen rund um den Globus zugänglich machen können. Daneben wollen wir wieder dem konkreten Erfahrungsaustausch einen breiten Raum einräumen.
    Wir rufen euch auf: Kommt nach Essen, bringt eure Erfahrungen mit! Laßt uns diskutieren und einen nächsten Schritt tun im Kampf für eine freie Welt jenseits der kapitalistischen Ausbeutung und der staatlichen Unterdrückung!

    Die i2002 Organisationsgruppe der FAU-IAA

    Die einzige Bedingung, die wir an diejenigen stellen, die am i2002-Kongress teilnehmen moechten, ist, dass sie den folgenden vier Prinzipien zustimmen.
    1. Die Klasse derjenigen, die gezwungen sind ihre Arbeitskraft zu verkaufen (ArbeiterInnen-Klasse) und die Ausbeuter-Klasse haben nichts gemeinsam.
    2. Die ArbeiterInnen-Klasse muss sich selbst organisieren um die Ausbeuterklasse zu bekämpfen.
    3. Das wichtigste Kampfmittel der ArbeiterInnen-Klasse ist die Direkte Aktion.
    4. Nur die ArbeiterInnen selbst können das globale System der kapitalistischen Ausbeutung beenden.

    Kontakt:
    » i2002@fau.org
    i2002
    FAU-IWA
    Wolfstr. 10 (Hh)
    D-53 111 Bonn

    Infos unter: www.fau.org/i2002



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    Politische Kommuneprojekte
    (von Jens Herrmann)

    Immer und immer wieder bringt die Gesellschaft Menschen hervor, die sich mit den gegebenen Herrschaftsverhältnissen nicht arrangieren wollen. Sie wollen sich der Maschine (p.m.) von Geld, Arbeit, Unterdrückung - kurz den herrschenden Verhältnissen - nicht unterordnen. Sie wollen etwas anderes machen: sie wollen frei sein. Die Gesellschaft betrachtet sie verächtlich als Utopisten und Träumer. Doch viele lassen sich nicht beirren in ihren Visionen von einem anderen Leben, einem Leben in Gemeinschaft. Nicht die Herausbildung des Individuums als selbstbestimmtes und freies Wesen ist es, dem sie entgegentreten wollen, sondern dem Prozess der Individualisierung, Vereinzelung und Verwertung der Menschen.
    Während die Wurzeln von Kommuneprojekten bis in die ferne Menschheitsgeschichte zurückreichen, waren es in unserer kapitalistischen Epoche insbesondere die Frühsozialisten, welche die Idee des Gemeinschaftslebens wiederentdeckten. Namen wie Pjotr Kropotkin, Robert Owen, Charles Fourier, Pierre-Joseph Proudhon und Gustav Landauer sind nicht nur als anarchistische Aktivisten bekannt geworden sondern auch über ihre Aktivität für Gemeinschaftsprojekte.

    In der BRD waren es vor allem die Projekte der 68er die eine breite Wahrnehmung genossen. Die Kunzelmanns, Teufels und Langhanses machten viel Wind, doch vor dem Hintergrund einer praktischen Aufbauarbeit alternativer Lebensstrukturen blieben ihre Projekte eher unbedeutend. An ihnen war es eher die verkrusteten Gesellschaftsstrukturen der Nachkriegszeit aufzubrechen und den Weg für viele Projekte, die dann in den 70er und 80er Jahren gegründet wurden, zu öffnen. Die Provokation war ihre politische Methode und viele Kommuneprojekte spüren ihre Wirkung bis heute durch die zahlreichen Vorurteile die ihnen von großen Teilen der Gesellschaft entgegengebracht werden. Viele dieser Stereotype haben natürlich mit dem Alltag der heute bestehenden Kommuneprojekte wenig zu tun: weder sind Kommunen heute "Terroristenhorte" noch sind sie "Kollektivpuffs".
    Vielmehr sind es Orte an denen Menschen versuchen ein Stück ihrer gesellschaftlichen Utopie schon jetzt - noch innerhalb der herrschenden Gesellschaftstrukturen - zu verwirklichen. Sie sind damit praktische Lebensalternative und Versuchsfeld in einem.
    Diese Versuche sind notwendig und wichtig vor allem vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass letztlich die Menschen (jedeR Einzelne) es sind, die die Herrschaftsverhältnisse permanent reproduzieren. Für ein herrschaftsfreies Leben bedarf es auch einer entwickelten Praxis, sonst scheitert die "Revolution" letztlich an dem fehlenden alternativen Wissen und den Handlungsmöglichkeiten. Der Kommunist Antonio Gramsci und der Anarchist Gustav Landauer haben diesen Zusammenhang dargestellt: Befreiung aus den Herrschaftsverhältnissen muss sich demnach sowohl an subjektiver Emanzipation orientieren, als auch sich gegen staatliche und gesellschaftliche, insbesondere ökonomische Institutionen wenden. Der Abbau von ´Staat in uns´ selbst bekommt eine wesentliche Rolle im politischen Kampf.
    Die radikale politische Linke ignoriert diese Erkenntnis in ihrer Praxis fast durchgängig. Sie orientiert sich im Wesentlichen an der fetischhaften militanten Auseinandersetzung mit dem Staat. Durch diese einseitige Orientierung an den Institutionen der Macht und Herrschaft kopiert sie jedoch tendenziell immer deren Herrschaftsmuster und schafft keine neuen, emanzipatorischen Gesellschaftsmodelle als Antwort auf ganz alltägliche Fragen. Trotzdem sind nicht selten aus dieser Kritik heraus alternative Lebens- und Arbeitsformen entstanden, doch stellen sie einen offenen Tabubruch mit dem linksradikalen Selbstverständnis dar. Dieses gründet sich auf das "Zerstören" und "Zerschlagen" und nicht auf das "Auflösen" und "Neugründen". Dadurch entsteht leicht ein prekärer Dualismus. Zum einen führt der Einstieg in alternative Lebensentwürfe oft zum Ausstieg aus linksradikaler Politik, zum anderen verkommt er leicht zur Nische (bzw. zum "Ghetto") im System, dem die Bezüge zu den gesellschaftlichen Konflikten und Kämpfen fehlen.
    Doch was sind eigentlich Kommunen? Was zeichnet eine Kommune oder ein Gemeinschaftsprojekt aus?

    Zunächst einmal leben und arbeiten die meisten Projekte zumindest überwiegend gemeinschaftlich.
    Die Meisten verfügen über eine gemeinsame Haushaltsführung mit einer gemeinsamen Ökonomie. Viele sind eher spirituell, künstlerisch, therapeutisch oder ökologisch orientiert, einige auch dezidiert links-politisch oder radikalpolitisch. Für linke, anarchistische Politik dürften insbesondere die letzten beiden Gruppen interessant sein. Allein im Bundesgebiet kommen so ein paar duzend Projekte zusammen.
    Die weltweit größte Ansammlung von Gemeinschaftsprojekten dürften die israelischen Kibbuzim sein, von denen in den letzten 80 Jahren mehr als 230 gegründet wurden.
    Das wohl bekannteste Projekt in Deutschland ist die Kommune Niederkaufungen bei Kassel. Dort leben und arbeiten etwa 75 Erwachsene und Kinder zusammen. Die Kommune betrachtet sich als links-politisches und ökologisches Gemeinschaftsprojekt. In ihr ist nicht nur Privatbesitz weitgehend abgeschafft, auch die Entscheidungsfindung ist hierarchiearm gestaltet. Alle Bereiche der Kommune sind selbstverwaltet und kleinfamiliäre Strukturen sollen abgebaut werden. Die Kommune betreibt ein Tagungshaus, mehrere Handwerksbetriebe, einen Kinderhort, einen Pflegedienst, eine Architekturwerkstatt, einen Landwirtschaftsbetrieb sowie eine therapeutische Praxis. Nicht zuletzt auch aufgrund der Größe der Gemeinschaft gibt es eine Reihe von Regeln und Zuständigkeiten im Kommuneleben in Niederkaufungen.
    Als dezidiert anarchistisches Projekt begannt die "Luttergruppe" auf der Burg in Lutter (Nähe Salzgitter/Niedersachsen) Anfang der 80er Jahre die alte historische Burganlage zu sanieren und mit Gemeinschaftsleben zu erfüllen. Die Gruppe betreibt heute mehrere Handwerksbetriebe und ein Tagungshaus.
    Ein anderes Projekt aus dem anarchistischen Umfeld war das "Projekt A", welches in Folge des von Horst Stowasser geschriebenen gleichnamigen Buches zunächst im hessischen Alsfeld, später dann in Neustadt an der Weinstraße gegründet wurde. Leider ist in Neustadt fast nichts mehr von dem sehr großen und zunächst auch erfolgreichen Projekt W.E.S.P.E. übrig geblieben. Zu groß waren die inneren Wiedersprüche und Reibereien der ProjektteilnehmerInnen und zuletzt auch der ökonomische Druck der auf den zahlreichen alternativen Betrieben lastete. Auch Horst Stowasser hat seine Visionen inzwischen in Richtung eines praktischer umzusetzenden Ökonomie- und Projektverständnisses abgeändert.

    Doch es gibt auch neue Projekte, die Mut machen. So wurde in den letzten Jahren in Bremen das Projekt "Alla Hopp" aufgebaut. Etwa 20 Menschen haben dort eine alte Bonbonfabrik gemeinsam ausgebaut. Sie betreiben eine gemeinsame Kasse und verstehen sich als links-politische Aktivisten, die überwiegend aus feministisch-autonomen, autonomen, antipatriarchalen, ökosozialistischen sowie Graswurzelzusammenhängen kommen. Die Frage von praktischem Abbau von Herrschaftsverhältnissen und Hierarchien ist für sie ein zentraler Inhalt des Kommunelebens.
    Ein weiteres interessantes Kommuneprojekt befindet sich in der Nähe von Gotha (Thüringen): Die Kooperative Haina. Sie verstehen sich als links-politisches Projekt und versuchen insbesondere eine Kritik an Arbeit und Geldwirtschaft mit praktischen Alternativansätzen zu verbinden.
    Doch viele Kommuneprojekte mussten in ihrer Geschichte - oft schmerzhaft - feststellen, dass die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit schwer zu überwinden ist und es ein richtiges Leben im falschen eben auch nur eingeschränkt geben kann. Letztlich sind die Kommunen auch eingebunden in das Weltsystem mit seiner kapitalistischen Ökonomie, dem Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und anderen Herrschaftsformen. Es ist ein Kampf gegen viele Probleme und alles perfekt machen zu wollen führte nicht selten zur totalen Überlastung der Projekte. Besonders die ökonomischen und patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen haben vielen Projekten sehr zu schaffen gemacht. Einerseits wollten sie alles gut machen, ein Kollektiv sein, alles ökologisch machen und dann auch noch billig und nicht ausbeuterisch - eine Rechnung die im Kapitalismus fast nie aufgeht. Patriarchale Strukturen sollten bekämpft werden. Doch das ist gar nicht so leicht, wenn die Individuen einerseits in dieser Weise sozialisiert wurden und sie zudem in ständigem Umgang mit der patriarchalen Außenwelt sind.
    Oftmals bleibt für die Anbindung an radikale linke Politik, an Kampagnen und Aktionen kaum noch Zeit und Kraft - zu groß sind die Belastungen mit den eigenen Themen. Eine Entpolitisierung liegt nahe und ist und war auch in zahlreichen Projekten sehr deutlich zu beobachten. Oftmals wird die eigene Entpolitisierung dann damit kaschiert, das Leben in der Kommune an sich als die politische Aktivität darzustellen. Doch Politik, die auf gesellschaftliche Emanzipation abzielt und sich nicht nur mit der Nische abfinden will muss auch Beziehungen und Konflikte zur herrschenden Gesellschaft eingehen.
    Zudem stagniert die Kommunebewegung seit einigen Jahren. Es wurden kaum noch neue Projekte gegründet und vielen alten Projekten fällt es schwer, Menschen für ein Leben in ihren Gemeinschaften gewinnen zu können. Und es fehlt auch an Impulsen. So ist zu beobachten, das es nur wenige politische Kommuneprojekte gibt, die antirassistisches Handeln praktisch umsetzen oder einen kritischen Arbeitsbegriff in ihrem Zusammenhang entwickeln und auf ihres Lebenspraxis anwenden.
    Immer mehr spirituell orientierte Gemeinschaften treten in diese Lücke und entpolitisieren die Kommunebewegung zunehmend.

    In der Kürze dieses Artikels ist eine Darstellung politischer Gemeinschaftsprojekte natürlich nur sehr begrenzt möglich, weshalb ich nun noch ein paar Buchtips zum Weiterlesen geben will und auch auf meine Diplomarbeit "Politische Kommunen" hinweisen will. Sie ist im Umweltmagazin "Rabe Ralf" auszugsweise abgedruckt worden, wo die Artikel auch bestellt werden können (raberalf@grueneliga.de).

    Rolf Cantzen: Weniger Staat - mehr Gesellschaft. Freiheit - Ökologie - Anarchismus. 3. Auflage. Grafenau: Trotzdem 1997. VI. 264 S. Kollektiv Kommunebuch: Das Kommunebuch, Alltag zwischen Widerstand, Anpassung und gelebter Utopie Göttingen, 1996
    P.M.: bolo´bolo, Paranoia City Verlag, Zürich,1995
    P.M.: Subcoma, Paranoia City-Verlag, Zürich, 2000
    Eurotopia-Redaktion: Eurotopia, Verzeichnis europäischer Gemeinschaften und Ökodörfer Ausgabe 2000/2001, Würfel-Verlag, Ökodorf Sieben Linden, 2000

    Linktips zum Thema Kommunen von der T-Redaktion:
    www.anarchistcommunitarian.org
    www.contraste.org/kommunen.htm
    www.eurotopia.de
    www.burg-lutter.de
    www.kommune-niederkaufungen.de




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